Der Predigtstuhl, einer der Hausberge von Bad Reichenhall, ist das Ziel einer schönen, aber konditionell fordernden Wanderung, die 1.200 Höhenmeter hinaufführt.
Der Start: Talstation Predigtstuhlbahn.
Es gibt verschiedene Wege zum Predigtstuhl. Ich hatte mich dafür entschieden, auf dem Parkplatz der Predigtstuhlbahn zu beginnen. Den Wagen kann man dort auf einem gebührenpflichtigen Platz abstellen, und der nun folgende Rundweg endet auch genau wieder dort. Wenn man früh genug kommt, findet man bestimmt auch einen Platz im Schatten unter den Bäumen.
Die erste Fahrt findet um 9 Uhr statt, und um diese Uhrzeit sollte man diesbezüglich keine Probleme haben; auch nicht am Wochenende. Die Predigtstuhlbahn ist die älteste im Original erhaltene Großkabinenbahn der Welt, aber perfekt in Schuss.
Der Weg: Von der Talstation zum Waxriessteig
Mein Weg beginnt ab der Talstation der Predigtstuhlbahn. Von dort aus geht man über die Brücke auf die rechte Seite der Saalach und folgt ihr flussaufwärts eine Weile über den breiten Weg, der etwas unterhalb der Landstraße verläuft.
Nach einem knappen Kilometer hat man das Wehr des Kraftwerks passiert, das von der DB Energie betrieben wird, und der aufgestaute Saalachsee begleitet die Wanderer ein wenig.
Ein wenig später kommt man an einen (kostenlosen) Parkplatz, an dessen Ausfahrt direkt gegenüber der eigentliche Aufstieg beginnt.
Der Waxriessteig.
Der Waxriessteig ist ein anspruchsvoller Steig, der zu Recht als „Nur für Geübte“ ausgeschildert ist. Auf ihm überwindet man die fast komplette Höhendistanz, daher ist er zum Einen relativ steil (auf 4,5 km Länge überwindet man 1.100 Höhenmeter). Es gibt sogar längere Passagen mit einer Steigung von über 40 %.
Zum Anderen kommt es zwangsläufig bei solch steilen Wegen automatisch immer wieder zu Situationen, wo gute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit einfach vorausgesetzt werden. Zwar muss man sich nirgendwo anseilen oder sichern, aber es gibt Passagen, wo man über Holz- bzw. Metallbrücken gehen muss.
Die Wegzeit ab dem Saalachsee ist mit 3,5 Stunden angegeben. Dem stimme ich zwar zu, aber das ist die Zeit, die ein gut trainierter Wanderer ohne Pausen unterwegs ist.
Der Steig selbst beginnt auf einem Forstweg, den man aber schon nach wenigen Minuten verlässt. Von hier ab bis zum Gipfel wird es nun nur noch bergauf gehen, und es gibt unterwegs keine Einkehrmöglichkeit! Auch Wasser kann man nicht unterwegs nachfüllen, man sollte also ausreichend Vorräte dabei haben. Ich hatte an einem warmen Sommertag 1,5 Liter dabei und wäre auch mit etwas weniger ausgekommen, aber das muss jeder für sich selbst wissen.
Auf bergtour-online.de gibt es eine schöne Beschreibung, die zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, aber das angegebene Streckenprofil sollte sich seitdem nicht wesentlich geändert haben :). Der Steig führt größtenteils durch den Wald und ist somit gut gegen Sonne geschützt, und immer wieder hat man die Gelegenheit, zurück auf den Saalachsee zu blicken.
Der steilste Teil der Wanderung.
Ziemlich plötzlich beginnt nach einer guten Wanderstunde dann der steilste Teil des Weges, wo man auf 1,5 km gute 500 Höhenmeter überwindet. Spätestens hier sollte man sein eigenes Wandertempo gefunden haben.
Zur Belohnung – und auch als gute Gelegenheit zum Luftholen – gibt es in dieser Passage drei schöne Stellen, an denen man das Panorama ins Tal genießen kann. Das erste Mal relativ bald nach dem Beginn der steilen Phase (also durchhalten!!!), das zweite Mal auch nicht lange danach, und das dritte Mal ist es eine Bank im letzten Viertel der Passage.
Kurz danach kommen auch noch einige mit Drahtseil gesicherte Passagen, und zweimal muss man über eine Holz- bzw. Metallbrücke gehen. Neben der benötigten Kondition für einen solchen Steig (auch der Abstieg kostet Kraft, was man als ungeübter Wanderer oft vergisst, wenn man das als „Plan B“ vorhatte!) ist insbesondere in diesem sehr steilen Teil gute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Voraussetzung.
Gute Schuhe und auch sonst die passende Wanderausrüstung natürlich sowieso, denn neben diesen besonderen Passagen führt der Weg immer über Wurzeln und Steine, die in feuchtem Zustand schnell rutschig werden.
Pause an der Schlegel-Alm.
So plötzlich die steile Passage begann, so plötzlich hört sie nach einer längeren Passage mit vielen Treppenstufen auch wieder auf. Kurz danach stößt man auf einen Forstweg, der an der Unteren Schlegel-Alm endet. Hier wird eine Kuhweide gequert, und nach einer kurzen, wieder etwas steileren Passage erreicht man die Obere Schlegel-Alm.
Diese ist unbewirtschaftet und liegt auf ca. 1.400m, aber man kann sich auf den Bänken vor der Hütte kurz ausruhen und ungestört ein tolles Panorama bewundern. Außerdem kann man sich hier schon stolz auf die Schulter klopfen, denn man ist jetzt ziemlich genau nur noch 200m unterhalb des Gipfels, hat also bis hierher schon über 900 Höhenmeter in den Beinen.
An dieser Hütte kann man sich aussuchen, ob man direkt zur Bergstation der Predigtstuhlbahn wandern möchte (dauert laut Schild 45 Minuten), oder ob man über die Almhütte Schlegelmulde (30 Minuten + 15 Minuten) das gleiche Ziel ansteuert.
Pause auf der Schlegelmulde.
Ich bin weiter zur Almhütte, die auf knapp 1.550 Metern Höhe liegt und eine riesige Terrasse hat. Das ist auch notwendig, denn die Bergstation ist keine 15 Minuten entfernt und liegt gerade mal 40 Meter höher als die Alm.
Sie ist über breite Forstwege mit der Station verbunden, so dass man sie auch problemlos in Sandalen erreicht. Das soll jetzt nicht negativ verstanden werden, denn jede Form der Bewegung ist besser als gar keine, aber es ist ziemlich überraschend, wenn man nach knappen 4 Stunden Bergwanderung mit wahrscheinlich wenig Begegnungen in dieser Zeit auf einmal zwischen Massen an Ausflüglern steht/ sitzt. Zu einer tollen, kalten Buttermilch gab es für mich dann einen ganz frisch zubereiteten und köstlichen Germknödel mit Vanillesauce.
Nach einer etwas ausgiebigeren Pause war der letzte Teil der Wanderung dann ein Klacks: Noch gerade mal 70 Höhenmeter auf den Gipfel des Predigtstuhls. Von der Alm startend wurde offensichtlich gerade ein ganz neuer Wanderweg angelegt, der sanft ansteigend bis zum Gipfel führt.
Von dort aus hat man je nach Wetterlage eine tolle Sicht auf andere Berge, zum Beispiel den Untersberg, auf den ich im vergangenen Jahr über die Schellenberger Eishöhlen wanderte. Allerdings ist das echte Gipfelkreuz nicht das Kreuz mit dem goldenen Jesus, das man vom Tal aus sieht. Da der Gipfel des Predigstuhls vom Tal aus nicht einsehbar (und auch sonst völlig unspektakulär) ist, wurde hier nur ein eher kleines, aber dennoch schönes Gipfelkreuz errichtet.
Auf dem Predigtstuhl, und wieder hinab.
Vom Gipfelrundweg aus dauert es dann keine 5 Minuten mehr bis zur Bergstation. Die Bahn fährt ungefähr alle 30 Minuten oder auch häufiger, je nach Bedarf. Die eigentliche Fahrt dauert etwas weniger als 9 Minuten, also sind höhere Frequenzen möglich. Falls man nur eine Talfahrt lösen möchte, bekommt man diese Karte im Restaurant nebenan.
Und wenn man seinen Wagen unten auf dem Parkplatz abgestellt hat, sollte man es nicht versäumen, das zu erwähnen. Denn dann bekommt man auch ein Ausfahrtticket und muss ergo keine Parkgebühren mehr zahlen. Bei der Abfahrt sollte man vorne an der Seite stehen, denn dort sind Fenster, die man öffnen und den Fahrtwind genießen kann. Außerdem hat man so natürlich auch einen tollen Ausblick.
Die Wanderung fand am 23. Juli statt. Der Aufstieg dauerte inklusive mehrerer kurzer Pausen ungefähr 4,5 Stunden.
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