Erinnerungen an meinen MiniDisc Player Sony MZ-N10.

1992 kam die MiniDisc von Sony auf den Markt. Gute 10 Jahre später griff auch ich zu und hatte viel Spaß mit meinem Sony MZ-N10. Ein paar Erinnerungen.

Die MiniDisc – Mutter der MP3-Player.

Sony MiniDisc 80 Minuten ungeöffnet

Im Mai 1991 stellte Sony die MiniDisc erstmals vor, und im November 1992 war sie dann erhältlich. Sie revolutionierte den Musikmarkt – man würde heute sogar sagen, dass sie einen disruptiven Wandel einläutete, denn sie führte endlich zu bezahlbaren Preisen ein digitales und tragbares Format ein. Rückblickend kann man sagen, dass die MiniDisc die Mutter der späteren MP3-Player ist.

Kassette mit Dolby C

Um zu verstehen, warum ihr Erscheinen so revolutionär war, lohnt sich ein Blick zurück an den Anfang der 1990er Jahre. Denn zu der Zeit waren heutzutage selbstverständliche digitale Formate noch nicht verfügbar.

Wie sah damals die HiFi-Welt im heimischen Wohnzimmer aus? Wahrscheinlich war dort bereits ein CD-Player zu finden, vielleicht noch ein mehr oder weniger verstaubter Plattenspieler – und ganz bestimmt ein Kassettendeck, denn Musikkassetten waren bis kurz vor dem Jahrtausendwechsel das einzige Medium, auf das man zu vertretbaren Kosten Ton und Musik aufzeichnen konnte.

Kassetten waren in verschiedenen Längen bis 120 Minuten Aufnahmedauer verfügbar; am populärsten waren 60- und 90-Minuten-Kassetten, die je nach Hersteller und Qualität für ca. 5-7 DM überall zu kaufen waren.

Die Revolution: Erste bezahlbare digitale Aufnahmeformate.

Laserdisc Player Pioneer CLD-1750

Um die 1990er Jahre klopften die ersten digitalen Formate im Audio/Video-Bereich immer stärker auch an die Tür von Privatleuten, die bereit waren, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Für DAT-Recorder ging es ab ca. 1.000 DM los, Laserdisc-Player waren sogar noch teurer und kosteten ab ca. 1.500 DM.

Einzig der seit 1982 verfügbare CD-Player war um 1990 schon zu vertretbaren Preisen um 500 DM verfügbar. Diese Medien boten einen „digitalen“ Klang. In der Tat war die Werbung zu dieser Zeit unglaublich erpicht, den potenziellen Käufern nahezulegen, dass „analoger“ Klang von Langspielplatte oder Musikkassette dem „digitalen“ Klang furchtbar unterlegen war, was ja prinzipiell auch stimmte.

Philips DCC 900.

Bedingt durch ihren Ursprung, der teilweise sogar schon in den 1950er Jahren lag, traten die Nachteile der Musikkassette immer stärker zutage: Rauschen, alternativ dumpfer Klang durch Rauschunterdrückung und minutenlanges Spulen der Kassette ohne die Möglichkeit, gezielt einen Titel anzuspringen waren nur einige offensichtliche Schwächen. Ganz zu schweigen davon, dass bei vielen Decks die Kassette nach der Hälfte der Spielzeit sogar umgedreht werden musste.

Und dann betraten im Jahr 1992 zwei Giganten mit konkurrierenden digitalen Formaten das Schlachtfeld.

Philips DCC – BASF Kassette

Philips trat mit der „DCC“, der „Digital Compact Cassette“ an. Sie war, was das Abspielen anging, kompatibel zur Kompaktkassette und somit konnten Käufer auch ihren privaten Bestand weiter abspielen.

Ich kaufte mir damals einen DCC Rekorder, wie ich früher schon hier beschrieben habe. Die DCC bot bereits digitalen, rauschfreien Klang und weitere Komfortfunktionen, wie zum Beispiel gezieltes Anspringen von von Titeln und mehr – aber sie war immer noch bandbasiert, man musste spulen. Und dann kam die MiniDisc!

Die MiniDisc: Wie eine CD, nur kleiner und besser!

36 Lieder und 158 Minuten – alles auf einer MiniDisc

Was die MiniDisc versprach, war Anfang der 1990er Jahre nicht weniger als eine Revolution: Digitaler Klang wie bei einer CD, direktes Anspringen von Titeln wie bei einer CD – und zusätzlich beliebig oft bespielbar, sowie bedingt durch die Miniaturisierung der perfekte Walkman-Ersatz, der in jede Hosen- oder Jackentasche passt.

Allerdings war der Start zäh, denn die Einstandspreise lagen auch teilweise über 1.000 DM. Außerdem hielten sowohl bei der DCC, wie auch bei der MiniDisc erstmals Audioformate Einzug, die – wie das Format MP3 – die Datenmenge stark reduzierten. Anfangs war das bei der MiniDisc eingesetzte ATRAC-Format beim Start Ende 1992 noch nicht ausgereift, aber wahrscheinlich wollte Sony nicht noch länger mit der Markteinführung warten, denn neben der DCC war absehbar, dass bezahlbare und beschreibbare CD-Formate nicht mehr in großer Ferne waren.

Längere Titel von Liedern wurden gescrollt

ATRAC wurde schnell verbessert, und man sagt, dass seit 1996 keinerlei Qualitätsmängel mehr zu hören waren. Die Preise fielen auch schnell, und so traten die zusätzlichen Möglichkeiten stark in den Vordergrund. Zum Beispiel konnten Lieder nach der Aufnahme betitelt werden, der dann passend im Display erschien.

Außerdem waren die Geräte gut für unterwegs: Klein, leicht, der Akku hielt von morgens bis abends, und dank der robusten Technik war der Player ziemlich unempfindlich gegenüber Aussetzern, wenn man die MiniDisc Player z.B. beim Joggen dabei hatte.

Dennoch wartete ich bis nach dem Jahrtausendwechsel, weil ich ja bereits mit dem DCC Recorder ein digitales Aufnahmeformat hatte und ab 1996 auch frühen Zugriff auf CD-Brenner, um Audio CDs zu brennen.

Der Sony MZ-N10 NetMD MiniDisc Recorder.

Der Sony Vaio Music Clip

Es dauerte bis 2003, dass ich meinen MiniDisc Player anschaffte. Während meiner Zeit in Japan hatte ich einen der ganz frühen MP3-Player gesehen, und nach meiner Rückkehr im Sommer 2000 hatte MP3 als Musikformat den Durchbruch vollends geschafft.

Plattformen wie die damals berühmt-berüchtigte von Napster taten ihr Übriges. Dann kamen die ersten Versionen des iPods mit eingebauter 5 GB Festplatte (später 10 GB und mehr), aber bei anfangs über 500 Euro auch entsprechend teuer. Also schaffte ich mir einen MiniDisc-Player an, denn dieser kostete nur ungefähr die Hälfte, und den großen Speicher brauchte ich damals nicht (wenn man ehrlich ist: auch heute noch nicht, wenn man sich auf die Lieder beschränkt, die man wirklich gerne hören möchte).

So konnte man den MD-Player auch auf den Schreibtisch stellen

Der Sony MZ-N10 ist ein „NetMD“ Player, was der Grund für meine Kaufentscheidung war: Man konnte über ein USB-Kabel direkt vom PC Lieder überspielen. Ich hatte damals schon viele meiner CDs auf Festplatte überspielt und dabei auch in MP3 umgewandelt, und war daher ideal gerüstet.

Die Software, die Sony damals zu diesem Zweck bereitstellte, hieß „SonicStage“, und man konnte sich die Bedienung so ungefähr wie iTunes vorstellen. Leider auch inklusive der ganzen Einschränkungen, was künstlich gesetzte maximale Datenraten und Kopier-Einschränkungen anging. Aber dafür passten auf eine MiniDisc im „Longplay“ Modus und vertretbaren 132 KBit/s bis zu 160 Minuten Musik (bzw. 320 Minuten bei maximaler Kompression). Also packte man ein paar Discs in die eine Jackentasche, den Player in die andere Jackentasche, und man war für ein paar Tage gerüstet.

Der Abschied und Rückblick.

So eng beschrieben waren die Discs gerne

Ich hatte eine Weile richtig viel Spaß mit meinem MD-Player. Er hat verlässlich funktioniert, die Leer-Disks waren nicht teurer als damals die Musikkassetten, und sie waren sehr robust.

Während einige meiner DCCs, die zugegebenermaßen auch teilweise 10 Jahre älter sind, bereits nach 20 Jahren trotz idealer Lagerung schon deutliche Tonaussetzer hatten, ist bei den derzeit auch knapp 20 Jahre alten MiniDiscs keinerlei Mangel zu erkennen.

Auch der eingebaute Akku des Geräts scheint noch in Ordnung zu sein. Auf einigen Discs finden sich noch meine handschriftlichen Tracklists – ganz klein und eng bekritzelt, weil so wenig Platz für so viele Titel vorhanden war.

Der MZ-N10 NetMD Player

Wann genau ich meinen MiniDisc Player dann beiseite gelegt habe, kann ich nicht mehr genau sagen. Ich kann es höchstens eingrenzen, weil die letzte Version von SonicStage 4.3 irgendwann 2007 erschien, also ungefähr zur Einführung von Windows Vista.

Ich meine auch, ich hätte SonicStage nur unter Windows XP eingesetzt. Außerdem habe ich um 2005 mein erstes Auto mit eingebautem CD-Player besessen, und daher habe ich im Grunde schnell alles auf CD überspielt. Ein paar verkratzte CDs aus der Zeit mit teilweise verblichenen und mit Wasserflecken übersäten selbstbedruckten Covern habe ich noch.

4 MiniDiscs 74 bis 80 Minuten ungeöffnet

Rückblickend muss ich sagen: Schade, dass ich durch falsche Beratung einen DCC Rekorder gekauft habe. Wenn ich statt dessen damals auf MiniDisc umgestiegen wäre, dann hätte ich wohl gut 15 Jahre lang die bessere und bequemere Lösung zu Hause gehabt.

Um 2005 erreichte die MD bei Verkaufszahlen ihren Höhepunkt, aber die Popularität sank dann sehr schnell: iPods und andere MP3-Player fluteten den Markt mit Gigabyte-großen Festplatten bei immer weiter sinkenden Preisen. Und spätestens mit dem Durchbruch der Smartphones und deren eingebauten MP3-Spielern brauchte man dann keinen „Walkman“ mehr.

Im Jahr 2011 verkündete Sony wenig überraschend die Einstellung der MiniDisc Weiterentwicklung.

Lied 26: Xanadu

Der Sony MZ-N10 NetMD Player wurde von mir aus einem langen Dornröschenschlaf von bestimmt über 10 Jahren im April 2021 noch ein letztes Mal erweckt, um die Fotos für diesen Artikel zu erstellen. Bei der Gelegenheit habe ich auch in die Aufnahmen hineingehört und muss sagen: Die Qualität ist wirklich gut gewesen!

Der damalige Kopfhörer, der dem Gerät beilag, hatte sogar ein separates Display und man konnte über das Kabel auch wie heute üblich vor- und zurückspringen sowie die Lautstärke anpassen. Es lässt sich aber nicht leugnen, dass es keinen rationalen Grund mehr gibt, ihn im Jahr 2021 zu verwenden.

Daher ist es aber Zeit, dass ich ihn an einen Liebhaber weitergebe, der ihn auch jetzt noch zu schätzen weiß.

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