Power Play Ausgabe 4/1994: Statistik.
Viele bemerkenswerte Dinge in der Power Play 4/1994: Barcode, Online-Forum, Commodore sucht kurz vor dem Konkurs. Verstärkung, erster Test für das 3DO, C64 Emulatoren… Diese Ausgabe war gut gefüllt mit interessanten Dingen.
Power Play 4/1994 – die Statistik.
Was die Spiele angeht, so ist diese Ausgabe im Grunde nicht anders als schon seit über einem Jahr: PC, Amiga, Super Famicom, Mega Drive – und ab und zu mal ein Macintosh bzw. Amiga 1200 und CD32. Die Seitenzahl bleibt relativ niedrig bei 128 Seiten.
Die Videospiele sind auch seit einem guten Jahr nurmehr als Alibi vertreten: Je 1-2 Spiele pro Konsole sind im hinteren Teil des Heftes versteckt, aber im Vergleich zur Situation um das Jahr 1990/1991 herum ist das nicht mehr als eine homöopathische Dosis.
Aber: In dieser Power Play ist zum ersten Mal auch das 3DO mit einem Test dabei. Zwar soll es im Laufe seiner Geschichte knapp 2 Millionen verkaufte Einheiten geschafft haben, doch in meiner Erinnerung war diese Konsole genauso exotisch wie das Neo Geo (und auch preislich in der gleichen Region angesiedelt).
Hier sind die Testergebnisse: MS-DOS (14 Tests), Amiga (5), Amiga CD32 (4), Super Famicom (2), Sega Mega Drive (1), 3DO (1).
Heft-CD und C64 Emulatoren.
In der letzten Ausgabe wurde zum ersten Mal die CD zur Power Play eingeführt, und in diesem Monat war ein besonderes Schmankerl vertreten: Zwei C64 Emulatoren. Ein Leser schrieb in der folgenden Mai-Ausgabe sichtlich ungläubig, dass er das für einen Aprilscherz hielt. Doch es war keiner – der C64 konnte schon zu dieser Zeit emuliert werden.
Ich muss gestehen, ich hätte das nicht für möglich gehalten. Meine ersten Erfahrungen mit Emulatoren machte ich mit dem MAME System im Laufe des Jahres 1997, und ich war völlig verblüfft und fasziniert. Aber natürlich sind Emulatoren nichts Neues – schon der Amiga konnte mit dem Sidecar seit 1986 PCs emulieren, nur wurde es ein wenig anders vermarktet.
Auf dem Screenshot, der den Inhalt der „Heft-CD“ beschrieb, war auch ein Verzeichnis mit vielen C64 Spielen zu sehen, die über den Emulator zu spielen waren. Aus der Beschreibung geht leider nicht hervor, ob die Spiele auch Bestandteil der CD waren oder nicht – falls jemand noch diese CD haben sollte, würde ich mich über eine kurze Info freuen. Einer der beiden Emulatoren wurde durch die Firma „microMedia“ programmiert und sollte bei Erscheinen zwischen 100 und 140 DM kosten. Einen alten Mailverkehr von beiden Entwicklern aus dem Jahr 1994 kann man heute noch bei Google Groups lesen.
Und was gab es sonst noch?
Kein neuer Redakteur, kein Messebericht – fast war man es schon gewohnt, dass eines dieser beiden Dinge in dieser Power Play zu lesen wäre.
Aber es gab in der Tat noch ein paar Dinge, die zuvor noch nicht da waren: Beispielsweise schmückte die Power Play seit dieser Ausgabe ein Barcode auf der Titelseite. Er sollte zwar seine Position nochmal ändern, aber damit war die Power Play in der modernen Zeit der Scanner angekommen.
Die „Power Tips“ wurden durch den „Power Service“ ersetzt. Inhalt waren noch immer Hilfestellungen zu Spielen, aber auch hier lässt man die alte Generation hinter sich und wird moderner. Auch am Papier merkte man das, denn das berühmt-berüchtigte grüne Papier, das zuvor den Hilfebereich ausmachte, musste ebenfalls weichen, und nun ist die Power Play von vorne bis hinten in weißem Papier.
Und dann gab es noch einen großen Bericht über die „Angel Studios“, die auch die Special Effects zum Film „Der Rasenmäher Mann“ erstellten und nun auch in die Computerbranche drängen. Damals unglaublich interessant und grafisch ein Augenschmaus – heute (2017) natürlich nicht mehr als eine Randnotiz wert. Wenn die Firma heute nicht zu einem der bekanntesten Spiele-Entwicklerstudios gehören würde: Rockstar!
Commodore sucht Verstärkung.
Heute wissen wir es ja: Commodore International meldete zum 29. April 1994 Konkurs an. Diese Power Play erschien am 9. März 1994, und tatsächlich suchte Commodore noch per Stellenanzeige Verstärkung, nämlich „den/die junge/n, dynamische/n Video-Game-Spezialist/in zur Verstärkung unserer Marketing-Abteilung“.
Nun, ich hoffe mal, es hat damals niemand seinen Job aufgegeben, um ein paar Wochen später wieder auf der Straße zu sitzen. Ich finde diese Anzeige bemerkenswert: Es musste zu dieser Zeit doch völlig klar gewesen sein, dass das Ende naht. Der Anzeigenschluss war vielleicht Anfang Februar 1994 – glaubte man da wirklich noch an eine Zukunft?
Für Vorabinformationen stand zum Glück eine Telefonnummer zur Verfügung. Ich würde wirklich gerne wissen, ob da a) jemand im März/ April mal angerufen hatte und b) ob die Stelle jemals vergeben wurde.
Als ich die Anzeige bei der Erstellung dieses Artikels gelesen habe, musste ich mir eingestehen, dass das eigentlich ein ziemlich cooler Job für mein jüngeres Ich gewesen wäre: Kontakte zu Softwarefirmen pflegen, Studien/ Analysen zum Geschehen auf dem Software-Markt, Trends verfolgen, Reisen… So gesehen würde ich sagen, dass ich die Antwort auf meine oben gestellte Frage a) selbst geben könnte: Ziemlich sicher haben da jede Menge Mittzwanziger angerufen!
Die Power Play eröffnet ein Forum.
Die Redaktion geht mit der Zeit: Nachdem Michael Hengst schon mehrfach seine Mailadresse gepostet hatte, wurde nun gleich ein ganzes Power Play Forum eröffnet.
Bedenkt: Das war im März 1994. Damals hatte nur ein unglaublich kleiner Bruchteil der Bevölkerung eine Mailadresse oder Zugang zum Internet der damaligen Form. (Ich hatte beides, aber auch nur weil ich Informatik studierte und über darüber auch Zugang zu einem Unix Rechnerpool bekam. Privat hatte ich erst viel später einen Internetanschluss.)
Im Oktober 1993 gab es gerade mal 200 Webserver – weltweit! Auch gab es nur knapp 13 Millionen Menschen, die auf das Internet zugreifen können. Zum Vergleich: Dezember 2016 hatte Facebook alleine knapp 1,9 Milliarden (!) Nutzer. 1994 gab es nur etwa 1.600 .de Domains, 2016 waren es über 16 Millionen!
Der Text war ziemlich provokant geschrieben: „Ihr greift im Zeitalter der Computer noch zu Bleistift und Papier?“ Das Forum war damals via Compuserve zu erreichen. Leider ohne mich – ich habe mich nie eingewählt. Schade! Einen der C64 Emulatoren gab es sogar damals schon zum Download – nur hatte ich zu dieser Zeit noch gar keinen PC.
Das PDF mit der Statistik der ersten 73 Ausgaben gibt es hier zum Download: Statistik der Power Play, Ausgabe 4/1994
<< Zurück zu Nummer 72 || oder || Weiter zu Nummer 74 >>