1978: Urlaub in Südtirol und Venedig (Super 8 Film), Teil 1.
Ein wunderbares Zeitzeugnis ist dieser Super 8 Film, den mir mein Großvater kürzlich auf DVD überspielt hat: Der Urlaub in Südtirol im Sommer 1978, mit Ausflügen nach Venedig und zum Gardasee – und ins Ultental!
Ein typischer Super 8 Film.
Der Film ist ungefähr eine Stunde lang – was damals kein billiges Vergnügen war, denn die Super 8 Filmboxen boten nur Platz für ca. 3 Minuten und 20 Sekunden und kosteten mindestens 10 DM plus Entwicklung. Das sind im Frühjahr 2018 ungefähr 13 Euro – das heißt, alleine die Filmkassetten haben schon knapp 200 Euro gekostet. Die Entwicklungskosten kenne ich nicht mehr, aber der Effekt ist auch heute noch deutlich sichtbar: Man machte sich genau Gedanken, was man filmte, was überhaupt filmenswert war. Dadurch sind auch heute noch die Super 8 Filme gut anzusehen, denn sie haben keine Längen – im Gegensatz zu den 1980er Jahren, als die VHS Videokameras zu endlosen Geburtstagsfilmen ausuferten.
Natürlich konnte man auch damals die Filme bereits weiter verarbeiten. Wer etwas auf sich hielt, der hatte einen Projektor, mit dem man auch die stumm aufgenommenen Filme nachvertonen konnte. Ein Schneidegerät und ein kleiner Leuchttisch gehörte zur Standard-Ausstattung, und wer den Film betiteln wollte, hatte auch eine größere Auswahl an Lettern als Guttenberg damals. In allen Größen, Formen und Farben. Theoretisch haben Super 8 Filme sogar eine HD-ähnliche Auflösung (bis zu 1.120 Zeilen), tatsächlich war sie aufgrund des 4:3 Formats aber in der Breite darunter.
Dadurch, dass seit vielen Jahren alle Hobbyfilmer ihre VHS-Filme digitalisieren lassen, findet man natürlich auch gerade für Super 8 Filme eine Menge an Dienstleistern, die sie auf DVD übertragen. Doch Vorsicht! Oft filmen sie nur mit einer mehr oder weniger guten Digicam ab, was man deutlich an einem dunklen, verschwommenen und zu den Ecken vignettiertem Bild sehen kann. Manchmal hört man sogar noch das Laufgeräusch des Projektors. Dadurch haben die Super 8 Filme zu Unrecht einen schlechten Ruf bekommen. Firmen, die Super 8 tatsächlich scannen sind rar. Ich werde es mal mit dieser Firma probieren, die mit einem Bild- und Tonscanner wirbt, und berichte bei Gelegenheit.
Die Anreise vom Saarland nach Südtirol über den Reschensee.
In den 1970er Jahren war eine Fahrt nach Südtirol noch ein kleines Abenteuer! Immerhin ging es durch drei Länder. Kein Navi im Auto, die Straße waren nicht so gut ausgebaut wie heute (selbst die Brenner Autobahn wurde erst 1971 eröffnet!) und die Motoren liefen in der Tat noch heiß, wenn man länger bergauf fuhr. Manchmal sind wir sogar mit Anhänger die Strecke gefahren. Mann, wurden die 60 PS Motoren manchmal gequält! Seitdem ich zurückdenken kann, fuhren wir bis in die 1980er Jahre regelmäßig nach Lana bei Meran in den Urlaub. Meistens zu Ostern, oft aber auch im Sommer. So auch 1978 zusammen mit meinen Großeltern.
Die Anfahrt führte uns zuerst an Neuschwanstein vorbei (ich habe keine Erinnerung, ob wir das Schloss auch besichtigten) und dann ging es durch Österreich über Landstraßen weiter, nahe an der Schweiz vorbei, bis wir am Reschenpass ankamen. Direkt in der Nähe ist natürlich der Reschensee, der für den Kirchturm berühmt ist, der nun aus dem Wasser ragt. Auch früher machten wir dort eine kurze Pause. 1978 gab es noch keinen Parkplatz, man parkte mehr oder weniger wild in der Nähe. Heute ist dort ein großer asphaltierter Parkplatz, ein Informationszentrum, Toiletten, Wanderwege… und, wie ich an dem Foto hier im Vergleich mit Aufnahmen von 2015 sehe, scheint der Kirchturm nun wesentlich weiter im Wasser zu stehen. Aber wie ist das möglich? Wurde dieser Teil des Reschensees nachträglich vergrößert, um ein besseres touristisches Erlebnis zu schaffen?
Lana und Meran: Unsere Basis.
Lana war damals immer unsere Basis. Damals wohnten wir in der Pension Kessler, die es noch immer gibt. Hier ist ein Foto von Google Street View. Später mieteten wir immer das Appartement von Bekannten, das in Lana gegenüber der Vigiljoch-Seilbahn in einem größeren Häuserblock war. Das Haus hatte sogar ein Hallenbad, was ich zu der Zeit als unglaublich exotisch fand. Und der typische Hallenbadgeruch dieser Zeit… Lana war schon damals ein schönes Dörfchen, und nachdem ich es nun auch schon seit über 40 Jahren kenne, muss ich sagen, es hat viel von seinem Charme behalten. Es fühlt sich immer ein wenig Besonders an, auf dem Weg ins Ultental dort vorbei zu fahren. Die Seilbahn ist übrigens mittlerweile schon über 100 Jahre alt.
Auch in Meran ist Vieles gleich geblieben, was schon 1978 den Touristen an Südtirol gut gefallen hat. Die Gilfpromenade gibt es noch immer, und noch immer ist die Promenade voll von Menschen jeden Alters – ich glaube, das Durchschnittsalter ist sogar etwas gesunken. Das würde mir sogar sehr gut gefallen, denn eine ganze Weile galt Meran als das klassische Rentnerparadies. Wo sonst konnte man günstig Urlaub machen, unter Palmen flanieren und gleichzeitig Deutsch sprechen? Und wo kann man schon den Sissi-Weg gehen, auf dem auch schon die Kaiserin gleichen Namens wandelte?
Dort, wo wir damals unseren Wagen parkten, ist mittlerweile die Therme Meran entstanden (zum Glück mit Parkhaus). Und was mir seit damals im Gedächtnis blieb, sind die liebevoll geschnittenen Hecken, die farbenfrohe Motive ergeben. Die Reiter, die man hier sieht, habe ich nie vergessen. Und dem ganz jungen Ich gefielen natürlich die Wege, die nahe am Fluss verliefen. So konnte ich meinem Lieblingshobby frönen: Steine in den Fluss werfen, kleine Ableitungen bauen, Wehre, Staudämme, … bis es hieß, dass wir wieder weiter müssten.
Mehr im nächsten Teil.
Es gibt noch viel mehr zu berichten: Ausflüge nach Bozen, in die Dolomiten, zum Schlern, aus Südtirol hinaus nach Venedig, zum Gardasee und ins Ultental! Aber das werde ich in einem anderen Beitrag erledigen.