Der Bericht von der CES in Chicago in der Power Play 8/1992 machte es klar: PC, Sega Mega Drive und Super Famicom gehört die Zukunft. Alle anderen Systeme (außer dem Game Boy) sind tot und begraben. Das gilt auch für den Amiga, der in dieser Ausgabe wieder die Spitze an den PC abgeben muss.
Power Play 8/1992 – die Statistik
Dieses Mal macht der PC von Anfang an klar, wer am Ende als Sieger dieser Ausgabe dastehen würde. Immer mehr Spiele setzen Rechenpower voraus, um die immer stärker aufkommenden 3D-Spiele schöner und schneller darstellen zu können – und da kann der Amiga mit seinen 7 MHz nicht mehr mithalten.
Auf 31 Seiten wurden 43 Spiele getestet, und die Reihenfolge sieht wie folgt aus: MS-DOS (15 Tests), Amiga (11), Super Famicom und Game Boy (je 4), Sega Mega Drive, Game Gear, Atari ST und C64 (je 2) und Atari Lynx (1).
Der C64 ist nach einem Monat Pause wieder mit zwei Tests vertreten. Dafür ist das Sega Master System nun aus der 12 Monats-Übersicht verschwunden. Dieses System war bereits in der Erstausgabe der Power Play vertreten, und hatte in der Ausgabe 8/1991 den letzten Test zu verzeichnen. Damit ist ein wichtiges System der späten 1980er Jahre abgetreten.
Über PlayStation und das 3DO wird gemunkelt.
Rückblickend gesehen war der Bericht über die CES in Chicago sehr aufschlussreich. Neben den üblichen Ankündigungen einzelner Hersteller gab es in Form von eingestreuten Info-Kästen die eigentlich wichtigen Informationen. Da war natürlich – zum wiederholten Male – die Aussage, dass der PC in Amerika die dominierende Plattform ist. Neu war, dass zum ersten Mal gleichberechtigt neben dem PC die beiden 16 Bit Videospielkonsolen von Nintendo und Sega genannt werden. Nach vielen Jahren der Erholung ist die Konsolenbranche wieder ganz oben angekommen.
Die Sony PlayStation wird auch indirekt angekündigt, nämlich in Form der CD-ROM Erweiterung für das Sony Famicom: „Die Ankündigung, das Super-CD-ROM (inklusiv[e] 21-MHz-Coprozessor und High-End-3-D-Chip) für knapp 400 Mark inklusive Super Mario World 2 im Januar ’93 in Japan zu veröffentlichen, steht nach wie vor im Raum.“ Wie wir mittlerweile wissen, wurde daraus später die Sony PlayStation.
Und was gab es sonst noch?
Auch das spätere 3DO wurde in einem kleinen Satz erwähnt: „Über eine weitere CD-ROM-Konsole, die vom Elektronik-Krösus Matsushita […] in Zusammenarbeit mit Electronic Arts entwickelt wird, ist noch nichts Konkretes bekannt. Angeblich soll das System auf der Januar-CES in Las Vegas präsentiert werden.“ Wie wir jetzt wissen, sollte es noch über ein Jahr dauern, bis Anfang Oktober 1993 endlich das 3DO in den Staaten verkauft wurde.
Der neue Herrscher der Spielebranche ist der PC. In einem anderen Beitrag habe ich versucht, einen Rechner von 1990 zu beschreiben. Im Sommer 1992 sagt die Power Play zu den typischen Anforderungen der PC-Spiele dieser Zeit: „Unter 386er läuft kaum noch etwas, VGA-Grafik ist mittlerweile in Sachen Grafik Standard, 1 bis 2 MByte RAM sind wünschenswert, eine dicke Festplatte wird vorausgesetzt und soundmäßig gibt der Soundblaster den Ton an.“ (Anmerkung: Die „dicke“ Festplatte war wahrscheinlich zwischen 40 und 80 MB, und der Soundblaster wurde in großen Anzeigen zu 299 DM angeboten.)
Commodore in Nöten!
Commodore ist nach Jahren des Erfolgs in eine sichtbar unangenehme Rolle geraten: Der im Frühjahr 1992 gestartete Amiga 600 stellt keine Verbesserung zu dem mittlerweile schon 5 Jahre alten Amiga 500 dar, und das schon ein Jahr früher im März 1991 gestartete CDTV ist am Ende: Eine doppelseitige Anzeige fleht geradezu darum, dass man seinen gebrauchten Amiga 500 gegen Zuzahlung von 999 DM in ein CDTV tauschen solle. Finanziell gesehen wäre das durchaus ein gutes Geschäft für einen Kunden gewesen, aber leider war auch das CDTV mit Ausnahme des (damals noch sehr teuren) eingebauten CD-ROM keine Verbesserung. Und folgerichtig war das CDTV wohl zu diesem Zeitpunkt bereits tot, wie im Messebericht der CES zu lesen war: „Kein Thema mehr war Commodores CDTV, dessen Produktion angeblich eingestellt wurde. Der Grund: Weltweit sind nur 12000 Geräte verkauft worden.“
Notiz am Rande: Anscheinend war es damals noch üblich, nur 6 Monate Garantie einzuräumen. Mehr zur Stimmung aus der Sicht eines Amiga-Fanboys in meinem Bericht zu den Amiga-Messen.
Das PDF mit der Statistik der ersten 53 Ausgaben gibt es hier zum Download: Statistik der Power Play, Ausgabe 8/1992
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