Nachdem nun ja die wichtigsten Details über das Klima bereits bekannt sind, komme ich nun zu einem häufig auftretenden Naturereignis: Dem Taifun.
Taifune in Japan.
Von August bis Oktober ist für diese hier „Saison“, und auch ich kam, wie die meisten ja wohl wissen, in diesen Genuss. Anfangs noch als wenig gefährlich prognostiziert (er sollte westlich von Japan vorbeiziehen), wurde es dann doch schlimmer. Denn er jagte mitten durch Kumamoto hindurch. Dass dieser Taifun nicht so ohne war, wusste ich in dem betreffenden Moment nicht so – wie denn auch, es war ja mein erster!? So gegen 4 Uhr in der Früh ging es so richtig los: Heulende Winde, peitschender Regen. Und ich habe keinerlei Rollläden an meinem Fenster. Das ist hier allerdings normal. Meine Wohnung liegt im 2. Stock, und direkt vor meinem Balkon befinden sich Bäume, so dass durchaus eine Gefahr vorhanden war. Aber wie gesagt: Es war für mich schwer einzuschätzen. Aber es war laut. Richtig laut! Es konnte einem schon mulmig werden.
Nach 4 Stunden ließ der Sturm dann etwas nach, und im Licht der Sonne konnte man dann sehen, was so alles geschehen war. Unzählige Bäume wurden entwurzelt (teilweise sehr mächtige Bäume!), Dächer abgedeckt – eben das, was man so im Fernsehen sieht. Man sagte mir, dass dieser Taifun einer der 3 schlimmsten in den letzten 30 Jahren war, und auf jeden Fall der schlimmste seit 8 Jahren. Insgesamt kamen auch über 20 Menschen ums Leben. Allerdings aufgrund einer Flutwelle, nicht durch Baumschlag oder ähnliches. Auf jeden Fall war ich froh, dass bei mir alles in Ordnung war. Schon wenige Tage später war nichts mehr von einem Taifun zu sehen. Da hatten die Japaner wirklich schnelle Arbeit geleistet. Lediglich die frischen Baumstümpfe oder die leeren Stellen in den Parks zeugen von seiner Gewalt.
[Anmerkung 2024: Es handelte sich um den Supertaifun Bart.]
Tsunamiwarnung
Kurz vor dem Taifun wäre ich auch noch fast in den „Genuss“ eines Tsunamis (Flutwelle) gekommen. Aufgrund des starken Erdbebens in Taiwan wurde eine solche Warnmeldung gegeben, die dann aber wieder zurückgezogen wurde. Man muss ja nicht alles mitnehmen. Zusammen mit dem Atomunfall in Tokai habe ich ja meinen Teil schon. Allerdings, und das will ich nicht verschweigen, ist es durchaus möglich, noch ein Erdbeben mitzunehmen. Erdbeben kommen hier fast regelmäßig vor, meistens sehr schwach, sind aber Pflicht in jeder Hausversicherung.
[Anmerkung 2024: Es handelte sich um das Jiji-Erdbeben mit fast 2.500 Toten.]
Anfahrt zum Aso
Letzten Sonntag war ich mit einem meiner neu gewonnenen Freunde auf dem Berg Aso. Es ist der größte noch aktive Vulkan der Welt, und einen seiner Krater kann man sogar besichtigen. Dieser Vulkan liegt ca. 50 km entfernt im Osten von Kumamoto, und er ist per Auto perfekt zu erreichen. In Japan herrscht übrigens Linksverkehr. Einmal angekommen, präsentiert sich die Hochebene, in der sich mehrere Krater befinden, wie eine riesige Marslandschaft. Keinerlei Pflanzen, nur Steine. Wirklich wie auf dem Mond oder Mars oder wo sonst noch. Im Krater selbst befindet sich ein See, aus dem ständig schwefelhaltige Wolken aufsteigen. Sieht klasse aus, ist aber eben auch etwas bedrohlich. Man muss bedenken: Dieser Vulkan ist noch aktiv! Und dass das keine leere Drohung ist, kann man an den Beton-Unterständen sehen, die alle paar Meter als Schutzbunker dienen, sollte der Vulkan mal wieder ein paar Brocken ausspeien. Gegen Lava hilft das allerdings nichts… Jede Menge Fotos davon habe ich gemacht, und ein, zwei davon werde ich euch bestimmt mal zeigen!
Unterrichtsbeginn
Und als letzter Punkt für heute: Mein Studium der japanischen Sprache. Es hat inzwischen begonnen, und es läuft wie folgt ab: Nach einem Einstufungstest wurden 2 Klassen mit verschiedenem Schwierigkeitsgrad gebildet. Ich bin in der unteren, und wie ich mittlerweile weiß, ist das auch die absolut richtige Wahl. Von der Grammatik könnte ich vielleicht noch mithalten, aber da hauptsächlich gesprochen wird, also der Fokus auf der Konversation liegt, wäre ich in dem höheren Kurs ziemlich aufgeschmissen! (Für diejenigen, die in Saarbrücken an den Kursen teilnehmen: Der zweite Kurs beginnt grammatikalisch mit den Verben des Gebens und Nehmens, also dort, wo unser 6. Semester auch ungefähr aufhört. Der Fokus liegt auf Kanji (jeden Tag so 30 Kanji) und Konversation mit eben diesen grammatikalischen Voraussetzungen.) Außer mir befinden sich noch eine Studentin aus Sri Lanka, 2 Taiwanesen und ein Koreaner in meinem Kurs. Der Rest ist aus China. Wie so ziemlich alle Japanisch-Studenten. Ein Kanadier ist noch da, aber der ist in dem höheren Kurs. Außer mit und der Sri Lankerin kann keiner Englisch, aber das ist OK, denn so spreche ich mehr Japanisch. Der Unterricht ist übrigens auch komplett in Japanisch gehalten. Jeden Tag werden verschiedene Tests geschrieben. Meistens Schreibübungen, aber später auch komplette Hörverstehens-Übungen und so weiter. Ich werde berichten. Die YMCA hat übrigens drastische Strafen für Zuspätkommer, etc. vorgesehen. Und die Voraussetzungen zum Bestehen einer Klausur sind auch eher mit unseren Analysis-Klausuren zu vergleichen… aber ich mach das ja freiwillig, da bedrückt mich das nicht so. Später mehr.
Das solls auch für jetzt gewesen sein. In den nächsten Updates, die von heute an nicht mehr in so rascher Abfolge erscheinen werden, werde ich mehr auf das Leben in Japan eingehen und auch auf Besuche von anderen Attraktionen wie dem Schloß, Parks, Nachbarstädten oder -inseln. Bis dann!
Olli