1990: Amiga-Bilder auf Shirts.
Im Jahr 2020 kann man jedes Motiv binnen Sekunden bei zig Anbietern auf alle möglichen Unterlagen drucken lassen. Aber 1990 war es etwas Außergewöhnliches. Erst recht, wenn die Vorlage eine Computergrafik war.
1990: Amiga-Demos mit Reality.
In einer früheren Serie von Artikeln habe ich darüber geschrieben, wie wir auf dem Amiga unter dem Namen „Reality“ Demos entwickelten. (Hier ist ein guter Einstieg in die Serie.) Diese Demos verteilten wir dann per Post an uns bekannte Gruppen – die Adressen fand man in den jeweiligen Demos, meistens in Form einer PLK-Adresse, die es auch schon einige Jahrzehnte so nicht mehr gibt. Dennoch blieb man im Grunde völlig anonym: Fotos von sich selbst fand man nicht in den Demos. OK, manchmal telefonierten wir untereinander, wenn wir uns schon etwas besser kannten, oder wir tauschten die privaten Adressen aus, um auf die PLK zu verzichten, aber persönliche Treffen waren die absolute Ausnahme.
Wir waren noch nicht volljährig, hatten also noch keinen Führerschein, lebten eher auf dem Land – schwierig! Aber wie sollte man sich erkennen, wenn man doch mal auf Feten oder Messen unterwegs war? Klare Sache: Wie es auch Vereine machen, mit „Trikots“. Ein Gruppenlogo hatten wir ja, siehe links.
Druck von Amiga-Grafiken auf Kleidung im Jahr 1990.
OK, eine Grafik hatten wir also, das war geklärt. Jetzt musste die nur noch auf ein Shirt kommen. Und das war bis Anfang 1990 für Privatleute wie uns nicht leicht: Eine Beflockung wie auf Trikots ging zwar, aber das war uns nicht genug, keine richtige Grafik. Andere Möglichkeiten gab es aber nicht… bis ich Anfang 1990 eine kurze aber sehr interessante Vorstellung im Amiga Magazin fand (Ausgabe 2/1990, Seite 9), die ich links eingebaut habe: Da bot doch tatsächlich eine Firma aus München an, beliebige IFF-Grafiken auf Kleidung zu drucken! Und Aufkleber ebenso! Das mit den gedruckten Logos auf Shirts war also geklärt.
Der Preis für den Druck lag bei 30 DM, was unter Berücksichtigung der damaligen Kaufkraft im Jahr 2020 ungefähr 25 Euro entspricht. Die Klamotte musste man mitschicken, aber man konnte auf Rechnung bestellen. Das war es uns natürlich völlig wert. Die Firma „Studio 5“, gegründet 1988, existiert leider nicht mehr, sie wurde im Jahr 2016 aus dem Firmenregister gelöscht – hätte ich doch früher die Idee für diesen Artikel gehabt, vielleicht hätte ich dann als einer der wahrscheinlich ältesten Kunden nochmal etwas bestellt.
Be different – schon damals.
Auf ein normales T-Shirt wollte zumindest ich damals aber nicht drucken lassen. Wir bevorzugten ein „richtiges“ weißes Hemd. Das konnten wir dann auch bei anderen Gelegenheiten anziehen, bei denen ein T-Shirt zu salopp gewesen wäre. Ja, für einen 17jährigen Nerd war es schon wichtig, mit dem Logo „seiner“ Gruppe gut aussehend herumzulaufen. Und wir trugen die Hemden auch tatsächlich!
Für die Amiga ’90 wiederholten wir das Ganze dann mit leicht modifizierten Motiven, aber das werde ich in einem separaten Beitrag schreiben. Die Hemden haben die Zeit gut überstanden: Seit fast 30 Jahren hängen sie im Kleiderschrank meines alten Kinderzimmers, und bei einem früheren Besuch zu Hause habe ich sie mal wieder an die frische Luft gebracht, um ein paar Fotos zu schießen. Die Farben sind etwas verblichen, allerdings war der weiße Hintergrund auch damals nicht echt „weiß“, sondern hatte einen leichten Farbstich. Das Hemd passt mir übrigens nicht mehr 🙂 (aber es fehlt nicht viel).
Der Originaltext der Bestellung 1990.
Freaky, ich weiß – aber da ich die Bestellung damals auf dem Computer geschrieben & ausgedruckt hatte, existiert auch diese noch heute. Nur leider ohne Datum, denn da war aus mir unbekannten Gründen der Amiga schlecht. Nur die wenigsten Dateien aus dieser Zeit haben überhaupt ein Dateidatum, und oft ist dieses auch offensichtlich falsch. Ich denke aber mal, die Bestellung ist vom Sommer 1990, also vor ziemlich genau 30 Jahren.
Ein wenig sentimental werde ich schon dabei. Jung wie wir damals waren, haben wir keinen Moment daran verschwendet uns zu überlegen, was wir wohl über diese Aktion denken würden, wenn wir „alt“ sind. Und nur weil mein altes Zimmer zu Hause nie anderweitig genutzt wurde, existieren überhaupt noch diese und andere Shirts, über die ich auch ein anderes Mal mehr schreiben werde.
Das war mein damaliges Anschreiben (man beachte meinen Hinweis auf Virenprüfung):
Sehr geehrte Damen und Herren von Studio 5,
ich bitte Sie um die Erledigung folgender Bestellung:
Auf der mitgelieferten Diskette befindet sich das IFF-Bild mit dem Namen „LOGO“ sowie die Sicherheitskopien LOGO.2 und LOGO.3 . Es wurde mit DeLuxe Paint III im Lo-res Modus mit 32 Farben erstellt. Ich bitte Sie nun, die mitgelieferten Hemden auf der Rückenseite mit dem Bild mit dem Namen „LOGO“ zu bedrucken. Sollte es Ihnen ohne großen Qualitätsverlust möglich sein, das Bild so zu dehnen, daß es die gesamte Rückenbreite einnimmt, wäre ich Ihnen dankbar. Sollte – durch den Transport – das Bild „LOGO“ zerstört oder beschädigt worden sein, so greifen Sie bitte auf eine der Sicherheitskopien zurück. Die Diskette ist meines Wissens virenfrei. Lassen Sie es mich bitte wissen, ob man die Hemden waschen kann. Schicken Sie die Ware und Rechnung bitte an: Oliver Kilb XXXXXX
Mit freundlichen Grüßen