Chris Hülsbeck ist in der Computerbranche ein bekannter Name, wenn nicht sogar für viele ein Idol. Vor 30 Jahren startete „Shades“ seine Karriere – mit einem Musikwettbewerb in der 64er.
Shades – Der Beginn einer Karriere.
Manchmal wundert man sich ja schon ein wenig, warum man gerade diese oder jene Zeitschrift nicht weggeworfen hat, warum sie einem mittlerweile über Jahrzehnte begleitet. Manchmal ist es Zufall, aber in diesem Fall war es wohl eine bewusste Entscheidung.
Die 64er Ausgabe „Juni 1986“ (erschienen wohl Mitte Mai 1986) beinhaltet die Bekanntgabe der Gewinner aus dem einige Monate zuvor gestarteten Musikwettbewerb. Der Gewinner war der damals 17jährige Chris Hülsbeck, der mit seinem Titel „Shades“ wohl alle weiteren Einsendungen locker überbieten konnte. Schnell ist nach diesem Wettbewerb aus ihm ein weltbekannter Komponist geworden, was damals schon gemutmaßt wurde:
Vergleiche mit den Kreationen von Jean-Michel Jarre, […] sind gar nicht mal so abwegig. Auch mit der Kreation der bekannten C64-Musik-Profis Rob Hubbard […] und Martin Galway […] kann sich ,Shades‘ messen. Über die Zukunft des 17jährigen Chris Hülsbeck läßt sich vermuten: ,Der kann einer von ihnen werden!‘
(Quelle: 64er, Juni 1986, Seite 173)
Erst das Abtippen, dann die Musik!
Zu dieser Zeit war es durchaus üblich, dass man über Stunden und Tage Computer-Listings abtippte, die in Zeitschriften abgebildet waren. So kam man zu „professionellen“ Disklabel-Programmen, Videokassetten-Verwaltungstools etc. Auch einige komplette Spiele, bis hin zu Zeichenprogrammen und Textverarbeitungen konnte man so, den entsprechenden Eifer vorausgesetzt, umsonst erhalten.
Und natürlich wurde auch das Musikstück „Shades“ zum Abtippen angeboten. Zeile um Zeile musste man sich durch einen Wust von Buchstaben und Ziffern quälen. Zwei Seiten von insgesamt drei habe ich hier mal abgebildet. Aber es hätte noch schlimmer werden können, wie man hier lesen kann:
Um den Musik-Genuß nicht durch unnötige Tipparbeiten zu trüben, haben wir das Programm mit einem leistungsfähigen Packer bearbeitet. Das Ergebnis ist eine Reduzierung […] von 8,5 auf 5,5 KByte.
(Quelle: 64er, Juni 1986, Seite 174)
Ich habe selbst oft genug damals Listings abgetippt – glaubt mir, ich bin so dermaßen froh, dass das heute nicht mehr notwendig ist!
Und klingt es nicht merkwürdig, in Zeiten der MP3, des Streamings – ein Musikstück zum Abtippen?
Programmservice!
Aber dem Markt & Technik Verlag, bei dem die 64er erschien, war natürlich klar, dass sie der Leserschaft nicht zumuten konnten, alle Listings abzutippen. Daher gab es den „Programmservice“: Gegen eine Gebühr bekam man per Post eine Diskette, auf der die jeweiligen Listings einer Ausgabe enthalten waren, bzw. schon direkt im ausführbaren Zustand. Eine gute Lösung, denn trotz Checksummen schlichen sich immer wieder mal Fehlerteufelchen ein. Und wenn man nach einem Wochenende Tipparbeit dann nur einen schnöden Fehler angezeigt bekam – da hätte man seinen Computer gerne aus dem Fenster werfen wollen!
Quellennachweis.
Bilder, Scans, Zitate: 64er, Ausgabe Juni 1986, Seiten 173-176