Die Wanderung auf den Schafreuter mit Abstieg über Tölzer Hütte ist konditionell fordernd, aber die Aussichten belohnen mehrfach für die Anstrengung der über 1.200hm Aufstieg.
Start bei der Oswaldhütte.
Die Tour beginnt einige hundert Meter südlich der Oswaldhütte. Dort kann man rechts neben der Straße auf einem offiziell beschilderten Parkplatz – sogar kostenfrei – den Wagen stehen lassen. Aber Achtung! Wie hier in einem Leserkommentar zu lesen ist, sollte man nicht auf der linken Fläche parken, denn so verlockend es aussieht, liegt sie im Naturschutzgebiet und hat Strafzettel zur Folge.
Für den Aufstieg ist auf jeden Fall der Forstweg zur Moosenalm dem alten Hüttensteig vorzuziehen, den ich für den Abstieg gewählt habe. Der Einstieg liegt unübersehbar und beschildert direkt am Parkplatz. Ohne viel Vorgeplänkel geht es direkt bergauf los.
Die nächsten 800 Höhenmeter geht es bis zur Moosenalm bergauf, teilweise auch relativ steil. Dafür ist die Steigung über die gesamte Strecke ziemlich gleichmäßig, sodass man schnell sein persönliches Tempo gefunden hat und dieses auch halten kann.
Ungefähr eine halbe Stunde vor der Alm kommt man an einem kleinen Bergbach vorbei, an dem man Rast machen und sich etwas abkühlen kann. Wer möchte, kann hier auch sein Wasser etwas auffüllen, denn ab hier hat man keine Gelegenheit mehr. Ich nutzte an einem heißen Tag gerne diese Möglichkeit, bevor es gesättigt und etwas abgekühlt weiterging.
Rast bei der Moosenalm.
Die Moosenalm ist nicht bewirtschaftet, sondern bewohnt. Aber wenn man dem Weg Richtung Schafreuter nur ein paar Minuten folgt, steht man auf einmal auf einer Wiese mit toller Aussicht, auf der man Rast machen kann – hoffentlich habt ihr alle Brotzeit eingepackt!? Denn solche Gelegenheiten für eine kleine (oder große) Pause hat man nicht auf jeder Tour: Wiese, Ausblick, Ruhe.
Hier ist es recht einsam (kaum verwunderlich), und die Pferde und Kühe haben quasi unbegrenzt viel Platz auf der Weide. Um die Moosenalm hört man lange das Gebimmel der Glocken, am Tag meiner Wanderung waren viele Kühe auf der Weide (und zwei Pferde).
Weiter Richtung Gipfel.
Weiter zur Tölzer Hütte oder doch lieber auf den Gipfel? Natürlich auf den Gipfel, jetzt sind es ja nur noch knappe 400 Höhenmeter, die schafft man jetzt doch auch noch! Kurz hinter der Moosenalm trennen sich die Wege: Links zum Schafreuter, rechts zur Tölzer Hütte. Auf diesem Weg kehrt man später wieder zurück. Wieder geht es etwas steiler bergauf, aber nie zu steil, und meistens recht gleichmäßig.
Zuerst geht man durch etwas Latschenkieferwald, und ab dem Kälbereck auch immer wieder nicht allzu fern von dem steil abfallenden Abgrund in Richtung Südwesten. Hin und wieder kann man durch die Bäume einen schönen Blick erhaschen.
Später lässt man den Wald hinter sich (immerhin ist man hier schon bei fast 1.900 Metern Höhe), und der restliche Aufstieg führt über eine Alm. Hier sind dann auch oft wieder die Kälber zu sehen, die dem Eck etwas weiter unten ihren Namen gegeben haben. Die Milch muss besonders gut schmecken…
Nachdem man nun schon 1.000 Höhenmeter in den Beinen hat, tut es der Motivation gut, dass man nun den Gipfel mit seinem Gipfelkreuz immer im Blick hat. Der Aufstieg dauert meiner Meinung nach etwas länger als ausgeschildert: Nicht 2,75 Stunden, sondern mindestens 3 bis 3,5 Stunden würde ich sagen. Und selbst das wäre noch etwas schneller als die Zeit laut dem genormten Durchschnitt.
Auf dem Gipfel des Schafreuter.
Kurz vor dem Gipfel muss man aufpassen, dass man nicht über den kleinen Stein stolpert, der dem Wanderer – quasi als letzte Motivationspille – nur anzeigt, dass man sich nun schon auf 1.960m befindet und somit nur noch lächerliche 50 Meter zu bewältigen sind. Sieht auf dem Foto links etwas weiter weg aus, aber jetzt sind es wirklich nur noch ein paar Schritte bis zum Ziel.
Der Schafreuter selbst hat einen mit Gras bewachsenen, aber zu allen Seiten recht steil abfallenden Gipfel. Dazu kommt noch, dass von allen möglichen auf dem Berg lebenden Tieren dort ihre Hinterlassenschaften zu finden sind, was die Suche nach einem ruhigen Ort ein klein wenig erschwert.
Direkt auf dem Gipfel verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Das ist sowohl auf dem Gipfelkreuz gewürdigt worden, das mittels eiserner Plaketten auf zwei Seiten „Gott segne Bayern“ bzw. „Gott segne Tirol“ erbittet. Daneben steht ein Grenzstein, auf dem ebenfalls die Bayerische bzw. Tiroler Seite markiert ist. Ich habe meine Rast natürlich auf der Bayerischen Seite verbracht.
Der Ausblick ist schon beeindruckend. Man blickt bis zur Soiernspitze, zum Herzogstand am Walchensee, weit in den Süden nach Österreich und natürlich im Norden weit über den Sylvensteinspeicher zurück.
Abstieg über Tölzer Hütte.
Der Abstieg zur Tölzer Hütte beginnt recht steil, und kurz darauf folgen mehrere, durch Seile gesicherte Stellen. Generell finde ich den Abstieg ziemlich anstrengend, da er nur über Geröll führt bzw. über blanke Felsplatten, die im trockenen Zustand zwar guten Griff haben, aber wenn es mal feucht sein sollte…
Nach einer guten halben Stunde ist man dann an der Tölzer Hütte, an der man unbedingt Rast machen sollte, denn man hat es sich verdient und sie liegt sehr schön. Manche Routeninfos raten dazu, noch das Delpsjoch zu besteigen, aber das sind nochmal 100 Höhenmeter mehr – ich habe mir das erspart und bin gleich über den Weg 51/237 nach Westen zurück zur Moosenalm.
Achtung: Der Weg beginnt direkt unterhalb bzw. an der Hütte, führt direkt nach Westen und könnte den Eindruck erwecken, dass er nur zur Toilette führt. Nicht mit dem südlichen Abstieg verwechseln, der endet einige Kilometer vom Parkplatz entfernt!
Der kleine Wanderweg führt zuerst nach Westen, dann immer weiter Richtung Norden. Ein letzter Gegenanstieg von ca. 50 Metern muss man noch schaffen, dann geht es wirklich nur noch bergab. Den langgezogenen Abstieg Richtung Moosenalm sollte man genießen, denn er bietet noch einmal einen prächtigen Ausblick. Und es gibt wieder Kühe zu sehen.
Der alte Hüttenweg.
Hinauf bin ich über die Forststraße, hinab nahm ich den alten Hüttenweg (in den Karten die Nummer 51 bzw. 238). Dieser ist zwar sehr abwechslungsreich, aber teilweise auch sehr vernachlässigt. Anscheinend wird er seit vielen Jahren nicht mehr aktiv gepflegt, wie ich auch diesem Wanderbericht von 2012 schon entnehmen kann.
Ich denke, dass es in ein paar Jahren an einigen Stellen sehr schwer werden wird, dem Weg zu folgen. Schon jetzt liegen hier und da Baumstämme quer über dem Weg, die man aber noch gut umschiffen kann. Die Markierungen sind auch noch sichtbar, teilweise aber sehr blass.
Mein Fazit: Eine tolle Tour für jeden mit Kondition und alpiner Wandererfahrung: Der Aufstieg laut Auszeichnung mit 2,75 Stunden ist m.M. nach etwas optimistisch, aber in 3,5 Stunden (ohne Pause) ist es gut machbar. Ungefähr 1.250hm müssen bewältig werden, aber die Tölzer Hütte ist super geeignet für eine ausgiebige Rast.
Blöd ist, dass fast der gesamte Abstieg von Schafreuter zur Tölzer Hütte und der alte Hüttenweg über Geröll führt – da sind die müden Beine nochmal enorm gefordert. Insgesamt ist man ohne Pause gute 6 Stunden unterwegs.
Die Wanderung fand am 17. Juli 2022 statt.