Jedes Mal, wenn ich zu Hause meine alten Unterlagen aufräume, fallen mir alte Computerzeitschriften in die Hand. Manche von ihnen lese ich dann aus historischem Interesse durch und muss jedes Mal schmunzeln.
PC-Preis im Jahr 1990.
Ich habe das Glück, in der bislang interessantesten Zeit der IT Teenager gewesen zu sein: In den 1980er Jahren, als die Computer den Sprung in das heimische Wohnzimmer schafften.
Für die Generation 1990 (auch für die Generation 1980) ist es heute nur schwer greifbar, welche Bedeutung es damals hatte, auf einmal einen Rechner zu Hause zu haben, der weniger als ein Bruchteil leisten konnte als das billigste Smartphone der heutigen Zeit. Vom Internet der heutigen Form war natürlich noch nichts zu sehen, aber über Akustikkoppler konnten wir schon damals auf Bulletin Boards im Usenet (oder die damalige „Cloud“) zugreifen. Für horrende Summen in Kombination mit lächerlichen Übertragungsraten… aber das wird ein Thema für einen eigenen Artikel sein. Übertragungsraten in den 1980ern: 300 -1.200 Baud (ca. 0,04 KB/s – 0,15 KB/s)
Kürzlich ist mir eine alte Ausgabe der Chip in die Hände gefallen, und zwar die Ausgabe 01/1990. Mann, was waren die Voraussagen über die Trends 1990 rückblickend gesehen lustig zu lesen, aber auch dazu in einem anderen Artikel mehr. Was mich am meisten faszinierte, waren die Anzeigen für Computer-Komplettpakete. Damals waren die meisten Computer-Käufer Erstkäufer, mussten also Computer, Monitor und Peripherie (das war damals nur die Tastatur, keine Maus!) komplett kaufen. Entsprechend waren die Anzeigen ausgerichtet. Ihr dürft nicht vergessen: Windows 95, das erste populäre Betriebssystem für PCs mit einer grafischen Oberfläche so wie wir sie heute kennen, war noch über 5 Jahre entfernt! Damals bedeutete Arbeiten am PC: DOS, Befehlseingabe per Tastatur, monochrome Anzeige, Diskette. Wer ganz mutig war, der arbeitete bereits mit Windows 2.x (aber ich kannte niemanden…). Damals war das Wohn- und Spielzimmer noch beherrscht von Produkten von Firmen, die heute längst in Vergessenheit geraten sind: Der Atari ST von Atari, und noch viel dominanter die Amiga-Rechner von Commodore. Der Amiga 500 war damals das Beste, was man als Spieler oder Grafiker zu Hause haben konnte. Und beide hatten bereits eine grafische Oberfläche, die man mit der Maus bedienen konnte. Beim Amiga war diese sogar Multitasking-fähig, wow! (Apple war zu dieser Zeit einfach nur ein völlig überteuerter Nischen-Anbieter.)
Aber schon damals nahmen die PCs Anlauf, um mit Wucht die von vielen als „Spielcomputer“ belächelten Commodores und Ataris zu vertreiben. Wie wir heute wissen, hat das funktioniert: Commodore meldete 1994 Insolvenz an, Atari folgte kurz darauf im Jahr 1996. (Die heutige Firma Atari hat nichts mehr mit der damaligen gemeinsam.) Zwei große Handelsketten wurden in dieser Zeit gegründet, die in den folgenden Jahren in Deutschland Computer zu einem normalen Wohnelement werden ließen: Vobis mit der Eigenmarke Highscreen und ESCOM. Vobis existiert noch heute, allerdings als Schatten seiner selbst im Vergleich zu damals. ESCOM musste bereits im Jahr 1996 Insolvenz anmelden.
Lange Vorrede, kommen wir nun zum Punkt: Was bekam man damals für sein Geld? Und was kostete es?
Der Renner im Januar 1990 war bei Vobis der „Highscreen Kompakt AT 286 Serie II“… Toller Name, oder? Für „nur noch“ 1.995 DM (Kaufkraft 2014: „nur noch“ 1.650 EUR!!!) bekam man einen Durchschnittsrechner von damals.
Was genau man bekam, steht in der Tabelle unten. In der Spalte daneben habe ich mal einen typischen Rechner vom Frühjahr 2014 daneben gestellt, der ebenfalls ca. 1.600 EUR kostet. War gar nicht so leicht, denn heutzutage ist der Durchschnittspreis ca. 500-600 Euro plus ca. 200 Euro für einen Monitor. Lasst euch überraschen, wie viel mehr Leistung man heute zum gleichen Preis bekommt. Das mit der CPU-Geschwindigkeit ist nur grob geschätzt – die Chips sind so unterschiedlich, dass man keine ernsthaften Vergleiche ziehen kann.
Element | Highscreen 1990 | Alienware 2014 | Vergleich/ Interpretation |
---|---|---|---|
RAM | 512 KB | 8 GB | ca. das 16.000fache: 8 GB = 8.000 MB = 8.000.000 KB |
CPU | Intel 80286, 12 MHz | Intel Core i7-4820K (vier Kerne, bis zu 4,2 GHz) | Knapp 1.400x schneller: 16 GHz = 16.000 MHz (Nur Vergleich der puren Taktzahl) |
Grafikkarte | Keine (bzw. ohne CPU und RAM) | AMD Radeon R9 270, 2 GB RAM | Dürfte Leistung ca. nochmal verdoppeln |
Externes Laufwerk | 5,25 Zoll Floppy Disk, 1.2 MB | DVD, 4.5 GB | ca. das 3.750fache: 4.5 GB = 4.500 MB |
Externes Speichermedium | 5,25 Zoll-Diskette: ca. 50 Cent | 4.5 GB DVD: ca. 27 Cent | Also bekommt man für das gleiche Geld heute mehr als das 7.000fache der Speicherkapazität! |
Festplatte | 20 MB, 48 ms Zugriffszeit | 2 TB, 9 ms Zugriffszeit | ca. das 100.000fache: 2 TB = 2.000 GB = 2.000.000 MB |
Monitor | 14 Zoll, monochrom | 23 Zoll | – |
Auflösung | Wahrscheinlich 640×480 | 1.920 x 1.080 | – |
Preis | Januar 1990: 1.995 DM Wert 2014: ca. 1.650 Euro | März 2014: 1.600 Euro | – |
Wie man sieht, ist das Ergebnis kaum mit Worten zu beschreiben, so unglaublich viel hat sich in den vergangenen 24 Jahren getan. Und man darf auch nicht vergessen, dass in dem Preis des heutigen Rechners auch noch eine Netzwerkkarte und Soundkarte enthalten sind, die damals nicht Bestandteil des Angebots waren… Hätte man diese heute selbstverständlichen Dinge damals mit gekauft, hätte sich der Preis um einige Tausend DM erhöht (in Klammern: wertebereinigter Euro-Preis 2014):
- Modem 2.400 Baud (kann bis zu 0,3 KB/s übertragen): 1.848 DM (ca. 1.500 EUR)
- Netzwerkkarte (bis zu 2.5 MBit/s): 248 DM (ca. 200 EUR)
- Soundkarte: Erste Sondblaster-Karte 1989 auf den Markt gekommen, ca. 400 DM (ca. 330 EUR)
- Maus: ca. 80 DM (ca. 65 EUR)
Jeder kann nun für sich mal ausrechnen, wie es im Jahre 2030 wohl aussieht…
Und ach ja: Laptops gab es auch schon damals, siehe Foto unten!
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