Retro: „Mein erstes Commodore 64 Programm.“
Beim Entrümpeln ist mir (wieder einmal) ein echter Schatz aus meiner Kindheit begegnet: Das Lehrbuch „Mein erstes Commodore 64 Programm“ von Dr. Rodnay Zaks aus dem Jahr 1984!
Didaktisch unglaublich gut aufbereitet.
Obwohl es schon über 30 Jahre alt ist: Dieses Buch ist in meinen Augen noch immer das beste Buch für Programmiereinsteiger, das ich jemals in den Händen hatte. Es war, was für die Zeit damals durchaus bemerkenswert ist, direkt an Kinder gerichtet, die lernen wollten, auf dem Commodore 64 in BASIC zu programmieren. Erschienen ist es im Sybex-Verlag, und manchmal kann man es noch auf eBay finden. Das Titelbild sowie die weiteren Illustrationen stammen von Daniel Le Noury – sie haben mich damals so beeindruckt, dass ich sie die ganze Zeit nicht vergessen habe. Besonders an den Drachen und an die Fehlerteufel konnte ich mich noch gut erinnern.
Im Vergleich mit anderen Publikationen – damals und heute – sind folgende Dinge für mich bemerkenswert und machten den Erfolg, insbesondere den Lernerfolg des Buches aus. Gerade im Vergleich mit dem anderen Extrembeispiel, dem sehr schlecht konzipierten Assembler-Buch für den Amiga, das sogar später erschienen ist, fallen sie auf.
Sprache und Textfluss.
Zaks verwendet in seinem Buch eine wirklich einfache und direkte Sprache, ohne unnötig Fachbegriffe einzustreuen. Der Leser wird direkt mit „Du“ angesprochen – und hier wirkt es, im Gegensatz zu Ikea, auch nicht aufgesetzt.
Er versteht es außerdem, abstrakten Dingen eine Gestalt zu geben und somit den Lerntransfer zu fördern. Das Buch ist im DIN-A-4 Format, aber sehr luftig gesetzt. Dadurch erscheint es direkt einladend und nicht überfüllt.
Zielsetzung und Motivation.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Büchern möchte der Autor dem Leser wirklich nur einen einfachen Einstieg geben. Dabei verzichtet er bewusst auf komplexere Aufgaben und belässt es bei einem kleinen Teil der Möglichkeiten von BASIC.
Viele, leichte Übungen am Ende der Kapitel motivier(t)en die jungen Leser, das Gelernte wirklich umzusetzen. Zwar sind die Aufgaben aus der Perspektive eines geübten Programmierers einfacher als 1+1, aber genau richtig für Menschen, die wirklich noch nie zuvor programmiert haben. Man wird nie überfordert – und ich denke, für ein Lehrbuch einer Programmiersprache ist das wichtig!
Denn jeder, der schonmal versucht hat, anhand eines Buches eine Programmiersprache zu lernen, wird mir zustimmen: Wenn man die Beispiele auf einmal nicht mehr verstanden hat bzw. auf einmal die Aufgaben nicht mehr lösen konnte, dann war das der Moment, als man das Buch kurz darauf auch zur Seite gelegt hatte. Lieber daher das Tempo etwas zurücknehmen! Ist besser für die Leser & Lerner.
Maskottchen und Darstellung.
Den Drachen habe ich nie vergessen – obwohl das Buch 30 Jahre lang irgendwo in einem Karton lag. Er ist der Programmierer – und das Maskottchen des Lesers. Mit ihm lernt man die ersten BASIC-Schritte. Begleitet wird er von weiteren Figuren: Dem BASIC-Interpreter, den bösen Fehlerteufeln, der Programmschlange, den launigen Variablen, dem Flussdiagramm (laut Buch mein bester Freund!), und anderen schön gezeichneten Figuren. Diese tauchen auf fast jeder Seite des Buches auf, was das Werk schon fast in die Nähe eines Comics bringt.
Natürlich muss man noch andere Bücher lesen und auch viel üben, aber durch dieses Buch sind bei mir die Grundsteine zur Programmierung gelegt worden. Ich besitze noch einige handschriftlich festgehaltete Listings aus dieser Zeit, und diese zeigen ganz deutlich die Handschrift einiger Musteraufgaben des Buches…
Leider sind solch gute Bücher rar geworden – vielleicht habe ich aber auch eben eine Marktlücke entdeckt? Nachdem das „Learning C# with Unity 3D“ Buch für mich persönlich auch wieder eher enttäuschend war, nachdem das Äußere doch so viel versprach.
Quellenangabe:
Screenshots aus: Rodnay Zaks, „Mein erstes Commodore 64 Programm“. Erschienen 1984 im Sybex-Verlag, ISBN 3-88745-062-0 (Anscheinend zumindest 1992 nochmals neu aufgelegt.)