Super 8 Filme: Verborgene Schätze, richtig überspielt.
Besonders in den 1970er Jahren waren Super 8 Filme unglaublich beliebt: Man konnte seinen eigenen Urlaubsfilm drehen, schneiden und nachvertonen! Doch wie überspielt man diese Filme am besten? Denn die Qualitätsunterschiede sind enorm!
Super 8 Filme: Unterschätzte Qualität.
Das Filmformat wurde bereits 1965 eingeführt, aber in den 1970er Jahren erlebte es seine Blütezeit. In vielen Familien war eine Kamera, ein Projektor und eine Leinwand fester Bestandteil des heimischen Mobiliars. Super 8 war das Filmformat der Wahl, denn man konnte es relativ leicht schneiden und nachvertonen.
So entstanden über die Zeit auch bei uns unzählige Stunden von Filmen, in die viel Aufwand hineingesteckt wurde: Neben Nachvertonung gab es oft auch noch einen Vorspann oder andere Spezialeffekte, die viel Arbeit erforderten. Viele werden es gar nicht für möglich halten, wozu unsere Eltern und Großeltern auch damals schon fähig waren.
Und jetzt? Jetzt lagern die alten Filmrollen in Kisten im Keller oder auf dem Speicher (hoffentlich nicht, dort könnte es schnell zu heiß werden) und warten darauf, dass sie endlich in die digitale Welt hinübergerettet werden.
Doch bei der Digitalisierung kann man einen entscheidenden Fehler machen, bei der das Resultat bei Weitem nicht so gut aussieht, wie es eigentlich möglich wäre! Die beiden Bilder, die man hier sehen kann, zeigen den gleichen Film, der mit zwei unterschiedlichen Methoden digitalisiert wurde. Ein krasser Unterschied, oder? Lest weiter und lasst euch überraschen, wie gut Super 8 Filme aussehen können, wenn man sie richtig digitalisiert.
Abfilmen oder scannen?
Besonders in der ersten Zeit, als es um das Überspielen von Super 8 Filmen ging, geschah das in der Regel durch einfaches Abfilmen: Eine moderne Kamera (heute natürlich eine Digitalkamera, aber früher auch sogar nur eine VHS-Kamera) wird auf die Leinwand gerichtet, auf die ein Super 8 Projektor den Film projiziert.
Das Ergebnis war – und ist auch heute noch – immer sehr schlecht im Verhältnis zu dem, was eigentlich möglich wäre: Ein flaues, verwaschenes und unscharfes Bild, das auch noch durch die von der Seite filmende Kamera verzerrt ist, und bei dem auch noch oft Teile des Bildes fehlen. Wenn man auf VHS überspielte, bekam man sogar ein mehrfach schlechteres Bild, da VHS bei Weitem nicht an die Auflösung von Super 8 heranreichte.
Außerdem wird man eine Vignettierung feststellen, bei der die Ecken ins Dunkle abgleiten. Dafür ist die Bildmitte eher heller, durch die Lampe des Projektors. Rechts habe ich mal durch den roten Rand die Verzerrung und den Beschnitt ein wenig hervorgehoben.
Wer so eine Digitalisierung mal in den Händen hielt (in der Regel in Form einer DVD mit einem schnell gemachten Menü), der wird sicher gedacht haben, dass auch das Ausgangsformat, der alte Film, eine so miserable Qualität gehabt hat. Denn eine privat nutzbare analoge Filmtechnik der 1970er Jahre kann doch nicht besser sein als die volldigitale Full-HD Welt der späten 2010er Jahre, oder?
Weit gefehlt! Wenn man es richtig angeht, wird man Unglaubliches feststellen: Ein scharfes, detailreiches Bild, das bis in die Ecken gleichmäßig beleuchtet ist. Ein Weißton ist wirklich weiß, und nicht eher gelblich.
Das gleiche Motiv, das oben in der abgefilmten Fassung zu sehen ist, wirkt gleich so unglaublich viel frischer: Die Farben sind neutraler, aber wesentlich natürlicher. Die Farbe Weiß ist wirklich weiß, und die Elemente auf dem Bild sind auf einmal so detailliert wie man es nicht ahnen konnte. Und: Das Bild ist gleichmäßig hell bis in die Ecken, außerdem viel größer – man sieht einfach einen größeren Teil. Die schwarzen/ dunklen Ränder an der Seite resultieren daher, dass das Filmoriginal wirklich bis an die Grenzen abgescannt wurde.
Der rote Rahmen symbolisiert den Bereich, bei dem die abgefilmte Fassung schon ins Schwarze abgedriftet ist.
Super 8 Filme bitte nur scannen lassen!
Und wie kommt man nun zu dem tollen Ergebnis? Ganz einfach und eigentlich auch naheliegend: Man lässt den Film einscannen und nicht abfilmen. Viele von euch haben bestimmt schon privat selbst oder durch einen Dienstleister alte Foto-Negative einscannen lassen, oder? Da war es genauso – das eingescannte Bild sah toll aus. Genauso geht es auch mit einem Super 8 Film, auch diesen kann man einscannen lassen.
Für den Privatanwender dürften die dafür notwendigen Scanner ein wenig zu teuer sein, und die hier und da im Web auffindbaren „Do it yourself“ Anleitungen, wie man einen Flachbett-Scanner mit einem Schrittmotor zu einem Filmscanner umbaut, klingen auch etwas knifflig. Es gibt einige Scanner bis zur 1.000-Euro-Klasse, doch leider scannen diese nicht den Ton mit, so dass man nur einen Stummfilm bekommt. Schade!
Also, wenn ihr einen Super 8 Film überspielen wollt, dann sucht euch explizit einen Dienstleister, der die Filme inklusive Ton einscannt! Denn dann wird auch der Ton (in der Regel Magnetton, wenn selbst nachvertont) direkt vom Film abgetastet, und besser geht es einfach nicht mehr.
Die „Abfilmer“, die auch nicht viel weniger pro Minute verlangen, nehmen den Ton natürlich ebenfalls vom Lautsprecher des Projektors ab. Das resultiert oft in einen Mono-Ton, der zusätzlich noch ein mehr oder weniger hörbares Rauschen des Projektors beinhaltet. Kann man zwar nachträglich mit genügend Tools verbessern, aber an die bestmögliche Qualität wird man nie herankommen.
Vergleich vorher/ nachher und Tipps bei der Beauftragung.
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und ein plastisches Beispiel vorbereitet. Unten sieht man zwei Videos, die im Jahr 1975 aufgenommen und geschnitten wurden. Via Splitscreen sieht man abwechselnd die abgefilmte und die eingescannte Fassung. Man dürfte die Unterschiede eindeutig erkennen. (Das erste Video startet mit der „abgefilmten“ Version.) Weiter unten folgen noch Tipps bei der Beauftragung.
Hier noch ein weiteres Beispiel zum Vergleich:
Beispiel 2: Neutrale Farben, mehr Details!
Jedes einzelne Bild des Films war laut Norm 5,69 mm auf 4,22 mm groß. Das ist natürlich kein 16:9 Format, wie man es heute kennt, sondern fast ein 4:3 Format (eben entsprechend auch der damaligen Fernseher). Aber nur fast – es ist etwas breiter. Wenn ihr die Filme zum scannen abgebt, solltet ihr daher vorher euren Dienstleister fragen, welche Optionen er beim Scan anbietet: Das komplette Bild einscannen, und dafür eventuell an den Seiten (schwarze) Ränder einfügen, oder auf einen Teil des Bildes verzichten und dafür ohne Ränder scannen lassen.
Meine eigene Wahl.
Ich selbst habe mich dafür entschieden, immer das komplette Bild einscannen zu lassen, auch wenn es dann Balken gäbe. Fragt bei euren Dienstleistern auch nach, in welcher Auflösung und welcher Bitrate sie einscannen. Eine Standard PAL Auflösung (720×576 Pixel) sollte es mindestens sein, und manche bieten die Ausgabe als unkomprimiertes AVI an, was optimal ist (und ca. 13 GB pro Stunde Film bedeutet).
Von einer Lieferung als fertige DVD würde ich immer absehen, denn dann ist der Film bereits wieder recht stark komprimiert, und das DVD-Format eignet sich gar nicht zum nachträglichen Editieren. Lieber nehme ich den unkomprimierten AVI-Film und bearbeite ihn selbst nach. Gute Tools zu bezahlbaren Preisen gibt es ja reichlich.
Rein theoretisch ist auch eine höhere Auflösung als 720×576 Pixel möglich, und viele Anbieter werben auch mit „Full HD Abtastung“. Allerdings dürfte die effektive Verbesserung in punkto Details nicht viel höher liegen, denn um wirklich HD Qualität zu erreichen, müsste auch das Ausgangsmaterial in der bestmöglichen Form vorliegen – und so werden die wenigsten damals privat gefilmt haben. Selbst mir als „High-End“ Enthusiast reicht eine gute PAL Auflösung.
Und der Preis? Ich habe einen Dienstleister gefunden, bei dem ich die Filme sogar persönlich abgeben kann – viel besser, als mit der Post zu versenden. Und pro Minute musste ich deutlich weniger als 2 Euro bezahlen. Dafür, dass ich so einmalige Schätze sichern kann, ist das wenig Geld.