Wiedersehen mit der Waldbühne Homburg.
Nach über 20 Jahren war ich wieder auf der Waldbühne Homburg – ach, wie sehr sie doch heruntergekommen ist! Wie schade.
Die Waldbühne Homburg – früher ein Platz zum Feiern, heute ein „Lost Place“.
Wer heutzutage nach der Waldbühne Homburg sucht, der wird nur wenige Beiträge finden. Nur noch alteingesessene Ortskundige können mit dem Begriff etwas anfangen – was sehr schade ist, denn sie war einmal ein kulturelles Kleinod, über das sich viele Städte und Gemeinden freuen würden.
Im Jahr 1958 wurde sie eröffnet, und schon wenige Jahrzehnte später ist sie völlig verfallen und überwuchert, wie man auf dem Bild links sehen kann: Die linke Seite der Zuschauertribüne ist kaum zu erkennen, kleine Tannen sind schon fast mannshoch in die Höhe gewachsen.
Die rechte Seite scheint hin und wieder zumindest ein klein wenig gepflegt zu werden, auch wenn schon seit vielen Jahren keine offiziellen Veranstaltungen mehr stattfinden dürfen.
Auch sonst ist sie in einem schlechten Zustand: Die bis zur Bühne führenden Laternen sind teilweise durch Witterung oder Vandalismus zerstört, wie man in der Galerie sehen kann, und was noch an alten Holzgeländern zu erkennen ist, ist morsch und verwittert. Es wird nicht mehr lange dauern, bis das Gelände völlig überwuchert ist. (Zu finden bei Google Maps übrigens hier.)
Man sieht es auch an der eigentlichen Bühne: Die linke Treppe scheint auch hier etwas gepflegt zu sein, aber alle restlichen Treppen sind so dicht mit Moos überwachsen, als ob Jahrzehnte ohne Pflege vergangen sind.
Wahrscheinlich ist das auch so, wenngleich ich bisher nicht herausfinden konnte, seit wann die Waldbühne Homburg offiziell stillgelegt ist. Vielleicht kann mir ja jemand eine Nachricht hinterlassen.
Rückblick in den Sommer 1999: Vorbereitung für das Sommerfest auf der Waldbühne Homburg.
Der Anlass für meinen Besuch waren schöne Erinnerungen: Im Sommer 1999 war ich dort zum letzten Mal. Danach zog ich weg, und anscheinend begann auch nicht viel später der Verfall. Doch damals war alles anders.
Für das Sommerfest 1999 auf der Waldbühne Homburg sollte eine schöne, überdachte Bühne errichtet werden (sogar mit Boden). Daher wurde ein Ersuchen an das THW Homburg gerichtet, ob diese dabei unterstützen könnten. Damals war ich noch im OV Homburg, und somit fand ich mich am 25. Juni 1999, einem Freitag, um 16 Uhr im OV und etwas später auf der Waldbühne wieder. Die fast komplett aufgebaute Bühne kann man links sehen.
In meinen THW-Notizen von damals ist Folgendes zu lesen:
Die Homburger Waldbühne soll zur Festwiese umgebaut werden. Zu diesem Zwecke müssen
- Eine Bühne inklusive Überdachung errichtet werden
- Wasserversorgung und
- Stromversorgung inklusiver Ausleuchtung gewährleistet sein
Situation:
Betrachtet man die Waldbühne von den Zuschauerrängen aus, so wird auf der linken Bühnenseite der Bierstand errichtet. Der nächste Hydrant ist an der Straße Richtung Rabenhorst (außerhalb des umzäunten Geländes). Auf dem Gelände verteilt werden 4 Strahler errichtet. Außerdem werden Bierstand und Kühlwagen mit Strom versorgt. Die Bühne wird komplett mit Hilfe von zwei Planen überdacht.
Und, besonders schön, aus den Notizen nach dem Abbau: „Nach dem Abbau fehlte ein Hering.“
Juni 1999 und Mai 2021 – ein virtuelles Wiedersehen!
Damals war ich nicht nur Helfer, sondern gleichzeitig auch verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Zum Glück hatte ich also auch meinen Fotoapparat dabei (den gleichen, den ich ein paar Monate später auch nach Japan mitnahm), mit dem ich knapp 20 Fotos aufnahm. Ja, kaum zu glauben heutzutage, aber es gibt wirklich nur zwei Dutzend Bilder von diesem Ereignis. Es war ein 36er Film, und gute 10 Bilder darauf sind von einer anderen THW-Veranstaltung.
Das heißt, ich war damals auf fast keinen Bildern selbst zu sehen – und das holte ich dann bei meinem Besuch nach, indem ich mich zum Beispiel in das Gruppenbild von damals montierte, wie man links sehen kann.
Um die Deckenplane der Bühne zu befestigen, spannten wir Drahtseile quer von links nach rechts zwischen Bäumen. Um diese zu schonen, legten wir die Drahtseile über Holzklötze, die wiederum schon am Stamm angebracht waren.
Diese Holzklötze sind übrigens noch immer an den Bäumen, aber nachdem über 20 Jahre vergangen sind, sind sie wohl etwas höher anzutreffen als damals. Hier sieht man, wie damals eines der Seile gespannt wurde – und dieses Mal stehe ich mit dabei und scheine einen besonders überflüssigen Kommentar an den arbeitenden Teil der Bevölkerung zu geben.
Man beachte, dass damals die Treppe noch ordentlich gesäubert war, und heute unter dem Moos kaum zu erkennen ist.
Sonstige Eindrücke.
Links neben der Bühne zogen wir das höchste Seil. Dieses war für den vorderen Teil der Bühnenplane gedacht, damit nach hinten ein Gefälle entstand. Falls es geregnet hätte, wäre das Wasser so nach hinten abgeflossen. Wie hoch das Seil war, sieht man hier. Und ich stehe beeindruckt im Jahr 2021 daneben, voller Respekt für die mutigen Kameraden, die die Leiter erklommen.
Auch die Holzklötze an diesem Baum sind noch zu finden. Ich wette, so mancher Besucher der Waldbühne Homburg der letzten 20 Jahre wird sich gefragt haben, warum an vier Bäumen neben der Bühne solche Holzklötze an den Stämmen angeschlagen zu finden sind.
Irgendwie hat es mich gerührt, sie wiederzusehen. Ein kleines Geheimnis, dessen Bedeutung nur wenigen Menschen bekannt ist. A propos Geheimnis – die Waldbühne mag heruntergekommen sein, aber sie ist nicht vergessen: Während wir dort waren, kamen weitere Spaziergänger vorbei oder verweilten kurz auf der Tribüne.
Auch ich setzte mich, vielleicht ein letztes Mal für die nächsten 20 Jahre, auf die Stufen und versetzte mich gedanklich zurück in den Sommer 1999: Wie wir dort alle gut gelaunt und bei schönem Wetter ein paar Stunden arbeiteten, um einen Tag später auch das Fest zu genießen. Wie die Besucher über die links zu sehende Treppe am oberen Ende der Tribüne ankamen – nun stark verwildert. Die Erinnerungen sind noch da; es sind schöne Erinnerungen an einen schönen Ort!
In der Galerie sind noch mehr Bilder von 1999 und 2021 zu finden. Ich würde mir sehr wünschen, dass dieses Kleinod im Wald wieder bespielt werden würde, denn das hätte die Waldbühne Homburg verdient!