Kaum zu glauben: 22 Jahre ist es her, dass wir mit der „Netzwerk“-Clique unsere legendäre „Ultimate Party“ gefeiert haben. Einige Andenken an damals besitze ich noch immer, und es fühlt sich auf einmal so an, als ob es noch nicht so lange her ist, dass wir diese Party geplant haben.
Wie designte man 1993 eine Eintrittskarte?
Da wären zum Beispiel die Eintrittskarten. Heutzutage kein Ding: Zur Not mit Word, PowerPoint oder Gimp schnell etwas zusammengeklatscht, ab zu Online-Diensten wie Flyeralarm & Co., und für 20 Euro 1.000 Stück bestellt. (Sehe gerade: Dort kann man sogar „Eintrittskarten“ bestellen, die perforiert und/ oder nummeriert sind… wenn es das damals gegeben hätte…)
Damals hieß das aber: Handarbeit, viel Handarbeit! Das Netzwerk-Logo wurde wirklich von Hand gezeichnet und ausgemalt, und der Schriftzug „The ultimate PARTY“ auf meinem Amiga 1200 mit Page Stream erstellt & gedruckt. Es gab eine DIN-A-4 Vorlage (die besitze ich heute noch, siehe Fotos unten), auf die 16 einzelne Karten passten. Die wurden natürlich komplett per Hand ausgemalt… Man beachte die feinen Unterschiede von Eintrittskarte zu Eintrittskarte.
Kopierkosten und private „Info-Line“.
Die Karten wurden also einmal von mir selbst auf DIN-A4 gedruckt, ausgemalt, und dann im Copyshop auf Karton vervielfältigt. Sogar auf farbigem Karton, wie man sehen kann. Dann wurden sie zerschnitten, sodass 16 einzelne Karten entstanden.
Dann wurden sie auch später per Hand durchnummeriert, wie man oben sehen kann, damit nicht jemand einfach eine Kopie macht. Am Eingang wurden die Karten schließlich wieder eingesammelt. Sehr viel Handarbeit, wie gesagt :-). Einige Karten haben die Zeit überlebt, wie auch immer so etwas geschehen kann: Die höchste noch existierende Nummer ist die Karte Nr. 146.
Und das alles war durchaus auch nicht ganz so billig: 40 DM für 160 Karten mussten wir ausgeben, wie nachzulesen ist. Da auf eine DIN-A-4 Seite 16 Karten passten, bedeutete das: 10 Farbkopien und 10 Kopien auf farbigem Karton kosteten 40 DM. Die Erstellung der „Vorverkauf“-Karten machte damit einen messbaren Teil unseres Gesamt-Budgets aus. Aber dafür waren unsere Karten auch, im Vergleich zu anderen privat organisierten Partys damals, ziemlich cool. Ich meine: Wer hatte schon „professionell“ gesetzte, farbige Eintrittskarte auf Karton und so einen coolen Party-Flyer wie wir?
Was ich aber am witzigsten fand: Dass wir tatsächlich eine „Info-Line“ hatten, die wir auf der Eintrittskarte und dem Partyflyer abbildeten. Und da standen echt die privaten Telefonnummern von Stefan (Eintrittskarte) bzw. Stefan und mir (Flyer) drauf. (Die ebenfalls kurz ernsthaft diskutierte Idee, nachts TV-Werbung auf irgendeinem Teleshoppingsender zu machen – just for fun – wurde dann doch nicht weiter verfolgt.)
Erste Party mit Live-Band!
So sah die Druckvorlage aus, die ich in heute kaum vorstellbarer Fleißarbeit mit Buntstiften einzeln ausgemalt habe. Nichts wurde in Farbe ausgedruckt, das war 1993 selbst für Computerfreaks wie uns nicht ohne Weiteres möglich. Man beachte, wie oben geschrieben, die leichten Unterschiede im „Netzwerk“-Logo, das ich 16mal von Hand mit Bleistift und Lineal gezeichnet hatte.
Die erste Netzwerk-Party fand am 6. November 1993 statt – leider gibt es davon kein einziges Foto. Aber wir hatten sogar ne Band: „Coloured Nightmare“ spielte live, wie ich anhand der Endabrechnung sehen kann. Gage: 2 Kästen Bier. Leider habe ich gar keine Erinnerungen mehr an diese Band: Wer hat mitgespielt, und woher kannten wir die Band? Wenn ein mittlerweile ebenfalls leicht ergrautes Ex-Mitglied einer aufstrebenden Jugendband namens „Coloured Nightmare“ zufällig diesen Text nach einer Google-Suche findet: Ich wäre für einen kleinen Kommentar oder Mail sehr dankbar.
Die zweite Netzwerk-Party 1994.
Im Jahr darauf wiederholten wir die Party, denn die Party 1993 kam gut an und wir hatten auch ein wenig Gewinn gemacht. In der Endabrechnung 1993 hielten wir fest, dass 10 Packungen Salzbrezel „lächerlich wenig“ waren, und dass wir insgesamt „zu wenig hartes Zeug“ hatten. Es waren über den Abend ungefähr 300 Leute da, die für durchschnittlich 5 DM verzehrten.
Für die Party 1994 habe ich auch einige Notizen gefunden, aber nur handschriftlich verfasste. Drollig, wofür wir damals so Geld ausgegeben hatten (Spiegel??? Welcher Spiegel??? Stefan weißt Du noch, welche Spiegel???).
Hauptsache, der Laser und die Videoweiche waren gesichert, denn für damalige Verhältnisse waren wir unglaublich multimedial unterwegs: Hinter dem DJ-Pult waren einige Amigas und PCs aufgebaut, auf denen in Endlosschleife diverse Demos liefen. Ein Stempel-Muster ist auf dem Zettel links zu sehen – mit diesem Stempel begann die Diskussion, ob unser Logo nun ein spiegelverkehrtes „N“ hatte oder nicht. Nachdem ich noch im Besitz der ganzen Amiga-Logos bin, die zeitlich deutlich vor dieser Party entstanden sind, kann ich sagen: Es war ein normales „N“.
Zusätzlich zur normalen Eintrittskarte zauberte Rudi sogar noch einen coolen Flyer, den wir ebenfalls vervielfältigten. Der Unkostenbeitrag von 10 DM war natürlich für eine „normale“ Party in einem JUZ schon etwas über dem Durchschnitt, aber dafür konnten wir unseren Gästen auch etwas bieten.
Die Party am 11.11.1994 bildete dann aber schon den Abschluss, danach gab es keine weitere „Netzwerk“-Party mehr. Nicht etwa, weil es uns keinen Spaß gemacht hätte, aber es war auch jede Menge Arbeit, und das Geld zum Vorfinanzieren der Partys musste auch erstmal irgendwie besorgt werden. (Wir waren Studenten, da zählte jede Mark.) Und die Party 1994 lief, ehrlich gesagt, auch nicht ganz so gut wie die erste Party.
Dazu kam, dass uns jemand noch in der Herrentoilette eine recht diffizile Situation hinterlassen hatte, die mit dem Austausch einer Toilettenschüssel endete, wenn ich mich richtig erinnere. Und an einen Gummihandschuh mit einem kleinen Loch erinnere ich mich auch noch in diesem Zusammenhang… 🙁
Aber zwei klasse Feten! Ich erinnere mich immer noch gerne daran! Das mit den 3 Flaschen Wodka Feige ist mir heute etwas peinlich, aber damals war das ein angesagter Drink ;-).
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