Das WWW wird in der Power Play 3/1995 ausführlich vorgestellt, während man „Shopping interaktiv“ von Quelle noch per Fax bestellen muss. Nach eigener Lesart feiert die Power Play ihr 5-jähriges Jubiläum und die 60. Ausgabe.
Power Play 3/1995 – die Statistik.
Die Power Play feiert sich – zu Recht – selbst: Die Ausgabe 3/1990 war die erste eigenständige Ausgabe nach der Zeit als Beilage der Happy Computer. Somit sind seitdem genau 5 Jahre ins Land gegangen und 60 Ausgaben erschienen. Wenn man alle Power Play Ausgaben inklusive der ersten Sonderausgabe aus dem Jahr 1987 mit hinzunimmt, sind wir allerdings schon bei fast 8 Jahren und 84 Ausgaben.
Dennoch ist natürlich bei der Ausrichtung auf PCs alles beim Alten geblieben: Keine weiteren Systeme neben MS-DOS und Windows. Noch ist Windows 95 nicht veröffentlicht, das geschah erst im August 1995. Aber dennoch sind nun schon in drei Ausgaben hintereinander Windows (3.x) Spiele getestet worden. Oft mit (damals berechtigten?) Anspielungen auf ruckelnde oder flüssige Darstellung.
Die Zahl der Spiele nahm wieder ab, dafür war diese Ausgabe aber randvoll mit anderen tollen Inhalten. In Kürze: MS-DOS (19 Tests), Windows (3).
Und was gab es sonst noch?
Endlich wieder ein Messebericht (Ironie aus)! Dieses Mal wieder von der Winter-CES in Las Vegas. Zentrale Botschaft: Die 16-Bit Konsolen (Sega Mega Drive und Super Famicom) sind auf dem Rückzug. Nicht weiter verwunderlich: Die Sony Playstation ist schon verfügbar, und das Sega Saturn ebenfalls. Dafür würden sich viele Hersteller nun auf mittelprächtige CD-ROM Spiele stürzen.
Ein netter Beitrag zur Historie der Computer- und Videospiele, ein Interview mit Sid Meier – und etwas überraschend ein Besuch in der Augsburger Puppenkiste!?!? Das ist eine etwas merkwürdige Kombination.
Außerdem feiert sich die Power Play ausführlich selbst aufgrund des Jubiläums. Sehr nette Rückblicke, die man da auf die Jahre 1990 bis 1995 findet. Für das Jahr 1994 ist allerdings eine Kleinigkeit falsch: Nicht mit der Ausgabe 12/1994, sondern bereits mit der Ausgabe 11/1994 verschwand der Amiga.
„Shopping interaktiv“ nach Methode Quelle.
Der Warenversand „Quelle“ war durchaus sehr früh multimedial unterwegs, wie man an der Anzeige links sehen kann. Bereits im Frühjahr 1995 bot er eine CD-ROM an, auf der die Käufer den Katalog durchsuchen konnten.
Leider liegt mir ein Exemplar nicht vor, aber in der Anzeige wird angedeutet, dass es neben Bildern auch Videosequenzen und natürlich Sound gegeben hat. Lauffähig war sie nur auf PCs unter DOS und Windows 3.1, und für nur 10 DM Schutzgebühr war sie erhältlich.
Was dann aber schon wieder mehr als skurril (nach heutigen Maßstäben) anmutet, ist der Bestellweg. Nicht etwa per eMail anfragen oder gleich via Internet herunterladen – oder noch besser: Gleich wie heute bei Amazon im Browser anschauen. Nein. Man musste die CD-ROM doch tatsächlich mit einem handschriftlich ausgefüllten Bestellschein per Fax anfordern! Und wem Fax damals zu altmodisch war, der durfte auch über BTX (mit *Quelle#) anfragen.
Das Internet, insbesondere das WWW wie wir es kennen, war damals noch nicht da, aber…
… die Power Play stellt das WWW vor!
In einem sehr umfangreichen, gut geschriebenen Artikel über das WWW wurde ziemlich treffend die Zukunft beschrieben: Wie wir in Zukunft einkaufen, Reisen buchen, fernsehen… alles damals schon absehbar oder zumindest nicht völlig illusorisch.
Auch frühe Statistiken über das Internet sind in dieser Power Play zu lesen. Diese findet man auch heute nicht so oft. Einen kleinen Eindruck zur Situation seht ihr in dem Ausschnitt links. Allerdings glaube ich hier, dass das ein Fehler war und anstelle „Seiten“ eher „Server“ gemeint waren. Surfen war nicht billig, denn für ein MB Traffic zahlte man anscheinend zwischen 5 und 17 Mark! Das gibt’s nicht mal mehr beim Daten-Roaming…
In der Steinzeit des Internets waren manche Begriffe noch nicht so etabliert, und so findet sich im Artikel sowohl der heute gebräuchliche Begriff „surfen“, aber noch öfter liest man „webben“ für die gleiche Tätigkeit. Der Autor des Beitrags, Knut Gollert, hat ganz stilecht den Artikel mit der ersten „normalen“ Mailadresse unterschrieben, die ich bis dato in der Power Play gesehen habe: Knut.Gollert@europe.de
Das PDF mit der Statistik der ersten 84 Ausgaben gibt es hier zum Download: Statistik der Power Play, Ausgabe 3/1995
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