1999: Karteikarten meines japanischen Vokabeltrainers Kyoshou.

Ein netter Fund beim Aufräumen: Alte Ausdrucke von Karteikarten meines selbst programmierten Japanisch-Vokabeltrainers „Kyoshou“.

Kyoshou – Der Meister.

Vokabeltrainer Musterausdruck 1

Ende der 1990er Jahre: Durch meinen Studentenjob bei Media Nova, einem Startup an der Universität Saarbrücken programmierte ich mit dem damals führenden Tool zur Erstellung von Multimedia-„Apps“, wie man es heute nennen würde, und außerdem büffelte ich zu der Zeit ständig japanisch. Bei dieser Kombination ist es nicht überraschend, dass ich eher früher als später auf die Idee kam, einen Vokabeltrainer für Japanisch zu programmieren.

Heute, in den 2020er Jahren, sind solche Trainer in allen Varianten in Sekunden verfügbar, aber damals gab es so etwas einfach nicht – beziehungsweise es war nur mit Expertenwissen zu finden. Außerdem wollte ich meine ganz eigenen Ideen einbringen, und mit Christian Wagner hatte ich auch einen perfekten Grafiker im Team. Ein wenig mehr zu dem Tool kann man hier lesen, aber ich müsste mal einen ausführlicheren Artikel schreiben. Immerhin gab es über 10 Jahre mehrere Inkarnationen, und einige davon wurden sogar in ein kommerzielle Produkte verpackt.

巨匠.

Komplette DIN-A-4 Seite Karteikarten Kyoshou

So schreibt man übrigens „Kyoshou“: 巨匠 – Der Name „Meister“ schien uns treffend. Von Anfang an legte ich Augenmerk auf den Ausdruck von Vokabelkarten, denn in der zweiten Hälfte der1990er Jahren gab es noch keine Smartphones, mit denen man immer online war. Zu der Zeit war in Deutschland sogar der Besitz eines simplen Mobiltelefons noch nicht selbstverständlich. Also war es wichtig, dass man seine persönlichen Vokabelkarten ausdrucken und in der Hemd- oder Jackentasche mitnehmen konnte.

Zwei Varianten hatte ich damals vorgesehen:

  • Die klassische Karteikarte: Im DIN-A-7 Format passten so 8 Vokabeln auf ein normales DIN-A-4 Blatt. Einseitig bedruckt, die Rückseite blieb frei.
  • Die Vokabel-Abfragekarte: Ebenfalls im Format DIN-A-7 oder sogar DIN-A-8, aber so beidseitig bedruckt, dass man sie zum Selbsttest verwenden kann (Schriftzeichen auf der einen Seite, Übersetzung und mehr Infos auf der Rückseite)

Wie man auf meiner Seite sehen kann, kam es dann etwas anders: Kurz vor der Fertigstellung der letzten Version ging es dann nach Japan, und danach hatte ich nicht mehr so viel Lust, das Projekt weiter zu verfolgen, wie noch ein paar Jahre früher. Roland Deschain würde sagen: Die Welt hatte sich weitergedreht.

Letzte existierende Musterdrucke.

Vokabeltrainer Musterausdruck 2

Die letzten Arbeitsversionen des Kyoshou waren schon so weit, dass die meisten Funktionen zwar funktionierten, aber noch etwas Bugfixing nötig war. Und es fehlte noch Grafik. Daher hatte ich vor meiner Abreise nach Japan keine „Alpha“-Exe erstellt.

Hätte ich das doch mal irgendwann Anfang der 2000er gemacht: Die letzten offiziellen Releases basierten noch auf 16/32 Bit Windows-Systemen (Win 3.1, Win 95 – zum Schluss noch Win 98). Die laufen mittlerweile nicht mehr unter Windows 10, und ich müsste eine virtuelle Maschine aufsetzen. Dazu habe ich aber derzeit wenig Lust. Und um die letzten Entwicklerversionen zu öffnen, müsste ich nochmal Toolbook installieren – allerdings die Version, die ich auch damals verwendet hatte. Und wahrscheinlich zusätzlich noch eine virtuelle Maschine…

Probedruck aus der Macromedia Director Fassung 2009

Zum Glück habe ich damals zu Testzwecken einige Probedrucke durchgeführt, die es bis heute in einer Plastikfolie überlebt haben. Die letzten Zeugen eines Hobbyprojekts, das mittlerweile (Juli 2020) schon über 20 Jahre zurückliegt!

Aber ich habe so ein Gefühl, dass das letzte Kapitel im Buch des Kyoshou noch nicht geschrieben ist. Dazu gab es zu viele aufflackernde Feuer: Eine Pre-Alpha-Version basierend auf PHP, ein Umbau auf Basis von Macromedia Director… Verschiedene Fassungen eines Vokabeltrainers für BMW basierten auf stark überarbeiteten Funktionen, bis ca. 2010 wirklich die letzte derzeitige Fassung veröffentlicht wurde – erweitert um Funktionen eines äußerst flexiblen Zertifikat-Trainers.

Die letzte Grafik der Karteikarten rechts ist der einzige Druck, der in diesem Jahrtausend entstand: Mit der frühen Director-Version, bei der ich mit schmutzigen Trick japanisch einbaute, obwohl es eigentlich gar nicht ging, da Director zu der Zeit nicht Unicode-fähig war.

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