Zum Schmelzbichl führt eine schöne Tour vom Weißbrunnsee, bei der man an der Fiechter Alm gut Rast machen kann.
Vom Parkplatz zur mittleren Weißbrunnalm.
Die Tour beginnt am Parkplatz des Weißbrunnsees, der schon auf fast 1.900m Höhe liegt. Wer also konditionell nicht so gut ausgestattet ist, braucht nur knappe 150 Meter zur Fiechter Alm aufzusteigen, und das schafft wirklich jeder. Es führen sogar gut ausgebaute Forstwege zur Alm mit flacher Steigung (dafür natürlich länger), und ich meine, es gab sogar auch einen Pferdekutschen-Service.
Wir nehmen allerdings einen Weg, der uns höher und zu vielen traumhaften Aussichten führt, nämlich über das Schmelzbichl. Diese Route sind wir bereits vor zwei Jahren im Herbst gewandert, und auch zu dieser Jahreszeit war es eine tolle Tour.
Daher gehen wir neben der Knödlmoidl zu Beginn auf Weg 140, der auch weiter zur Höchster Hütte führt. Schon nach ein paar Minuten hatten wir neue Freunde gewonnen: Eine Ziegenherde, von denen uns zwei tatsächlich bis zur Fiechtalm begleiteten (die restliche Hälfte verließ uns an der oberen Weißbrunnalm).
Sie ließen sich auch nicht von verschlossenen Gattern irritieren und sprangen entweder drüber oder umliefen sie. Nach knappen 10 Minuten biegen wir links ab auf Weg 103, der mäßig ansteigt und teilweise von der Falschauer begleitet wird. Nach einer Weile öffnet sich auf einmal die Landschaft, und wir stehen auf einer großen Wiese, an der die mittlere Weißbrunnalm liegt.
„Erstbesteigung“ 1978?
Hier war ich bereits vor ziemlich genau 40 Jahren, als kleines Kind im Sommerurlaub mit Eltern und Großeltern. Ein alter Super 8 Film des Urlaubs von 1978 zeigt die Stelle sehr gut. Sicher, die Brücke ist mittlerweile wahrscheinlich mehrfach neu gebaut worden, und auch ihre Position dürfte ein wenig anders sein, aber man erkennt die Stelle gut.
Der Baum ist älter, aber der markante Felsen ist noch da. Leider konnte ich keine exakten Vergleichsfotos machen – vielleicht beim nächsten Mal. (Somit sollte mir eigentlich eine Ehrennadel zustehen, oder? ;)) Der Weg ist offensichtlich schon seit einigen Jahrzehnten sehr beliebt, und 1978 existierte am Weißbrunnsee sogar ein Restaurant mit dem ersten Michelin-Stern im Ultental – inklusive Hubschrauberlandeplatz!
Weiter zur oberen Weißbrunnalm.
An dieser Stelle liegt der Wald bereits hinter uns, und der Rest der Wanderung führt über Wiesen. Zumeist nur wenig ansteigend, aber auch mit einigen steileren Stellen – besonders der letzte Teil direkt vor der oberen Weißbrunnalm. Er führt zu dieser Jahreszeit, die Schneeschmelze ist noch nicht ganz beendet, deutlich mehr Wasser als im Herbst, und es macht einfach Spaß, diesem wilden Bach zuzusehen! Ganz unvermittelt endet der Anstieg, und die obere Weißbrunnalm liegt vor uns.
Hier trafen unsere vierbeinigen Begleiter auf eine weitere Herde, und bis auf zwei Ziegen entschloss sich der Rest der Herde, hier zu bleiben. Auch wir blieben noch ein wenig und verschnauften etwas. Direkt neben der Alm ist noch ein kleiner See, der auf den ersten Blick unscheinbar aussieht, aber bei passender Sonnenstellung und Himmel traumhafte Spiegelungen der Berggruppe um die Höchster Hütte gegenüber zaubert. An diesem Tag war es ein wenig bewölkt, aber auch so konnte man schöne Fotos schießen.
Offizielle Marende am Schmelzbichl.
Und weiter geht’s: Mittlerweile sind wir schon fast auf 2.300m Höhe angekommen, und somit haben wir spätestens ab hier in alle Richtungen eine tolle Fernsicht. Nordöstlich liegt zu Beginn noch der Schmelzbichl, aber westlich in Richtung Höchster Hütte liegen die Hintere Eggenspitze (3.443m), Weißbrunnspitze (3.253m), Zufrittspitze (3.439m) und der Pilsberg (2.882m), noch mit schneebedeckten Spitzen. Wenn man zurückblickt in Richtung Südwesten hat man das weite Tal vor sich, das vom Gleck (2.957m) beherrscht wird. Und die meisten dieser Gipfel kann man bewandern – einfach toll! Auf dem Gleck war ich bereits 2015.
Ein kleines Stück nördlich des Schmelzbichls fanden wir eine kleine Wiese, auf der wir unsere Marende auspackten und eine schöne Pause einlegten. Und natürlich auch die Ziegen, die ein wenig bei uns grasten.
Dieser Vorsprung auf ca. 2.350m Höhe lässt den Wanderer über das ganze Ultental blicken, soweit das Auge reicht (wenn das Wetter stimmt). Die Jahreszeit, Mitte Juni, hat wunderbar gepasst – es war warm genug zu wandern, aber die Berggipfel der Dreitausender waren weiß. Wie gemalt.
Weiter zur Fiechtalm.
Der letzte Teil der Wanderung führt immer leicht bergab über Wiesen. Vielleicht muss man, wie wir, zu dieser Jahreszeit auch mal über ein kleines Schneefeld, das aber schon sehr weich und sulzig auf der Oberfläche ist.
Eine fette Kröte hat sich vor uns unter einem Stein versteckt – in dieser Höhe habe ich noch nie eine Kröte gesehen. Überall sprudelte das Wasser zwischen den Steinen hervor und floss teilweise wild über die Wiese.
Schon bald trafen wir auf den Weg, der vom Nagelstein (2.469m) kommt, und direkt danach auf den Fiechtsee. Vor hier führt der Weg nochmal kurz durch den Wald, bevor wir an der Fiechtalm ankommen.
Unsere Wanderung startete am Nachmittag, da wir an der Alm den Sonnenuntergang beobachten wollten. Da es zu bewölkt war, fiel das leider aus, wurde aber durch einen tollen Bildervortrag mehr als ausgeglichen: Nikolaus Gruber, Extrembergsteiger aus dem Ultental, der schon auf den Gipfeln mehrerer 8.000er stand, erzählte uns in toller Weise über seine Expedition zum Nanga Parbat.
Leider konnte er diesen Gipfel nicht erreichen, da das Wetter umschlug. (Ich habe übrigens einen Heidenrespekt vor Bergsteigern, die kurz vor dem Gipfel noch die Räson haben, umzukehren, wenn der eh schon gefährliche Aufstieg zu einer lebensmüden Idee wird.) Zurück geht es dann auf direktem Weg ganz schnell über mehrere Wege unterschiedlicher Schwierigkeit.
Die Wanderung fand am 8. Juni 2018 statt.
Update 2023.
Im Herbst 2023 bin ich diesen Weg wieder einmal gegangen – bei bestem Wetter. Anbei eine Auswahl der Fotos.