18.12.1999: The End is Nigh!

Dolls Shop Kumamoto.

Willkommen zu meiner letzten Aktualisierung in diesem Jahrtausend. Boah! Ey!

Gehört zum guten Ton: Die Karaoke Club Member’s Card!

Mittlerweile habe ich Winterferien – bis zum 10. Januar 2000, falls die Schule dann noch steht. Und was passiert hier so zum Ausklang des Jahres? Wird hier auch Weihnachten gefeiert? Feiert man andere Feste? Auf beide Fragen ein klares „Ja“. Ja, auch hier wird Weihnachten gefeiert. Allerdings betrachtet man hier natürlich weniger die christlichen Aspekte des Festes, sondern es ist vielmehr ein liebgewonnener Anlass, sich mal wieder mit Freunden und Bekannten zu treffen. Natürlich haben die Rotarier auch ein solches Weihnachtsfest gefeiert, zu dem ich eingeladen war. Das diesjährige Rahmenprogramm bestand zum einen aus der Darbietung verschiedener Weihnachtslieder des Rotary-Weihnachtschores, und zum anderen aus mehreren indischen Tänzen, für die sich extra zwei Inderinnen (?) in die traditionelle Kluft geschmissen hatten.

Am darauffolgenden Tag fand die Weihnachtsfeier der YMCA statt, und die hatte dann schon eher den christlichen Touch, den man auch von dieser Organisation erwarten würde.

Allerdings finden in Japan eher andere Feste statt. Zum Beispiel das Bonenkai (忘年会) – Fest. Frei übersetzt bedeutet es so viel wie „Vergesse das alte Jahr-Treffen“. Sinn und Zweck ist es, das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen, und sich an die guten, aber auch weniger guten Dinge zu erinnern, die in diesem Jahr geschehen sind. Üblicherweise trifft man sich auch hier mit Freunden und Verwandten, um gemeinsam bei einem guten Essen das alte Jahr symbolisch zu beenden. Wenn diese Feste in einer kleinen Runde stattfinden, ist es ein guter Brauch, dass jeder der Anwesenden ein Erlebnis zum Besten gibt, das er für sehr wichtig und positiv hält. Indem er dieses den Anwesenden mitteilt, lässt er sie auch an diesem Erlebnis teilhaben. Auch ich habe bereits meine ersten Bonenkai hinter mich gebracht. Und bei einem dieser Treffen gab es leckeres koreanisches Kimchi (キムチ) zu essen – eine Art Fondue-Gericht. Ausblick auf die nächsten Tage: Weihnachten (クリスマス, Kurisumasu) werde ich mit ein paar deutschen Freunden hier verbringen – die wenigen, die es hier gibt. Allerdings ist Weihnachten hier (wie jedes Jahr) ein ganz normaler Freitag, an dem eben auch gearbeitet wird…

Ab nach Tokio!

Nicht nur Tokyo, auch Kumamoto hat eine Ginza!

Am 31. Dezember werde ich dann am Bonenkai der Rotarier teilnehmen. Im Anschluss danach geht es dann, im perfekten Jet-Set-Stil, per Flugzeug nach Tokyo (東京, Toukyou), wo ich abends dann Christian Wagner und Anatol, einen weiteren Deutschen, treffen werde. Wir werden ein paar Tage in Tokyo bleiben und gemütlich das neue Jahr feiern. Am 3. Januar werde ich dann, falls noch Flieger fliegen, nach Kumamoto (熊本) zurückkehren, und Christian nach Sendai (仙台). Die Tokyo-Aktion war ursprünglich nicht geplant, aber erstens kommt es eben manchmal anders, und zweitens als man denkt. Der Flug nach Tokio kostet übrigens schlappe 50.500 Yen (Da mein Stipendiaten-„Gehalt“ zum Kurs vom September 1999 fixiert wurde, beträgt das ca. 840 DM. Zum jetzigen reellen Kurs wären das allerdings schon knapp 990 DM – Der Yen ist derzeit recht stark – oder die DM sehr schwach? Im Mai 1997 wären 50.500 Yen 630 DM gewesen…)

Telefonkarte „Tokyo“

A propos Tokyo… Christian wollte gestern von Sendai nach Osaka (大阪, Oosaka) fahren – per Bahn. Mal abgesehen davon, dass das nicht sehr viel billiger als per Flugzeug ist (nämlich knapp 700 DM), so hat das auch noch ganz andere Nachteile… Zum Beispiel der: Christian kam Freitag Abend um 21:15 Ortszeit in Tokyo an. Dort musste er umsteigen für seinen Zug gen Osaka. Kein Problem, oder? Gleicher Bahnhof, Ticket schon in der Tasche, aber: Der (natürlich) freundliche Bahnbeamte klärte ihn dann auf, dass am heutigen Abend lediglich ein spezieller Zug nach Osaka fährt, für den man eine Reservierung benötige, und zwar in 5 Minuten. „Tja, dann bitte eine Reservierung für diesen Zug. Was muss ich zusätzlich bezahlen?“ 15.000 Yen (300 DM) „… 歩 新 +*#bitte … Na, ich habe wohl keine andere Wahl – mein Kollege wartet schon auf mich…“ Oh, Entschuldigung, ich sehe gerade, es ist gar kein Platz mehr frei… Tja, und so kam es, dass Christian gestern Abend mutterseelenalleine in Tokyo stand, kein Zug nach 22:00 mehr von der größten Stadt Japans in die zweitgrößte Stadt Japans mehr fuhr (sic!), und er sich daher Gedanken machte, was er denn so tun und lassen sollte… Zum Glück war ich gerade zu Hause (eher: schon zu Hause, nachdem ich entschieden hatte, dass ein Caipirinha (der zwar sehr fein war) für 60 DM doch ein wenig teuer ist, und doch lieber zu Hause ins Onsen gehen sollte) als Christian anrief, und so konnte ich ihm zumindest die Nummer der Deutschen Botschaft (ドイツ の 大使館, doitsu no taishikan) geben, die ihm zwar nicht weiterhelfen konnte („Gehen Sie doch in ein Kapselhotel!“ – „Was heißt das auf japanisch?“ – „Keine Ahnung!“), aber immerhin… Er entschloss sich dann, die Nacht in einer Disse zu biegen, und heute morgen habe ich mit ihm telefoniert, als er gerade in Osaka ankam. Also alles in Butter. Mal sehen, was auf dem Rückweg passiert!

Tja, liebe Freunde, heute auf den Tag bin ich 3 Monate hier! Und mein nächstes Update wird wohl Anfang Januar kommen. Bis dahin: Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr und so… und, ach ja, Rudi: Bitte keine 3 MB-Mailbomben mehr 🙂

Olli, 18. Dezember 1999 (平成11年12月18日)

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