Merkwürdiges geschieht in der Power Play 4/1992! Nur 39 Tests – so wenige in Relation zur Seitenzahl gab es noch nie. Atari ST und C64 bekommen einen Gnadentest, und die Zahl der getesteten Plattformen sinkt weiter.
Power Play 4/1992 – die Statistik.
Was ist denn jetzt passiert? 152 Seiten, aber nur 39 Tests? Es gab zwar schon weniger Tests, aber das war zu den Zeiten, als die Power Play noch als Beilage der Happy Computer erschien und deutlich weniger als 100 Seiten Umfang hatte. Ist das eine strategische Delle oder gab es in diesem Zeitraum tatsächlich nicht mehr Spiele?
Der Amiga liegt wieder (immer noch) auf Platz 1 mit 15 Tests, danach kommt der PC (9 Tests), Mega Drive (6), Game Boy (4), Super Famicom (2) und Game Gear (1).
Sehr merkwürdig ist die Art und Weise, wie der Atari ST und der C64 in dieser Ausgabe auftreten: Mit je genau einem Test – auf Seite 117 im 1/8 Seiten-Format. Also fast so, als ob man sie der Form halber nicht ganz ohne Test verabschieden mochte. Es wird spannend, ob sich diese Tendenz in den kommenden Ausgaben bestätigt – oder ob es ein einmaliger Ausrutscher war.
Konsolidierung der Testplattformen.
In dieser Ausgabe der Power Play ging die Zahl der getesteten Plattformen noch weiter auf 8 zurück. Das ist zwar nicht richtig wenig, aber auch nicht richtig viel – es gab auch schonmal Tests für 12 unterschiedliche Plattformen. Und wenn es nicht die Alibi-Tests für Atari ST und C64 gegeben hätte, dann wären es sogar nur 6 Plattformen gewesen. Und solch eine geringe Diversität hätte es schon seit Jahren nicht mehr gegeben.
Das Super Famicom bekommt ein gutes Jahr nach den ersten Tests nun endlich eine eigene Rubrik in den Kleinanzeigen. Noch ist sie aber anscheinend nicht so richtig populär, denn sie hatte nur 4 Einträge.
Bei den Kleinanzeigen ist der Amiga noch immer stark: Üblicherweise liegt er auf Platz 1, oder er muss sich hin und wieder mal mit dem PC um diesen Platz „prügeln“. Nach diesen beiden Plattformen kommt allerdings lange nichts mehr – selbst der C64 bekommt nur wenige Zuschriften und liegt in dieser Ausgabe auf Rang 7 (von 12).
Und was gab es sonst noch?
Es gab mal wieder einen Messebericht. Dieses Mal von der Winter CES, die in Los Angeles stattfand. Hier wurde zum ersten Mal das Philips CD-i ein wenig ausführlicher erwähnt. Wie das CDTV, wurde auch dieses System ein Flop. Wenn auch mit besseren Verkaufszahlen.
Was ich sehr interessant fand, war der Artikel „Gottes vergessene Kinder“. Hier wurde über das geschrieben, was wir heute „Vapourware“ nennen würden: Angekündigte, angefangene aber nie vollendete Spiele oder Systeme, zum Beispiel das legendäre Konix System. In der Tat wurden hier auch (wieder) Screenshots gezeigt, die ich aus früheren Power Play kannte, und bei denen ich mich schon zum damaligen Zeitpunkt gewundert hatte, ob dieses Spiel (in dieser Pracht) wirklich so erscheinen könnte.
Die „Amiga ´92“ in Berlin stand kurz vor der Tür, und in dieser Ausgabe wurde sie erneut ganzseitig beworben. Ich war dort, es war nicht mehr so gut wie noch ein halbes Jahr zuvor in Köln.
Konsolenspiele: Module kopieren leicht gemacht!
Und die ersten Anzeigen für Konsolen-Kopiersysteme erschienen! Damit waren auch die bis dato als unbezwingbar geltenden Konsolen vor Raubkopierern nicht mehr sicher. Eigentlich sogar völlig unsicher, denn diese Hardware-Aufsätze knackten jedes Spiel auf Knopfdruck, ohne weitere Programmierkenntnisse. Die Konsolenhersteller hatten nur Glück im Unglück: Die Spiele konnte man zwar auf den PC oder auf Disketten kopieren. Aber für das Spielen dieser Raubkopien musste man genau den umgekehrten Weg gehen, nämlich die Daten vom PC oder dem eingebauten Diskettenlaufwerk wieder über dieses Kopiersystem in die Konsole spielen. Und das kostete in sinnvoller Ausstattung mindestens 550 DM. Mit eingebautem Diskettenlaufwerk sogar noch knappe 200 DM mehr. Also ein Vielfaches der eigentlichen Konsole, was zumindest die Verbreitung ziemlich einschränkte.
Gleichzeitig ermöglichten diese Systeme aber auch interessierten Nerds, auf Konsolen zu entwickeln.
Das PDF mit der Statistik der ersten 49 Ausgaben gibt es hier zum Download: Statistik der Power Play, Ausgabe 4/1992
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