Als ein DVD-Backup billiger war als auf Festplatte.

Bis ungefähr ins Jahr 2010 war ein Backup auf DVD für Privatpersonen günstiger als auf Festplatte – hier ein Blick auf die Preisentwicklung von Anfang der 2000er Jahre bis zum Wechsel an der Spitze.

Backup auf CD und DVD?

Archiv 90, lightScribe-Label

Es ist schon seit einigen Jahren normal, dass Laptops und sogar auch Desktop-Rechner kein Laufwerk für CD, DVD oder Blu-Ray haben. Apple stellte Ende 2016 den Verkauf des letzten Laptop mit integriertem optischem Laufwerk ein. Wenn man mal größere Datenmengen überspielen will, nutzt man Anfang 2021 entweder Cloud-Dienste oder man schließt einen USB-Massenspeicher an, meistens sind das Festplatten. 8 TB bzw. 10 TB Platten haben gerade das beste Preis- Leistungsverhältnis mit ~20 Euro pro TB, teilweise findet man sogar jetzt schon günstigere Angebote. Aber wie war das vor 10 oder sogar vor 20 Jahren? Warum nutzte man damals DVDs, oder sogar CDs als Backupmedium und keine Festplatten?

Rückblickend sehe ich zwei Hauptgründe dafür: Anfang der 2000er Jahre waren digitale Fotoapparate oder Videokameras zwar schon verfügbar, aber noch nicht weit verbreitet. Smartphones, mit denen man heutzutage fotografiert oder filmt, waren ebenfalls bis 2010 noch nicht weit verbreitet. Das erste iPhone mit Speicher von 4 bis 16 GB kam Ende 2007 nach Europa und kostete ca. 400 Euro plus eine Vertrags-Zwangskopplung.

Backup-Speichermengen vor 2010.

Meine erste noch erhaltene (und lesbare!) selbstgebrannte CD

Der zweite Grund, warum Backups vor 2010 zumindest im privaten Haushalt auf CD oder DVD geschahen, war die benötigte Speichermenge: Keine Digifotos, keine digitalen Videofilme – und schon sinkt auch der benötigte Speicherplatz enorm. Viele haben wahrscheinlich vor 2010 überhaupt kein Backup erstellt, weil es einfach nichts gab, was man aus damaliger Sicht dauerhaft sichern wollte. Auch war damals das Prinzip „Backup“ prinzipiell außerhalb der „IT-Nerds“ noch nicht so bekannt. Bei mir sah es allerdings schon immer anders aus: Alte persönliche Daten von meinem Amiga und anderen frühen Projekten aus den 1990er Jahren mussten konserviert werden, und gerade Anfang der 2000er Jahre entwickelte ich viele e-Learning Projekte, die damals (verhältnismäßig) hohe Datenmengen erzeugten.

Aber in Summe war es so wenig, dass man entweder auf CD (650 bis 700 MB) oder auf DVD speichern konnte. (Hinweis: Der Einfachheit halber nehme ich im Folgenden an, dass auf eine DVD 4,7 GB Daten passen.)

Preisvergleich: CD-Brenner, DVD-Brenner Anfang der 2000er Jahre.

Maxell-Rohling

Glücklicherweise war das Internet Anfang der 2000er Jahre schon so stabil, dass man auch im Jahr 2020 noch alte Testberichte und Preisblätter aus dieser Zeit finden kann. Ein typischer interner CD-Brenner kostete Ende 2000 ungefähr 400 DM, und ein CD-Rohling war schon für ca. 1 DM zu haben (Kaufkraft 2020: ~0,70 Euro). DVD-Brenner waren vor 2002 noch zu teuer für Privatanwender: Mitte 2001 fielen sie wohl unter 2.000 DM. In einer alten Anzeige tauchte in der August-Ausgabe eines Magazins der Brenner „Pioneer DVR-A03“ als erster Brenner auf, für 1.800 DM mit dem Hinweis „lieferbar“. DVD-R Rohlinge folgten 2 Monate später in den Preislisten für 40 DM.

Externe Festplatten sucht man im Jahr 2000 noch vergeblich: USB 2.0 wurde zwar in diesem Jahr spezifiziert, aber USB 2.0 Festplatten kamen erst ab ca. 2002 auf den Markt. USB 1.x hatte lächerliche Übertragungsraten und spielte daher keine Rolle bei externen Festplatten.

Backup-Kosten Anfang 2001.

Ende 2000/Anfang 2001 kostete ein Backup von 1 GB…

  • … auf CD: ~1 Euro
  • … auf DVD: ~4,20 Euro (Mitte 2001, ohne Anschaffung eines DVD-Brenners)
  • … gespeichert auf interner 40 GB-IDE-Festplatte: ~12 Euro

Eine Festplatte war damals also keine Option. Zusätzlich waren sie damals alle intern verbaut und Speichergrößen über 40 GB wurden schnell deutlich teurer pro GB Speicher. Wenn man auf diese Art Backups anlegen wollte, musste man außerdem regelmäßig Festplatten aus- und einbauen und sie entsprechend als 2. Festplatte konfigurieren.

Ende 2002: Start meiner regelmäßigen CD-Backups.

Fast 600 DVDs

Mit der Verfügbarkeit von USB 2.0 Geräten nahm der eh schon rasante Fortschritt nochmal Fahrt auf: Wie man anhand dieser Pressemitteilung vom September 2002 entnehmen kann, erreichte man zu diesem Zeitpunkt bereits eine Preisparität von CD und DVD in Bezug auf den Speicherplatz. Erstmals war ein DVD-Rohling für unter 2 Euro (2020: ~2,50 Euro) zu haben, und auch DVD-Brenner schien es schon für 300 Euro (2020: ~380 Euro) zu geben. Meine ersten Archive wurden noch auf CD gebrannt, das war ab Anfang 2001. Ende 2002 fing ich an, Buch darüber zu führen. Zu der Zeit kostete eine interne WD-Festplatte mit 200 GB ungefähr 500 Euro (2020: ~640 Euro).

Ab 2003 erstellte ich regelmäßig Backups – immer zwei identische Kopien, deren Datenintegrität nach jedem Brand kontrolliert wurde und die ich an zwei unterschiedlichen Orten lagerte. (Eigentlich habe ich schon 1996 meine ersten Backup-CDs gebrannt, aber das war damals aufgrund der Preise noch sehr selektiv und unregelmäßig.)

Anfang 2003: Die ersten USB-Festplatten.

Ich habe für diesen Beitrag alte PC-Zeitschriften durchforstet. Tatsächlich tauchen erst Anfang 2003 die ersten explizit als „USB & FireWire“ gelisteten externen Festplatten auf. Übliche Größen waren zu der Zeit 40, 80 und 120 GB und kosteten zwischen 200 und 300 Euro, prominenter Hersteller war Maxtor, die inzwischen zu Seagate gehören.

Ende 2002/Anfang 2003 kostete ein Backup von 1 GB…

  • … auf CD (Herbst 2002): ~0,43 Euro
  • … gebrannt auf DVD (Herbst 2002): ~0,43 Euro
  • … auf USB-Festplatte (Januar 2003): ~2,50 Euro

Wie man sieht, gab es Anfang 2003 noch immer keine Alternative zum Backup auf DVD, selbst wenn man die zusätzlichen Kosten wie DVD-Brenner und Label hinzunimmt. Aber wie sah es zwei Jahre später aus?

Speicherpreise pro GB Ende 2004.

Von Anfang 2003 direkt an das Jahresende 2004: Die CD ist zu diesem Zeitpunkt keine sinnvolle Option mehr für Backups – der Speicherbedarf stieg schnell an, und auf eine DVD passten 6-7 CDs.

10 kg DVDs – wieviel wiegt ein Backup?

Im Dezember 2004 kostete mich ein DVD-Rohling, wie ich anhand alter Rechnungen sehen kann, bereits nur noch 54 Cent. Also kostete ein GB Speicher auf DVD ~0,11 Euro, was ungefähr ein Viertel des Preises von zwei Jahren zuvor entspricht. Folgerichtig kosten 100 GB Speicher auf DVD hochgerechnet 11 Euro. Und noch immer ist die Festplatte abgeschlagen, auch wenn sie etwas aufholen konnte! Wie man hier nachlesen kann, bot Maxtor als Schnäppchen zu Weihnachten eine 250 GB USB-Festplatte für 149 Euro an – die Hälfte des Preises für das Doppelte des Speichers. 24 Monate später kostet 1 GB auf Festplatte also nur noch ein Viertel – aber dennoch liegt die DVD immer noch weit vorne, da auch ihr Preis im gleichen Zeitraum deutlich fiel. Jedoch war auch damals schon klar, dass die Festplatte Vorteile hatte – zum Beispiel beim Platzbedarf, denn für 250 GB hätte man mindestens 60 DVDs brennen und verräumen müssen.

Im Dezember 2004 kostete ein Backup von 1 GB…

  • … auf CD: ~0,28 Euro
  • … gebrannt auf DVD: ~0,11 Euro
  • … auf USB-Festplatte: ~0,60 Euro

Sprung ins Jahr 2009 – liegt die DVD immer noch vorne?

Eine meiner letzten Archiv-DVDs

Für Juli 2009 und Dezember 2009 habe ich noch Rechnungen alter Bestellungen, daher verzichte ich darauf, für die Jahre 2005 bis 2008 im Internet nach Preisvergleichen zu suchen. Die Preise bzw. Kosten kann man auch interpolieren, ohne dass sie weit vom tatsächlichen Wert entfernt liegen. Für mich persönlich markiert das Jahr 2009 eine Wende, denn danach habe ich aufgehört, DVD-Backups zu erstellen. Die Festplatte schien also in diesem Jahr für mich das bessere Medium zu werden. Ein 700 MB CD-Rohling kostete ca. 0,18 Euro, ein 4,7 GB DVD-Rohling kostete ca. 0,26 Euro. Und im Dezember 2009 kaufte ich mir eine 1,5 TB Festplatte von Western Digital für 99 Euro!

Im Wendejahr 2009 kostete ein Backup von 1 GB…

  • … auf CD (Juli): ~0,26 Euro
  • … gebrannt auf DVD (Juli): ~0,06 Euro
  • … auf USB-Festplatte (Dezember): ~0,07 Euro!

Und das war es natürlich – zwar fiel der Preis pro GB auf einer DVD nochmal auf die Hälfte im Vergleich zu 5 Jahren zuvor, aber der Preis pro GB auf einer Festplatte fiel auf fast ein Zehntel! Und damit war es, was den reinen Preis angeht, ab Ende 2009 im Grunde egal, auf welchem Medium man ein Backup anlegte. Schneller & bequemer war es schon damals mehr als deutlich.

Ein Spiel mit Zahlen – warum die DVD keine Chance mehr gegen die Festplatte als Backup-Medium hat.

500 geschredderte DVDs und CDs

Seit 2010 verlor die DVD in allen Belangen immer mehr Boden an die Festplatte. Ich brannte zwar noch einige Jahre lang weiterhin DVDs, aber soweit ich mich erinnern kann, nur noch sporadisch und eher als Video-DVD. Ende 2020 löste ich meine gesamte DVD-Backup-Sammlung auf, d.h. ich zerstörte sie physisch mit einem CD-Schredder, nachdem ich ein letztes Mal geprüft hatte, ob ich mittlerweile wirklich alles auf Festplatte habe. Mal abgesehen davon, dass ich dafür auf ein externes DVD-Laufwerk zugreifen musste (ich habe seit vielen Jahren zu Hause kein eingebautes DVD-Laufwerk mehr), war der Anblick beeindruckend: Fast 600 DVDs (mit wenigen CDs als Ausnahme) hatten sich in knapp 7 Jahren angehäuft! Das sind immerhin fast 10kg Gewicht, und auch als Pyramide aufgeschichtet machten sie auf unserem Küchentisch Eindruck.

Wenn ich im Dezember 2020 spaßeshalber 500 DVDs komplett neu gebrannt hätte, dann hätte ich…

  • … für ~30 Euro einen USB-DVD-Brenner gekauft
  • … für ~100 Euro 5 Spindeln mit je 100 DVD-R Rohlingen gekauft
  • … ca. 80 Euro für DVD-Ordnersysteme ausgeben.

Also wären gute 200 Euro Investition notwendig (ich spare mir hier auch die Kosten für Label und Labeldruck). Meine DVDs waren nicht alle komplett voll beschrieben; manche waren sogar nur halbvoll. Wenn ich (zu Gunsten der Festplatte) annehme, dass ich 500 DVDs beschreiben würde mit durchschnittlich 4 GB, dann käme ich auf 2 TB Gesamtspeicher.

Festplatten – in allen Belangen überlegen!

Festplatten – ein Bruchteil an Volumen und Gewicht

Im Dezember 2020 bekomme ich eine externe 2 TB-Festplatte mit USB 3.0 Anschluss für 60 Euro. Eine solche Festplatte liegt auf dem Stapel der DVDs – sie ist nicht nur winzig im Vergleich, sie wiegt auch weniger als 200 Gramm und passt sogar in eine Hosentasche. Aber es wird noch besser: Über USB 3.0 kann ich die Festplatte mit bis zu 75 MB/s beschreiben. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Geschwindigkeit von 50 MB/s hat man diese in guten 12 Stunden vollgeschrieben, bei 75 MB/s sogar in 8 Stunden.

Eine DVD kann man üblicherweise mit 6x bis 8x-Geschwindigkeit brennen. Natürlich muss man dann ständig als DJ die Rohlinge wechseln und mühsam Protokoll führen, was man schon gebrannt hat (und möglichst optimal die Kapazität ausnutzen). Alle 10 Minuten hätte man im Idealfall somit ~4 bis ~4,5 GB Daten gebrannt (ohne sie danach zu prüfen), und das wiederholen wir dann ungefähr 450mal (ohne Pause, auch in der Nacht!), womit man eine einigermaßen stupide Beschäftigung für mehr als 3 Tage bzw. gute 75 Stunden hätte.

Also, ich bin froh, dass ich auf ein Festplatten-Backup umgestiegen bin 😉

Persönliches Fazit Anfang 2021.

Philips DVD+R Rohling

Obwohl ab 2010 die Festplatte der DVD eindeutig als Backup-Medium überlegen war, habe ich die Zeit von 2010 bis 2015 als fordernde Jahre in Erinnerung, was Backups anging, denn in der Zeit stieg mein Speicherbedarf schneller als die Kapazität der Festplatten im optimalen Preisfenster.

Inklusive identischem Backup jonglierte ich noch bis ca. 2018 mit 4 Festplatten zwischen 3 und 5 TB. Ende 2015 schaffte ich mir ein Synology-NAS mit 4 Festplattenschächten an, die mittlerweile alle belegt sind. (Ich habe derzeit noch ausreichend Reserven für die nächste Stufe der Digitalisierung meiner früheren Jahre.) In den letzten Monaten habe ich einigermaßen sorgfältig auch den Datenbestand bereinigt, von Unwichtigem Abschied genommen und Doubletten gelöscht.

TDK DVD-R Rohling

Derzeit habe ich einen Backup-Bedarf von ca. 7 TB, und der durchschnittliche Preis für eine 8 TB USB-Platte beträgt Januar 2021 gerade einmal 160 Euro, Tendenz leicht fallend. Mit 1:1 Kopie muss ich also ungefähr 300 Euro ausgeben, um dafür einen nach normalen Risikoszenarien sehr gut abgesicherten Datenbestand aller meiner Dateien zu haben. 10 Jahre davor hätte ich für die gleiche Datenmenge über 1.000 Euro ausgeben müssen!

Nach meiner derzeitigen Einschätzung muss ich wohl auf absehbare Zeit niemals mehr als diese 300 Euro ausgeben – eher weniger, denn bereits jetzt sind 10 TB Festplatten für unter 190 Euro erhältlich. Das Nadelöhr dürfte dann eher die Übertragungsgeschwindigkeit sein, mit der man 8 oder sogar 10 TB Daten überspielt…

Status zum Anfang 2021.

Und hier nach Ende 2002, Ende 2004 und 2009 der Vollständigkeit halber ein letztes Mal die bekannten Angaben.

Im Januar 2021 kostet ein Backup von 1 GB…

  • … auf CD: ~0,26 Euro
  • … gebrannt auf DVD: ~0,05 Euro (~0,24 Euro pro DVD)
  • … auf USB-Festplatte: ~0,02 Euro! (gerundet, basierend auf 10 TB)

Update Mitte 2021.

Im Laufe des Jahres 2021 macht sich die Chip-Krise – oder vielleicht auch der Ressourcenhunger von Kryptowährungen – bei den Festplattenpreisen bemerkbar: Im Vergleich zu Anfang Januar 2021 sind sie bei den von mir beobachteten Größen von 8 TB und 10 TB um gute 30% gestiegen – wenn sie überhaupt lieferbar sind. Ist man auf eine schnelle Lieferung angewiesen, muss man noch tiefer in die Tasche greifen: Anfang Juni 2021 kostete eine binnen 7 Tage lieferbare 8 TB Festplatte von WD zwischen 220 und 380 (!) Euro. Zum Vergleich: Im Oktober 2020 habe ich die gleiche Festplatte für 150 Euro gekauft.

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