10.12.1999: Weihnachten in Kumamoto.

Meine Zimmerkarte im Kotsu Center Hotel 1999.

Mittlerweile finden auch hier die Vorbereitungen für Weihnachten statt. Aber natürlich ist das nur teilweise so wie bei uns zu Hause.

Im Kotsu-Center Hotel verbrachte ich die ersten Nächte, bevor ich meine Wohnung bezog.

Zwar werden auch hier die Geschäfte geschmückt, und Weihnachtsmusik dudelt aus alles Lautsprechern, aber… Da wäre zuerst mal die Temperatur. In Kumamoto ist es im Dezember durchschnittlich 6 Grad warm (Tag und Nacht-Durchschnitt). Das bedeutet: Tagsüber so über 10 Grad, zur Zeit noch immer stattliche 14, 15 Grad. Allerdings ist es zur Zeit selbst für diese Gegend ungewöhnlich warm. Dann ist Weihnachten in Japan, da es ein christliches Fest ist, kein großes, nationales Fest. Das ist Silvester, aber eben nicht der 24.12. Also ist es eher ein Anlass, nochmal ein wenig die Konsumschraube anzuziehen. Das geht einher mit den vielen Weihnachtsfesten, die jetzt so stattfinden. gestern zum Beispiel war das Weihnachtsfest der Rotarier, bei dem sich viele der Rotarier zusammen mit ihren Familien getroffen hatten. Wie auch bei uns, wird bei dieser Gelegenheit gut gegessen (und getrunken – Kanpai!), und man singt ein wenig. Daneben wurde auch noch für ein Rahmenprogramm gesorgt: Es traten unter anderem 2 Tänzerinnen auf, die einen ostindischen Tanz zum besten gaben. Da die beiden natürlich in voller Montur waren, sah das auch ziemlich atemberaubend aus. Eben so ganz anders, gelle? Bei uns sieht man das eher selten…

Danach gab es noch eine Tombola, und nachdem man sich mit einem dreifachen „Banzai!“ verabschiedet  hatte, bekam jeder noch eine leckere Portion Erdbeeren mit auf den Weg.

Heute findet die Weihnachtsfeier der YMCA statt. Wohl eher in bescheideneren Rahmen, aber, wie ich denke, doch auch recht lustig. In meinem nächsten Update werdet ihr mehr darüber erfahren.

Dann möchte ich euch noch ein paar Informationen über das Leben hier weitergeben. Den folgenden Text habe ich schon im Oktober geschrieben, so dass ihr vielleicht  einiges schon woanders gelesen habt. Aber dennoch: Bevor es in Vergessenheit gerät…

Stäbchenhülle des „Tetsu“-Restaurants.

Wie lebt man denn so hier in Kumamoto? Naja, ein wichtiger Punkt ist natürlich  das Essen: Wie ihr ja wohl alle wisst, beherrschen 3 verschiedene Gerichte das Tagesbild:

1.) Reis
2.) Fisch
3.) Nudeln

Reis wird zu allen Tageszeiten gegessen, das heißt: Am Morgen, am Mittag,  am Abend. Es gibt leckere Reisbällchen, die, in einen Bierteig gehüllt, sehr gut kalt zum Frühstück gegessen werden können. Auch bestimmte Sushisorten werden gerne zum Frühstück gegessen. Allerdings bevorzugen viele entweder Reis oder eine einfache Suppe. Am Mittag kann man überall in den Supermärkten  eine sogenannte „Bento“-Box kaufen. Sie beinhaltet stets einen bunten Mix an Leckereien. Immer ist eine gute Portion Reis dabei und verschiedene Gemüsesorten, und je nachdem, für welche Box man sich entscheidet, Fisch  oder Fleisch. Diese Bento-Menüs können auch zu sehr günstigen Preisen über  Mittag in Restaurants gegessen werden. Im Supermarkt kosten sie zwischen 400 und 600 Yen (7-10 DM). Und – sie machen wirklich satt. „Reis“ bedeutet auf japanisch „gohan“ (御飯) – und das kann auch „Essen,  Mahlzeit“ bedeuten. Und eben dieses Wörtchen ist auch stets in „Frühstück“ (asagohan, 朝御飯), „Mittagessen“ (hirugohan, 昼御飯) und „Abendessen“ (bangohan, 晩御飯) enthalten. Also in etwa „Morgenreis“, „Mittagreis“ und „Der Reis am Abend“.

Meine Tower Records Stempelkarte wurde leider nicht voll.

Wer Fischgerichte mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Unzählige kleine Läden wie auch die großen Kaufhäuser bieten die unterschiedlichsten Fischgerichte an. In der Regel fertig zubereitet, kann der Kunde unter fast unzählbar vielen Varianten wählen. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, aber ich denke, wenn ich jeden Tag was Anderes ausprobieren würde, dann hätte ich wohl einige  Zeit vor mir, in der ich nur unterschiedliche Sachen testen könnte. Denen, die mich mal besuchen kommen, kann ich es ja zeigen… 😉 Was mir persönlich sehr gut gefällt: Die Sushi-to-go Boxen, die in den Supermärkten  angeboten werden. Ihr müsst euch das so vorstellen: Mehrmals am Tag werden  diese Fischgerichte komplett neu zubereitet, und man kann wirklich sicher sein,  dass der Fisch erst wenige Stunden alt ist. Da sich roher Fisch ja nicht lange  hält, kann man auch noch sogar ein Schnäppchen machen: In der Regel bieten  die Kaufhäuser gegen Abend (so nach 6 Uhr) viele oder sämtliche (ohnehin  schon günstige) Fischwaren zum deutlich reduzierten Preis an. Eine zum Abendbrot durchaus ausreichende Sushiportion mit 6-7 Sushi, die tagsüber so um 400 Yen  kostet, ist dann für 250 Yen oder sogar noch weniger zu haben. Und man kann  diese Gerichte auch im Kühlschrank noch ohne Bedenken zu haben bis zum nächsten Morgen lagern und zum Frühstück essen (Yamm!)

Für die mehr erfahrenen Kunden besteht in den großen Laeden auch die Möglichkeit, sich direkt rohen Fisch zu kaufen und dann zu Hause wie gewünscht zuzubereiten. Alles in allem ist Japan, was Essen angeht, uneingeschränkt zu empfehlen! Das gilt sogar für Fast Food. Ketten wie Mc Donalds (maku Donarudo Hanbaagaa) oder KFC gibt es auch hier, und was bei uns zu Hause von Zeit zu Zeit der „Mc  Sushi“ ist, ist hier dann eben so etwas wie der „Teriyaki-Burger“. Wesentlich dabei ist: Die Dinger werden frisch zubereitet! Also nicht verwundern,  wenn man an der Kasse eine Nummer in die Hand gedrückt bekommt: Die Hamburger werden dann eben an den Tisch gebracht. In Japan gibt es eine lokale Fast Food-Kette, Moss-Burger. Das sind so ziemlich die besten Burger, die man essen kann – sagt  man. Ich konnte es noch nicht bestätigen, da mein Bedarf an Fast Food, auch  an „gesundem“, hier nicht so hoch ist. Ich bevorzuge Sushi oder Bento. Aber wer in Japan ist: Auch bei Moss-Burger werden alle Gerichte erst NACH der Bestellung zubereitet.

Eine Seite des Telefonbuchs.

Und was ist mit europäischem Essen? Brot und Wurst? Naja, auch das gibt es natürlich. Aber das hat ungefähr so viel mit deutschem Essen zu tun, wie bei uns das chinesische/asiatische Essen mit dem „echten“ asiatischen Essen. Baguettes können hier gekauft werden, auch Weißbrot und allerlei Süßigkeiten. Allerdings schmecken diese nicht sehr gut und tendieren eher zu Gummi. Darüber  hinaus sind sie meistens teuer. Während ein Baguette-Michelin für 180 Yen (3 DM) zu haben ist, bekommt man keinen Camembert unter 6-7 DM. Schinken und  Wurst ist hier so gut wie ausschließlich fertig abgepackt zu haben und kostet ähnlich viel. Wenn man Glück hat, schmecken Käse und Wurst aber ganz ordentlich. Ebenfalls recht günstig ist Obst. Die japanische Mandarine (Mikan) schmeckt sehr gut, sieht aber manchmal eher aus wie eine Limette. Nicht reinlegen  lassen. Bananen und Ananas sind auch noch recht günstig, aber bei europäischem Obst wie Äpfel und Trauben muss man wieder richtig tief in den Geldbeutel greifen. Wer selbst kochen will, der kann sich im Nudelregal den Wolf kaufen – viele, viele unterschiedliche Nudelsorten und Zutaten. Selbst einige Maggi und Kraft-Produkte sind zu haben. Und auch wenn die japanischen Nudeln zu den deutschen sehr unterschiedlich sind (dünner), so kann man gute „deutsche (?)“ Nudeln kaufen.

Zusammengefasst also: Japanisches Essen ist her-vor-ra-gend! Man kann über  Wochen, so man es denn will, unterschiedliche Gerichte essen. Oder, falls einem  der Sinn danach ist, man kann auch europäisch essen, mit leichten Nachteilen  bei Geschmack und Preis. Ich jedenfalls bevorzuge die japanische Art.

Bis zum nächsten Mal. Dann gibt’s vielleicht was über das japanische Nachtleben.

… und vergesst auch nicht, nochmal vor Weihnachten reinzuschauen, für den Ausblick auf das neue Millennium – und den „Ni Sen Nen Mondai“ (Y2K-Bug)!

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