„An der Universität Saarbrücken“, so lautete die Notiz zu diesem Bild. Aber was genau lese ich da? Und wann war das? Zeit, mich auf die Suche zu machen und dieses Rätsel zu lösen!
Vor 25 Jahren: Frischlinge an der Universität Saarbrücken.
Nach dem Abitur 1991 ging es für mich direkt an die Uni, voller (teilweise falscher) Vorstellungen über das tolle Leben eines Studenten. Im ersten Semester gingen wir es noch besonders ruhig an, wie man im linken Bild sehen kann.
Zwischen, nach oder auch während den Vorlesungen suchten wir uns einfach eine ruhige Ecke, um dort zu „lernen“. Ich habe das absichtlich in Anführungszeichen gesetzt, denn allzu oft wurde aus dem „Lernen“ etwas ganz Anderes. Zum Beispiel das Lesen einer Zeitschrift, oder mal eine Zigarette rauchen, wie man in diesem Bild sehen kann. Heutzutage unvorstellbar, aber in Räumen der Universität durfte damals geraucht werden. (Wie überhaupt Ende der 1980er/ Anfang der 1990er Jahre eigentlich noch überall geraucht wurde, auch in Büros.)
Als ich dieses Foto wiederentdeckte, und nachdem ich mich von dem Schock erholte, der mich beim Anblick meines Hemdes ereilte, gingen mir ein paar Fragen durch den Kopf:
- Wo sitzen wir da? (Höchstwahrscheinlich im Gebäude des damaligen Mathe-/ Informatik-Vorlesungssaal oder bei den Konstruktionstechnikern)
- Was machen wir da? (Normalerweise: Übungen bearbeiten oder tatsächlich lernen)
- Was lese ich da?
Was las ich damals?
Da ich mein Studium irgendwann doch erfolgreich beendete, beschäftigte mich diese Frage besonders: Was lese ich da eigentlich? Kann man das irgendwie herausfinden?
Ja, das geht!
Zuerst überlegte ich mir, wann ungefähr dieses Foto aufgenommen wurde. Anhand des heutzutage undenkbaren Hemdes konnte ich schonmal grob sagen, dass es garantiert vor 1994 aufgenommen wurde, denn diesen Kleidergeschmack habe ich zum Glück recht bald aufgegeben. Wahrscheinlich (hoffentlich!) sogar um einiges früher.
Dann habe ich mir überlegt, was ich da gerade wohl lesen könnte. Es ist offensichtlich eine Zeitschrift, und zu der Zeit habe ich nicht viele Magazine gelesen: Den SPIEGEL, und diverse Computerzeitschriften. Also habe ich mir den Ausschnitt oben mal vergrößert angesehen. Ein Blick genügte, und die Sache war klar: Es ist die Power Play, das Layout war eindeutig. Jetzt ging es auf die Suche nach der passenden Ausgabe.
Die Suche! Welche Power Play war das?
Leider konnte man auch auf der Vergrößerung nicht genau erkennen, worum es auf diesen Seiten ging, aber einige Indizien reichten mir aus: Die Kugel, auf der man etwas wie „CENER CORNER“ lesen konnte, und natürlich das Layout der Doppelseite. Außerdem konnte ich meine Suche noch weiter einschränken, denn es ist auf dem Foto gut zu erkennen, dass sich die gesuchte Seite im hinteren Teil der Ausgabe befinden muss.
Also fing ich an, meine alten Power Plays zu durchforsten. Da ich nicht wusste, ob ich damals nicht zufällig eine alte Ausgabe mitbrachte, fing ich rückwärts an, beginnend mit der Ausgabe 12/1993.
Der Treffer!
Glücklicherweise hatte ich noch alle Power Play des infrage kommenden Zeitraums, und so dauerte es auch nicht lange, bis ich tatsächlich die richtige Ausgabe vor mir liegen hatte. Es war die Ausgabe 2/92.
Da auf der letzten Seite die nächste Ausgabe für den 12. Februar 1992 angekündigt wurde, konnte ich nun sagen, dass das Foto nicht vor Mitte Januar 1992 aufgenommen wurde. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass ich damals die aktuelle Power Play mitbrachte – also wurde das Foto irgendwann Januar/ Februar 1992 aufgenommen. Von wem, weiß ich leider nicht mehr. (Wahrscheinlich Daniel, Rudi oder Stepic.)
Worum ging es?
Aber was las ich damals gerade?
Es war der „SCENERY CORNER“. Diese unregelmäßig erscheinende Rubrik befasste sich mit Zusatzdisketten zu Spielen, heutzutage würde man dazu „AddOns“ sagen.
Damals, vor 25 Jahren, ging es um das „The Bard’s Tale Construction Kit“ (für 100 DM), und die Datendiskette zu „Hero’s Quest: The Return of the Witch Lord“ (60 Mark). 100 DM waren damals eine Menge Geld, nur um eigene Dungeons und Monster zu erschaffen – das wären heute (Anfang 2017) immerhin ungefähr 80 Euro.
Also war die Suche erfolgreich. Und rückblickend gesehen wurde auch an der Uni nicht nur gelesen, sondern auch gelernt – beide auf dem Foto abgebildeten Personen haben ihr Diplom erhalten.
Mehr zur Power Play.
Unter Anderem durch dieses Foto motiviert, habe ich Ende 2016 ein neues Hobby-Projekt gestartet: Eine Statistik über alle Power Plays erstellen, zumindest über einige wichtige Messgrößen: Anzahl Tests, Seiten, Plattformen, Tipps, Kleinanzeigen etc. Mich als Amiga-Jünger interessierte es natürlich besonders zu verfolgen, wie der Aufstieg und Fall dieser Plattform rückblickend greifbar gemacht werden kann. Die Statistiken kann man nach und nach hier finden.
Abgebildete Seiten der Power Play: Ausgabe 2/92.