Das Format „U-matic“ ist mittlerweile außerhalb einer kleinen Gruppe von Technik-Nerds völlig unbekannt, aber in den 1980er Jahren war es ein hervorragendes Medium für interaktive Video-Trainings.
U-matic? Was ist das?
Dieses Jahr, im Herbst 2021, feiert das erste bandbasierte Video-Aufzeichnungsformat seinen 50. Geburtstag: Im September 1971 kamen „U-matic“ Recorder auf den Markt, nachdem sie schon 1969 von Sony angekündigt wurden. Die Qualität stellte, bis zum Aufkommen von digitalen Aufnahmeformaten Ende der 1990er Jahre wie DVCAM, die beste Lösung auch im professionellen Bereich dar, um Filmbeiträge für Nachrichten etc. aufzunehmen.
Den Einsatz im professionalen Umfeld erkennt man auch an der Vielzahl an Knöpfen und Eingängen & Ausgängen. Die Bänder ähneln dem ein paar Jahre später eingeführten VHS-Format, sie sind nur etwas größer.
Interaktive Videotrainings in den 1980er Jahren.
U-matic konnte den Ton in zwei Kanälen (links/ rechts) wiedergeben. Einer dieser Kanäle wurde bei Trainingsfilmen dazu verwendet, um in ihm keinen Sound, sondern einen Datenstrom zu senden. In diesem Datenstrom konnten Kommandos enthalten sein, die beispielsweise die Wiedergabe an einem definierten Punkt pausieren ließen.
Das konnte, je nach Training, ein Standbild sein, auf dem eine Frage zu sehen war. Wurde diese beantwortet, ging es mit der Wiedergabe weiter. Zwar eine sehr eingeschränkte Interaktivität, aber für die damalige Zeit – wir reden hier über die Zeit, als PCs bestenfalls 16 Farben darstellten und eine Festplatte vielleicht 40 MB Speicherplatz hatte – war es eine tolle Sache.
Hinweis: Leider habe ich selbst nie einen solchen U-matic Trainingsaufbau live in Aktion gesehen, und Dokumentation ist anscheinend rar: Bislang habe ich keine Unterlagen im Internet finden können, die genauer beschreiben, was man wie realisieren konnte. Wenn hier also jemand zufällig mitlesen sollte, der mehr weiß oder vielleicht sogar Unterlagen zu Hause hat, dann würde ich mich sehr über eine Nachricht freuen.
Anscheinend ist das U-matic Format gerade dabei, völlig in Vergessenheit zu geraten. Und das wäre schade. Laserdiscs sind in dem Bezug besser dokumentiert, schon alleine aufgrund der Verwendung in Videospielautomaten. Ich gehe mal davon aus, dass solche Steuerungen, ähnlich wie bei den Laserdiscs, über die „Remote“ Verbindung stattfanden. Der Sony VO-5630 hat einen Remote-Ausgang mit 33 Pins, und der Sony VP-7040 einen 25-poligen RS232C-Ausgang.
Völlig vergessene Steckertypen.
Wie veraltet diese Technologie mittlerweile ist, sieht man am besten anhand der Rückseite: Die dortigen Ein- und Ausgänge ähneln teilweise nichts, was man heutzutage noch kennt. Außer den Cinch-Eingängen und Ausgängen (sowie anscheinend einer Buchse für Klinkenstecker) und den damaligen Antennenkabeln dürfte man, zumindest als Privatmensch, solche Stecker noch nie gesehen haben. Wer damals im TV-Bereich tätig war, dem dürfte es bekannter vorkommen. Aber auch hier muss ich gestehen: Ich wüsste noch nicht einmal, wie man die Stecker bezeichnet, die an die Geräte angeschlossen werden müssten, geschweige denn wie die Kontakte belegt sind.
Wenigstens durfte ich nochmal einen Blick auf gleich zwei unterschiedliche U-matic Recorder werfen. Sie werden jetzt entweder als Ersatzteillager genutzt oder sind tatsächlich im Einsatz bei der Digitalisierung alter Bänder. Von diesen habe ich noch einige beiseite gelegt, die werden auf jeden Fall bis auf Weiteres nicht weggeworfen.
Ich finde es bemerkenswert, dass der letzte Anwender an einem der Player die korrekten Positionen der Schalter mit einem grünen Punkt markiert hat. So braucht man kein Handbuch, und auch kein Fachwissen. Clever!