IDS Prof. Scheer – ARIS for SAP.

Auch an diversen Produktionen für die IDS Prof. Scheer AG war ich beteiligt. Zum Beispiel an der ARIS for SAP Serie, hier ein Beispiel aus dem Jahr 1996.

Die nächste Phase des Multimedia-Zeitalters beginnt.

ARIS for SAP Verpackung Seite 2 (1)

Um das Jahr 1995 herum, als ich bei Media Nova anfing, begann die nächste Phase des „Multimedia“-Zeitalters. Die erste Welle der bezahlbaren Rechner mit guten Grafik- und Soundmöglichkeiten wurde wenige Jahre davor, Ende der 1980er Jahre, hauptsächlich in Form von Commodores bezahlbaren Amiga-Modellen in die Wohn- und Spielzimmer gespült.

Die PCs waren lange Zeit entweder langweilige, einfarbige Arbeitsrechner oder – wenn sie multimedial mithalten sollten – völlig überteuert.

Preise oberhalb von 5.000 DM waren keine Seltenheit. Aber mit dem Erscheinen von Windows 3.1 Mitte 1992 änderte sich das innerhalb weniger Jahre, denn Windows 3.1 brachte eine integrierte Multimedia-Unterstützung mit, und die Preise für Rechner mit CD-ROM Laufwerken sanken schnell.

ARIS for SAP.

ARIS for SAP Verpackung Seite 1 (1)

Und genau um diese Zeit zwischen ca. 1993 und 1998 erschienen jede Menge CD-ROM Produktionen, die einen ähnlichen Aufbau hatten: Mal mehr, mal weniger interaktiv gestaltete Produktpräsentationen. Was heutzutage (2019) eine durchschnittliche, schnell selbst erstellte PowerPoint Präsentation kann, war damals das Ergebnis eines langen Design- und Programmierprozesses.

„ARIS for SAP“ macht da keine Ausnahme: Je nach Kapitel wurden mehr oder weniger viele bildschirmfüllende Grafiken und Texte dargestellt. Diese wurden entweder hart oder sanft eingeblendet, vielleicht auch mal von oben oder der Seite hineingeschoben. Ein paar Soundeffekte, das war’s auch schon. Aus heutiger Sicht wirkt das Design ziemlich verspielt, aus damaliger Sicht war es sehr hochwertig.

Mehrsprachig ohne Neustart.

ARIS for SAP: Japanische Darstellung

Etwas, das damals ganz und gar nicht selbstverständlich war, betrifft die Mehrsprachigkeit: Die meisten CD-ROMs wurden in einer Sprache produziert (im Zweifelsfall auch damals natürlich auf Englisch), vielleicht in zwei Sprachen (Deutsch/ Englisch). Noch mehr Sprachen waren eher selten, und wenn man zwischen diesen umschalten wollte, musste man oft die Applikation neu starten. Das war natürlich nicht zwingend notwendig, aber oft wurde es so gelöst, weil es ein wenig einfacher und schneller war.

Wir haben in unseren Produktionen allerdings immer Wert darauf gelegt, dass man direkt, zumindest aber über das Hauptmenü die Sprache wechseln konnte. In dieser Produktion waren Deutsch, Englisch – und Japanisch enthalten. Die Kanji (und auch die deutschen/ englischen Texte) wurden allerdings nicht als Textfelder dargestellt, sondern als Grafik. So konnte man nicht nur ein schöneres Layout erreichen, sondern ohne ein „echtes japanisches“ Windows 3.1 wäre eine Darstellung der Kanji damals nicht möglich gewesen.

ARIS for SAP – Inhalte.

ARIS for SAP: Inhalte

Das Hauptaugenmerk der Inhalte der CD-ROM lag auf der ARIS Methodologie und den ARIS Tools im SAP-Umfeld. Sie sollte auch dazu dienen herauszufinden, wie ARIS die Implementierung von SAP R/3 unterstützen kann.

Daneben erfuhr man, wie das ARIS Toolset in die (damalige) SAP Business Engineering Workbench integriert werden kann. Natürlich durften aber auch Testimonials von SAP und Kunden nicht fehlen, die ARIS lobend erwähnten.

Für mich waren das damals böhmische Dörfer, eine ganz andere Welt. Was mich aber vielleicht gerade deswegen motivierte, ein gutes Produkt zu gestalten. Und mit der Zeit blieb doch das Ein oder Andere hängen. Ein interessanter Nebeneffekt, wenn man in der Weiterbildungsbranche unterwegs ist: Man lernt wirklich nie aus.

Ein paar Worte zur Technik im Jahr 1996.

Systemanforderungen 1996

Diese CD-ROM erschien im Juli 1996. Damals war zwar schon Windows 95 ein knappes Jahr auf dem Markt, aber alle Produktionen mussten so gebaut sein, dass sie auch auf älteren Rechnern lauffähig waren.

Mal eine Frage in die Runde: Welche Auflösung hat der Bildschirm eures Smartphones? Im Jahr 2019 bestimmt mindestens Full HD (1920×1080 Pixel) oder zumindest nahe dran.

Im Jahr 1996 war es anders: Wir produzierten die CD-ROM für Rechner mit einer Auflösung von 800×600 Pixel – also gerade mal einem Viertel dieser Auflösung. Eine Soundkarte wurde „unterstützt“, aber nicht vorausgesetzt.

Kontaktseite

Der Rechner benötigte mindestens 8 MB RAM – im Jahr 2019 haben selbst Ultrabooks der 600 Euro Preisklasse 8 GB RAM, also das Tausendfache. Und eine CPU mit 40 MHz Taktung war damals im normalen Bereich – das gleiche Ultrabook hat eine CPU mit 4 Kernen, die jeweils mit 1.600 MHz getaktet sind. Der Hinweis, dass der Rechner in der vorgegebenen Auflösung (mindestens) 256 Farben darstellen können muss, klingt heute auch merkwürdig, aber 1996 war es sehr gut möglich, dass der im Jahr zuvor angeschaffte Rechner nur 16 Farben darstellen konnte – was dann entsprechend blöd aussah. Zwar wurde die Grafik in der Regel angezeigt, aber die fehlenden 256 Farben wurden mehr oder weniger sinnvoll durch die 16 vorhandenen Farben aufgefüllt.

WWW-Adressen 1996

Was 1996 noch nicht überall selbstverständlich war: Die Angabe einer Mailadresse zur Kontaktaufnahme und auch eine Internet-Adresse, wie ich auch in meiner Power Play Rückschau der Ausgabe August 1996 vermerkte. Man war sich damals aber noch nicht ganz sicher, wie man diese formvollendet als Teil der Kontaktadresse einbaut, wie man sehen kann. Die URL ist übrigens auch heute noch gültig, und somit gehört sie sicherlich zu den ältesten .de-Domains: Laut offizieller DENIC Statistik existierten zum 31. Juli 1996 gerade einmal 21.741 .de-Domains.

Eine besondere Verpackung.

Verpackung Seite 1 (komplett)

Ebenfalls ein eher kurzlebiges Phänomen waren die damals oft eingesetzten aufwendigen CD-Verpackungen. Anstelle der von der Audio-CD gewohnten Jewelcases waren sie oft mehrfach gefaltet aus Pappe, mehrfarbig bedruckt, mit individuellen CD-Fächern. Die Vervielfältigung von CD-ROMs in Presswerken war damals noch sehr teuer, und Multimedia-CD-ROMs durchaus etwas Besonderes. Somit sah man die Kosten für eine adäquate Verpackung als gerechtfertigt.

Verpackung Seite 2 (komplett)

Diese Produktion jedoch konnte noch aus dem Vollen schöpfen: Zweimal gefaltet, mit einer CD-Heftklammer aus Pappe. Auch die CD-ROM selbst war mit einem farbigen Label bedruckt. Ein paar Jahre später war das auch schon wieder vorbei: Eine CD war – je nach Auflage – für unter 1 DM vervielfältigt, und die Verpackungen mussten aus Kostengründen ebenfalls Federn lassen.

Entwickelt mit Asymetrix ToolBook.

Japanische Darstellung

Erstellt wurde sie mit Asymetrix ToolBook 4.

Titelseite mit Sprachwahl (Produktion „ARIS for Change“)

Im Jahr 2012 erschien mit 11.5 die letzte Version, die man zwar anscheinend noch immer beziehen kann, aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Webseite nicht mehr verfügbar ist und ToolBook somit das gleiche Schicksal erleidet wie der zweite Multimedia-Dinosaurier der 1990er Jahre: Adobe (Macromedia) Director wurde Anfang 2017 offiziell eingestellt und ist nicht mehr verfügbar.

Spätestens seit 2015 sind die Browser so fortgeschritten, dass sie zusammen mit Scriptsprachen wie Javascript ein vergleichbares bzw. sogar besseres Erlebnis bieten können, als wir 20 Jahre zuvor mit Expertentools. Ich finde das toll, denn damit erhält jeder die Möglichkeit, komplett kostenlos Programmiererfahrung zu sammeln.

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