Interview mit Albert Absmeier vom Oktober 1992.

Beim Überspielen alter Disketten bin ich auf ein bislang unveröffentlichtes Interview mit Albert Absmeier gestoßen, damals Chefredakteur des Amiga Magazin. Stattgefunden hat es im Oktober 1992.

Verlorene Schätze: Artikel für McDisk #6.

Diskette #018: Hüllen für MC, DCC, Video und 3,5″-Disketten

Ende 2018/ Anfang 2019 habe ich die meisten meiner alten Amiga-Disketten mit dem Kryoflux-Board überspielt und zumindest rudimentär katalogisiert. Auf dem Label von Diskette Nummer #018 stand: „Hüllen für MC, DCC, Video, Disk (3,5″)“. OK, da wusste ich schon, dass auf dieser Diskette die Original-Vorlagen für meine DCC-Cover zu finden waren (mit PageStream erstellt), was mich schon erfreute, aber als ich mir den Inhalt genauer ansah, fand ich noch weitere Schätze: Mehrere Interviews mit Amiga-Berühmtheiten, die ich während der „Ami-Expo“ in Köln im Oktober 1992 aufgezeichnet oder mit einem Diktiergerät aufgenommen habe.

Eigentlich waren sie für die Veröffentlichung im McDisk #6 vorgesehen, und ich hatte sie auch schon an Mad Butcher zum Einbauen weitergeleitet – doch McDisk #6 erschien nicht mehr. Also werde ich hier nach und nach diese Interviews veröffentlichen. Den Anfang macht das Interview mit Albert Absmeier – aber davor noch ein kurzer Blick zurück zum Jahreswechsel 1992/1993.

Brief an Mad Butcher / Alcatraz

Das Anschreiben an Mad Butcher war ebenfalls auf dieser Disk enthalten, geschrieben mit dem „Data Becker Textomat“, den ich glücklicherweise auch noch auf Diskette gefunden habe – und überspielen konnte, denn der Textomat ist eines der wenigen kommerziellen Programme, die auch heute anscheinend noch nicht in den Amiga-Archiven zu finden sind.

Leider sind – aus Gründen, die ich nicht genau kenne – die Datumsangaben der meisten Dateien auf den alten Disketten nicht korrekt. Daher bin ich auf andere forensische Hinweise angewiesen, um das genaue Alter zu bestimmen. Im Anschreiben sprach ich auch davon, dass ich nun einen DCC-Recorder habe und von ihm begeistert bin – gekauft habe ich mir den DCC-Player am 24.11.1992 um 15:36 Uhr laut Quittung, die ich noch habe (anderes Thema…), und relativ bald nach dem Kauf war meine erste Begeisterung auch schon wieder dahin. Also denke ich mal, dass das Anschreiben von Ende November, Anfang Dezember 1992 stammt.

Gestärkt wird meine Vermutung dadurch, dass ich in dem Brief auch erwähne, dass wir nun mit Demonware einen Vertrag für unser Eishockey-Spiel in der Tasche haben und dass ich auf die CES im Januar 1993 gespannt bin.

Interview mit Albert Absmeier.

Interview Albert Absmeier (11/92) (1)

(Anmerkung: Ich habe das Interview unverändert hier übertragen und nur krude Rechtschreibfehler korrigiert. Das Original des Interviews in Form eines Diktierbandes ist leider nicht mehr auffindbar. Alle Fehler, sofern es welche geben sollte, gehen daher alleine auf meine Kappe bzw. auf die Kappe meines damals 20jährigen Zwillings. „MD“ steht für „McDisk“, und „AA“ für „Albert Absmeier“.)

Das Interview mit Albert Absmeier wurde auf der AmiExpo ’92 in Koeln aufgenommen. Herr Absmeier ist Chefredakteur der AMIGA, welches das auflagenstaerkste Amiga-Magazin ist.

MD: Herr Absmeier, in Ihrem Vorwort der Amiga 11/92 haben Sie angekuendigt, dass der Amiga 500 nicht mehr produziert werden würde. Ist das jetzt offiziell von Commodore bestaetigt?

AA: Das wurde bestaetigt. Alles, was wir im Amiga-Magazin schreiben, hat eine komplette Recherechearbeit hinter sich, so dass das, was wir schreiben, Hand und Fuss hat und keine Geruechte sind.

Interview Albert Absmeier (11/92) (2)

MD: Heisst das, dass auch die Modelle A2000 und A3000 bald eingestellt werden?

AA: Das wurde noch nicht von Commodore bestaetigt, bis jetzt sind das nur Vermutungen. Aber es ist sehr wahrscheinlich. Wenn man bedenkt, dass der A4000 ganz leicht mit einem 030er Board bestueckt werden kann – was hat dann der A3000 noch zu suchen? Der A1200 wird dann wohl die ganz natuerliche Ergaenzung der Produktpalette zum A600 und A4000 bilden.

MD: Stichwort A1200. Gibt es schon feste Daten, mit denen man an die Oeffentlichkeit gehen darf, oder sind das bis jetzt nur Spekulationen?

AA: Es gibt bereits erste Daten, die relativ sicher sind: Er wird einen 68020-Prozessor haben, der mit 14 MHz getaktet sein wird, 2MB Chipmem, AA-Chipset, AT-Bus-Controller und optional eine interne Festplatte.

MD: Die preislichen Vorstellungen von Commodore?

AA: Es wird zu vermuten sein, dass der Preis deutlich unter 1000 DM liegen wird.

Interview Albert Absmeier (11/92) (3)

MD: Also ein direkter Gegenangriff auf den Atari Falcon 030???

AA: Das kann man so sehen, ja.

MD: Nun hat der Falcon aber wesentlich bessere Soundfaehigkeiten als ein Amiga…

AA: Wer mit den Soundmoeglichkeiten eines normalen Amigas nicht zufrieden ist, der kann sich eine Soundkarte kaufen, aehnlich dem Prinzip auf den PCs.

MD: Wie steht es mit der Softwarekompatibilitaet bei den neuen Modellen?

AA: Es werden die Programme laufen, die sauber nach den Richtlinien von Commodore programmiert wurden. Programme, die z. B. den Blitter bis aufs letzte ausreizen, die werden ihre Probleme bekommen! Natuerlich werden einige Programme neu geschrieben werden muessen.

Interview Albert Absmeier (11/92) (4)

MD: Wie sehen Sie die Chancen des Amigas in der Welt der PCs?

AA: Der Amiga ist ein hervorragender Homecomputer, und mit dem Preis-Leistungsverhaeltnis der neuen Modelle und der SMD-Technologie ist er nach wie vor der interessanteste Homecomputer. Der Softwarebestand ist so enorm, dass er immer einen guten Stand gegen die PCs haben wird.

MD: Und was sagen Sie dann zu dem Problem der Raubkopierer; dass Programme wegen mangelnder Verkaufszahlerwartung nicht mehr fuer den Amiga konvertiert werden???

AA: Das ist kein Amiga-spezifisches Problem! Raubkopierer gibt es auf dem PC, dem Atari, auf jedem Computer, der mit Disketten arbeitet!

Interview Albert Absmeier (11/92) (5)

MD: Aber dort werden die Probleme anscheinend eher totgeschwiegen. Wenn man von Raubkopierern spricht, ist man immer automatisch sofort beim Amiga!

AA: Ich habe nun ja Einblick auch in die PC-Welt und die Atari-Welt, und ich muß sagen: Die Raubkopierer-Szene auf dem Amiga ist nicht schlimmer, ist nicht besser als auf den anderen Systemen auch. Nur werden PCs und Macs oft in Firmen eingesetzt, die das Geld haben, sich die Software zu kaufen und dadurch koennen auch die Software-Firmen gut leben, da sie ein „return of investment“ bekommen. Und durch dieses Geld hat man wiederum die Moeglichkeit, bestehende Software zu verbessern. Daher mein Appell: Jeder, der ein bestimmtes Programm benutzt – sei es als Raubkopie, sei es als Demoversion – und er ist zufrieden damit, der soll das kaufen. Es sind nicht so viele Programme, mit denen man taeglich arbeitet, und so teuer kann das gar nicht werden.

MD: Vielen Dank fuer das Interview!

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Rückblick.

Inhaltsverzeichnis Diskette #018

Die Ami Expo fand vom 8. bis 11. Oktober 1992 in Köln statt. Der Amiga 1200 wurde am 21. Oktober 1992 offiziell in den Verkauf gebracht. Die Aussagen Herrn Absmeiers zum Verkaufsende des Amiga 3000 wurden auch Wirklichkeit, wie man an der Zeitleiste der Amiga-Modelle sehen kann. Im Grunde wurden bereits zu der Zeit des Interviews sicherlich nur noch Lagerbestände abverkauft.

Im oben erwähnten Anschreiben habe ich auch geschrieben, dass ich mittlerweile im Besitz eines A1200 bin – aufgrund anderer Indizien bin ich mir sicher, dass ich ihn am 27.11.1992 gekauft habe, denn in dieser Zeit fand die „World of Commodore“ in Frankfurt statt, und am 27.11.1992 waren wir des Abends noch in Frankfurt auf der Omen-Geburtstagsparty, nachdem wir zwischendurch noch bei Demonware waren. Schade, dass ich aus dieser Zeit so gut wie keine Fotos habe – das waren bewegte Zeiten für mich.

Weitere Interviews.

Für McDisk habe ich noch weitere Interviews beigesteuert:

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2 Antworten

  1. 1. Dezember 2024

    […] einem früheren Beitrag habe ich schon ausführlich geschrieben, wie ich dieses Interview neu wiederentdeckt habe. In […]

  2. 1. Dezember 2024

    […] einem früheren Beitrag habe ich schon ausführlich geschrieben, wie ich dieses Interview neben weiteren mit Albert […]

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