1994 und später: Techno- und Housepartys in Saarbrücken.
Im zweiten Teil meiner Reihe der Techno- und Housepartys in Saarbrücken schaue ich auf die Jahre ab 1994. Alte Bekannte und neue Locations sorgten für gute Stimmung und lange Nächte.
1994: Techno im Club No. 1.
In einem früheren Beitrag habe ich mir das Jahr 1993 vorgenommen. Damals kam der Techno gerade mit voller Wucht in Saarbrücken an, nachdem es zwar natürlich schon einige Jahre zuvor Techno-Partys im Gloria gegeben hat, es aber noch eine Weile dauerte, bis Techno in Saarbrücken im Mainstream ankam.
Der Club No. 1 war nach wie vor eine, nein die Institution in Bezug auf Gast-DJs und Partys. Von den damals aufgetretenen DJs sind auch heute noch einige bekannte Namen zu lesen. Der leider mittlerweile verstorbene Heiko M/S/O war zusammen mit dem ebenfalls im No. 1 aufgetretenen Ata der Gründer von Ongaku Musik – ein Label, von dem ich auch einige Platten im Schrank habe. Außerdem ist „Ongaku“ (音楽) japanisch für „Musik“ – also ist der Labelname sogar eine Tautologie…
Der „Cabarave“ im Cabaret Eve.
Besonders in der ersten Hälfte der 1990er Jahre war die Techno-Szene noch sehr experimentierfreudig in allen möglichen Belangen. Natürlich galt das insbesondere für die Musik selbst (und die schon bald stattfindende Aufsplittung in viele verschiedene Sub-Genres, von denen einige nur sehr kurzlebig waren).
Aber auch, was die Locations anging, war alles zu finden. Von „etablierten“ Discos, die entweder an bestimmten Tagen oder sogar komplett durchgehend Techno spielten, bis hin zu nur für bestimmte Partys gebuchten Orten reichte die Spannweite. Und so kam es, dass es am 12. März im „Cabaret Eve“ in der Brebacher Landstraße in Saarbrücken der „Cabarave“ stattfand.
Über das „Cabaret Eve“ findet man nicht viele Informationen im Netz. Damals galt es in Saarbrücken als das, was man gemeinhin als „Nachtclub“ bezeichnete. Also ein „Etablissement“, in dem man mit „Damenunterhaltung“ rechnen konnte, wie man das wohl damals nannte, als das Cabaret Eve ursprünglich öffnete.
Umso cooler war es, dass sie auch mal die Türen für das normale Partyvolk öffneten. Ich kann mich erinnern, dass es schon ziemlich so aussah, wie man es sich insgeheim vorstellte: Viel Plüsch, und viel Rot. Die Party selbst war aber nicht so der Bringer, und ich kann mich auch nicht an eine Wiederholung, an einen zweiten „Cabarave“ erinnern. Aber der Name war cool!
Partys der Space Crew.
Die „Space Crew“ hatte bereits im Jahr 1993, vielleicht sogar schon früher, einige tolle Feten geschmissen. Meine ersten Veranstaltungen mit ihnen waren die Space Partys im „Lager A“ („La Gera“). Bereits da war die Location ziemlich cool (wenngleich auch nicht ganz ohne Risiken…). Und im Jahr 1994 boten sie eine schon fast kaum zu übertreffende Party auf einem Schiff an: An einem Augustwochenende ging es die Saar hinauf bis nach Frankreich hinein, während die Partymassen auf dem Sonnendeck tanzten. Ein etwas skurriles Zeitdokument, denn eine Fußnote schreibt, dass die Drinks und die Zigaretten an Bord natürlich „Duty-free“ sind…
26 hours auf dem Messegelände in Saarbrücken.
Auch das waren die 1990er: Großveranstaltungen. Loveparade, Mayday, Nature One und viele andere wurden in den 1990ern ins Leben gerufen oder (wie die Loveparade) wurden in dieser Zeit populär. Klar, dass da auch Saarbrücken mit dabei sein wollte. Und da die Plätze für einen gestandenen Mega-Rave in Saarbrücken rar gesät sind, landete man zwangsläufig auf dem Messegelände. Dort fanden die „26 hours“ statt – der bis zu diesem Zeitpunkt größte Rave der Stadt.
Gerade mal drei Wochen nach dem Raveboat auf der Saar fand also bereits das nächste große Event statt. Zu einem großen Teil anscheinend vom Delirium gesponsort, das für ein paar Jahre in der Stadt residierte. (Ich bin lieber ins Hard Wax gegangen, mit dem Delirium bin ich irgendwie nie so richtig warm geworden. Ich glaube, es lag daran, dass einige der Kunden dort vor allem hingingen, um gesehen zu werden und um Bekanntschaft mit den Inhabern zu schließen in der Hoffnung, dass dadurch etwas „Szene-Berühmtheit“ auf sie abfärbte. So etwa wie heute das Dschungelcamp also :))
Das Line-Up jedenfalls war absolut nicht zu verachten, wenn ich sehe, wer alles aufgelegt hat: Frank Lorber (damals Resident DJ im Omen, auch wenn man ihn hinter Sven Väth selten wahrnahm), Marc Spoon (von Jam & Spoon, „Right in the Night“), George Morel, Marco Zaffarano (damals auch auf Harthouse sehr aktiv!) und der damals noch nicht so bekannte DJ Karotte.
Live gab es ebenfalls Marco Zaffarano, der zu dieser Zeit den damals typischen Trance produzierte. Ich glaube aber, dass ich damals nicht mit dabei war. Vielleicht zu viel Events in zu kurzer Zeit, und als Student ohne sonstige Einkünfte zu der Zeit saß das Geld auch nicht so ganz locker.
Frontpage Moto Guzzi Tour und was es sonst noch gab.
Die Frontpage war zu dieser Zeit die wichtigste, wenn nicht sogar die einzige landesweit erscheinende Zeitschrift für elektronische Musik. Kaum verwunderlich, dass sie daraus nicht auch etwas zusätzlichen Profit erwirtschaften wollte. Und so gab es einige „DJ Tourneen“, mit denen sie durch Deutschland tourten. 1994 war es die „motoguzzi“ Tour. Aber ehrlich gesagt war das Line-Up nicht so toll.
Außer unserem „Local Hero“ Kasimir waren eher unbekannte (oder eher in Berlin bekannte) DJs aus der zweiten Reihe dabei, und Ilsa Gold als Live-Act hatten zwar zu dieser Zeit ein Hammerbrett vorzuweisen, waren ansonsten aber auch eher zeitlich befristet bekannt. (Ihr größter Hit war „Silke“, der Samples des 1980er Schmusehits „(Dreams are my) Reality“ aus dem Film „La Boum – Die Fete“ in ein Happy Hardcore-Gerüst einbaute.)
Und auch noch aus der Reihe „Typische historische Technomarken“: Purdey’s. Dieses Getränk wurde neben Red Bull als Szenengetränk gepuscht – schaffte es aber offensichtlich nicht, so groß zu werden wie Red Bull.