Über Taubenstein auf die Rotwand (1.884m).
Ein sehr beliebtes Ausflugsziel am Spitzingsee ist die Rotwand. Im Sommer für Wanderer, im Winter für die Tourengeher. Dieses Mal erleichterten wir uns den Aufstieg ein wenig, indem wir die Taubensteinbahn nutzten.
Mit der Taubensteinbahn auf 1.613m Höhe.
Der Spitzingsee liegt auf 1.084m Höhe, also müsste man mit einem traditionellen Aufstieg gut 800 Höhenmeter überwinden, bis man auf dem Gipfel der Rotwand steht. Das ist an sich kein Problem, wenn man ein wenig Kondition mitbringt, denn es gibt sogar einen leichten Wanderweg, der sich im Winter gut eignet.
An diesem Tag sparten wir uns aber die Mühen eines längeren Aufstiegs, und nutzten die Taubensteinbahn. Sie führt auf 1.613 Meter Höhe, und somit hat man rein rechnerisch (ohne Gegenanstiege) weniger als 300 Höhenmeter vor sich. Übrigens: Die Parkgebühr in Höhe von 4 Euro bekommt man in voller Höhe beim Kauf einer Fahrkarte zurück.
Erster Gipfel: Der Taubenstein.
Direkt hinter der Bergstation sieht man schon das Gipfelkreuz des Taubensteins. Der Weg zur Rotwand führt an seinem Fuß vorbei, und man muss nur 5 Minuten Umweg gehen, und etwa 20 bis 30 Meter aufsteigen, um auf dem ersten Gipfel in 1.692 Meter Höhe zu stehen.
In einfachen Serpentinen, aber auch ein wenig felsig geht der Weg bergauf. Danach kann man sich entscheiden, ob man rechts auf den Gipfel will, oder geradeaus weiter zur Rotwand. Die letzten Meter Aufstieg zum Taubenstein erfordern vielleicht ein wenig Handeinsatz, sind aber nicht schwer. Von hier aus sieht man bis zur Grenze nach Österreich, zum Schinder.
Den Spitzingsee kann man bestenfalls hinter ein paar Bäumen hindurchblitzen sehen, aber man sieht die Untere und Obere Firstalm, und natürlich auch die Brecherspitz, die jede für sich schöne und unterschiedlich schwere Wanderziele darstellen.
Weiter in Richtung Rotwand.
Der schöne Wanderweg geht nun mal mehr, mal weniger stark ansteigend durch eine wunderschöne Mischung von Bäumen und Almenlandschaften in südöstliche Richtung. Zu Beginn ist der Weg ziemlich felsig bzw. steinig, und kann bei Nässe sehr glatt sein. Aber in Summe ist es ein einfacher Weg, auf dem man dadurch auch viele Familien sehen kann, die mit allen Generationen von jung bis alt diesen Ausflug unternehmen.
Manchmal kommt man auf dem Weg (der in Richtung des nicht begehbaren Lempersberg führt) so nahe an den Grat heran, dass man einen Blick auf den möglichen Rückweg erhaschen kann, falls man den Rundweg über Rotwandhaus, Nebelwand und Kleintiefentalalm nehmen möchte. Es ist eine nette Alternative, allerdings mit einigen (aber nicht so schlimmen) Gegenanstiegen, und der Möglichkeit einer weiteren Gipfelersteigung des Hochmiesing (1.883m).
Der Weg wird nun schnell immer sonniger, und nachdem wir an einem markanten Felsen links abgebogen sind, ist das Gipfelkreuz der Rotwand, welches man bereits zu Beginn der Wanderung sehen konnte, bald für den Rest der Wanderung gut sichtbar.
Unser Weg führt als kleiner Wanderpfad, der auf den Karten wahrscheinlich gar nicht offiziell nummeriert ist, direkt unterhalb von Nebengipfeln der Rotwand direkt auf deren Gipfel zu. Ein wenig unterhalb rechts sieht man das Rotwandhaus, in dem wir später eingekehrt sind und einen tollen Kaiserschmarrn genossen.
Auf dem Gipfel.
Vom Gipfel aus hat man einen tollen Fernblick in alle Richtungen, bis nach Österreich. Viele Wege führen zu ihm, und auch über einen Forstweg ist das ein wenig tiefer gelegene Rotwandhaus zu erreichen. Da ist es natürlich klar, dass man auch entsprechend viele Wanderer auf dem Gipfel vorfinden wird, egal an welchem Tag. Wer alleine sein will, muss wahrscheinlich schon beim Sonnenaufgang oben sein – und selbst dann würde ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dort alleine zu sein.
Wer den oben angesprochenen Rundweg ausprobieren möchte, der sollte hier die Gelegenheit nutzen, sich den Wegverlauf anzusehen, denn man ist nun am höchsten Punkt angekommen. Google Earth zeigt auch noch einen Weg, der direkt vom Gipfel in nördlicher Richtung abgehen soll, aber diesen habe ich nicht bewusst wahrgenommen (ich habe auch nicht nach ihm gesucht).
Rückweg vom Rotwandhaus.
Vom Gipfel auf sieht man schon eine ganze Weile das Rotwandhaus, bei dem wir einkehrten. An schönen Tagen ist die große Terrasse natürlich sehr voll, und die – gute! – Küche hat alle Hände voll zu tun. Daher sollte man sich zu Spitzenzeiten auch mal auf 20 bis 30 Minuten Wartezeit einstellen, bis man sein Essen bekommt. Der Kaiserschmarrn war aber die Wartezeit mehr als wert!
Da es an diesem Tag schon recht spät war und auch anstrengender als gedacht (Grund siehe weiter unten), haben wir uns entschlossen, den eigentlich geplanten Rundweg auf ein anderes Mal zu verschieben und den etwas kürzeren und leichteren Weg zu nehmen, den wir schon vom Hinweg her kannten. Unter viel Gebimmel der Bergkühe, denen es an diesem Tag sichtlich hervorragend ging, wanderten wir also zurück zur Bergstation. Dort tranken wir noch etwas, genossen den Panoramablick – und fuhren zurück ins Tal.
Unglücke können überall passieren!
Auf der Rotwand wird man querbeet alle Sorten von Wanderern vorfinden: Kinder, Pensionäre, Flachland-Tiroler und Bergfexe. Kein Wunder, es ist ein leichter Berg – auf dem Papier.
Am Tag meiner Wanderung wurde man auf tragische Weise daran erinnert, dass das Wandern in den Bergen immer höchste Aufmerksamkeit erfordert, und dass kleinste Fehltritte im schlimmsten Fall auch an Gipfeln wie diesem zum Tode führen können: In meiner direkten Nähe stolperte ein Wanderer direkt unterhalb des Gipfels und stürzte etwa 30 Meter den steilen Hang hinab. Dabei überschlug er sich mehrfach, ohne Chance auf einen kontrollierten Sturz, kollidierte mit einigen Steinen und Felsen und kam ein wenig unterhalb von uns zum Liegen.
Natürlich waren direkt einige Wanderer (und ich auch) zur Stelle, leisteten erste Hilfe, riefen die Bergwacht etc. Der Wanderer hatte ein unglaubliches Glück im Unglück. Neben vielen anfangs stark blutenden aber eher oberflächlichen Kopfwunden und vielleicht einem gebrochenen Knochen war er ansprechbar und anscheinend ohne ernsthaftere Verletzungen. Er wurde später mit dem Hubschrauber in die Klink gebracht und so wie es aussah, hat er keine bleibenden Schäden zu befürchten. Er hätte aber auch genauso gut tot sein können.
Warum ich das schreibe?
Weil es uns an verschiedene Dinge erinnern sollte, wenn man in den Bergen unterwegs ist: Sei wachsam, überschätze nicht Deine Fähigkeiten, sei angemessen gekleidet – und verliere nie den Respekt vor dem Berg! Auch wenn um Dich herum Dutzende von Wanderern sind – das nimmt dem Berg nichts von seiner potenziellen Gefahr! Der oben genannte Wanderer war erfahren und von Kopf bis Fuß passend gekleidet, und dennoch ist er gestürzt.
Aber die wichtigste Regel: Auf dem Berg hilft man sich gegenseitig! Beherzigt diese Regel, wenn ihr in eine ähnliche Situation kommt – aber bringt euch dabei nicht selbst in Gefahr!
Danke an die Bergwacht, insbesondere die Bergwacht Schliersee für ihre ehrenamtliche Hilfe!
Die Wanderung fand am 14. August statt.
Auf Bergtour-Online ist eine schöne alternative Strecke beschrieben, die auch zur Rotwand führt.