Ein Besuch in Nara, der alten Hauptstadt Japans, gehört zum Pflichtprogramm, wenn man in Japan ist. Wieder einmal waren die Tempel – und die Hirsche – beeindruckend.
Der Tempelbezirk von Nara
Vom Großraum Osaka und Kyoto aus ist Nara sehr bequem zu erreichen: Knappe 45 Minuten mit dem Zug von einer der beiden Städte, und man ist schon dort. Vom Bahnhof aus kann man auch zu Fuß in Richtung Osten weiterlaufen, oder man ist ein wenig bequem und nimmt den Bus bzw. das Taxi bis zum Kofuku-Ji. Dort beginnt das weitläufige Areal, für dessen Besuch man unbedingt einen knappen Tag einplanen sollte.
Ich war bereits mehrfach dort, und Berichte von früher kann man aus dem Jahr 2002, 2009 und 2010 nachlesen. Noch immer empfehle ich, gegen den Uhrzeigersinn durch das Gelände zu wandern – es ist einfach schöner so.
Hirsche, immer wieder Hirsche!
Wer das erste Mal dort ist, der wird von den vielen Sikahirschen überrascht sein, die wirklich überall in diesem Gelände zu finden sind. Es gibt so viele Warnschilder für Autofahrer, da die Hirsche natürlich auch auf die Straße gehen oder die Straße queren. Manchmal sieht man sie auch (zufällig?), wie sie brav den Zebrastreifen benutzen. Sie sind sehr zahm, denn sie werden natürlich nicht von Jägern bedroht. Im Gegenteil: Alle paar Meter findet man Verkaufsstände für Hirschfutter. Dort kauft man ein paar Reiscracker, und schon fressen einem die Tiere aus der Hand.
Aber Achtung: Man darf sie natürlich auch nicht reizen, sonst können sie biestig werden. Anscheinend wurden ihnen in den letzten Jahren einige Tricks beigebracht: Wenn man sich vor dem Füttern verbeugt, dann machen viele Hirsche das mittlerweile nach.
Zur Ukimi-Do und Saki-See
Dieses Mal wichen wir ein wenig von unserer Standard-Route ab, denn das Gelände ist einfach so riesig, dass man auf verschiedenen Routen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besuchen kann.
Am südlichen Rand, kurz bevor das Hauptgebiet beginnt, befindet sich der Saki-See („Sakiike“). Eine Brücke führt über ihn, und in der Mitte des Sees befindet sich die Ukimi-Do. Ein guter Einstieg, denn später wird man nur noch Tempelanlagen sehen. Je nach Jahreszeit sollten auch schon Schildkröten zu sehen sein. Tipp: Die Schildköten sonnen sich gerne auf Steinen im Wasser oder nahe des Ufers. Weil sie dann sehr still genießen, nimmt man sie oft nicht auf den ersten Blick wahr. Vom See aus geht man dann wieder in Richtung Norden, um ein letztes Mal eine Straße zu queren, bevor der große Park alle Stadtgeräusche verschwinden lässt.
Über den Botanischen Garten zum Kasuga Taisha Museum
Der große Hauptweg, auf dem man nun ist, führt automatisch nun zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Man kann die Route aber auch ausdehnen. Zum Beispiel durch einen Besuch im kleinen Botanischen Garten, der sich mitten im Park befindet.
Oder man besucht das ebenfalls kleine, aber feine Kasuga Taisha Museum, das dem gleichnamigen Tempel in der Nähe gewidmet ist. Zuerst wird man von Lichtskulpturen begrüßt, in fast völliger Finsternis – das habe ich auch bislang noch nicht erlebt. Später kommt man in zwei Hallen, in denen verschiedene Ausstellungsstücke zu bewundern sind. Zum Teil sehr alte Relikte aus dem Tempel, zum Teil auch modernere Dinge wie zwei Taiko-Trommeln.
Ich fand, dass ein Abstecher in dieses Museum eine gute Abwechslung war.
Weiter zum Wakamiya-Schrein und zum Kasuga Taisha
Der Hauptweg würde nun direkt am Kasuga Taisha vorbeiführen, und die meisten Besucher biegen dort auch ab. Wenn man aber dem Weg weiter nach rechts folgt, kommt man an weiteren kleinen Schreinen vorbei, zum Beispiel am Wakamiya-Schrein.
Der Weg dorthin ist, wie auch der Hauptweg, von Steinlaternen gesäumt, die an dieser Stelle besonders schön mit Moos und anderen Pflanzen überwachsen waren. Hier ist man schon tief im Wald, und könnte sogar noch weiter spazieren.
Wir kehrten an dieser Stelle jedoch um und gingen zurück zum Kasuga Taisha. Die dort hängenden Laternen haben mich schon beim ersten Besuch fasziniert.
Vom Kasuga Taisha zur Nigatsu-Do
Jetzt ist eine gute Gelegenheit, sich zu stärken, denn der Weg führt nun an einigen Imbissen vorbei. Wir machten gleich bei der ersten Gelegenheit Rast, noch umgeben vom Wald. Danach lichtet er sich, und für ein paar Hundert Meter folgt man einer Straße, an der viele Souvenir-Läden zum shoppen einladen. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine steil ansteigende Wiese, auf der man Picknick machen kann und von der erhöhten Position aus auch einen guten Blick über Nara hat.
Drolligerweise haben wir an dieser Stelle zufällig einen Arbeitskollegen aus München samt Familie getroffen.
Zwei große Sehenswürdigkeiten stehen noch aus: Die Nigatsu-Do und der Todai-Ji. Erstere thront an einem der höchsten Punkte des Parkgeländes und ist Schauplatz eines spektakulären Festes im März, wenn während dem Omizutori in einer Abendzeremonie namens Otaimatsu Mönche den Balkon in der Nacht mit brennenden Fackeln umrunden und diese dabei schwenken. Live habe ich es leider bisher noch nicht gesehen, aber zumindest eine Live-Übertragung im Fernsehen.
Von hier aus sieht man bereits den Todai-Ji, das größte rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt. Ihn haben wir dieses Mal ausgelassen – beim nächsten Mal wieder.