Konr@d: Das erste deutsche IT Lifestyle Magazin.
In den späten 1990er Jahren erschien mit Konr@d ein Magazin, das eine Brücke zwischen den IT Nerds und hippem Lifestyle schließen wollte. Es war verblüffend gut!
Konr@d – Der Mensch in der digitalen Welt.
Benannt nach dem großen deutschen Computerpionier Konrad Zuse, erschien die erste Ausgabe von Konr@d im August 1997. Zufällig war ich von der ersten Ausgabe an mit dabei, das Magazin fesselte mich. Zum ersten Mal schien eine Zeitschrift die junge digitale Generation zu verstehen (ich war damals gerade 25 geworden) und schrieb über Themen, die uns interessierten.
Gleichzeitig schaffte Konr@d den Spagat, auch für Menschen außerhalb der IT Branche gut lesbar zu sein. Und auch das gesamte Layout und die Aufmachung zeigten, dass hier kein Fanzine verkauft wird. Man merkte es, dass hinter der Zeitung der große Gruner + Jahr Verlag stand, und im Titel wurde auch visuell die redaktionelle Verbindung zur Mutterzeitschrift „Stern“ deutlich gemacht.
Das Motto war anfangs „Der Mensch in der digitalen Welt.“ und wurde mit Ausgabe 8 um „Computer. Lifestyle. Zukunft.“ ergänzt.
Sex sells.
Natürlich war schon in der ersten Ausgabe mit Sex der große Aufmacher gefunden: Online flirten, chatten, verlieben.
Ja, liebe Besucher: Parship (seit 02/2001), ElitePartner (seit 04/2004), FriendScout24 (seit 2000) sind keine Erfindung der 2010er Jahre. Computerfreaks wussten schon früh, welche neuen Möglichkeiten sich durch vernetzte Rechner boten :).
In unseren Rechnerräumen an der Uni hing lange Zeit (das war in der ersten Hälfte der 1990er Jahre) ein Poster, das einen typischen Unix-Desktop zeigte. Dabei war als Desktophintergrund ein Bild einer nackten Frau zu sehen, und einige Fenster verdeckten sie strategisch geschickt zumindest teilweise. Darüber war folgende Frage zu lesen: „Findet Dein Sexualleben auch nur an der Oberfläche statt?“ Unglaublich weitsichtig, wie ich meine. (Btw: Kann mir das jemand besorgen?)
11 nutzlose Informationen. Herrlich!
Kleine Randbemerkung: Das Anfang der 1990er sehr populäre „GIF“ Dateiformat für Grafiken und Bilder stand in manchen Kreisen stellvertretend für „Girls In Files“…
Und so erschien Ausgabe um Ausgabe von Konr@d, mal mit mehr, mal mit weniger interessanten Themen. Aber immer zu einem hohen Anteil „lesbar“ und interessant. Auch viele ständige Rubriken, wie z.B. die „11 nutzlose Informationen“ wurden schnell zum Kult.
Leider schaffte es Konr@d nicht, dauerhaft Fuß zu fassen. Andere Magazine, wie z.B. „Tomorrow“, begannen um die Leserschaft zu buhlen. Teilweise waren diese günstiger, teilweise erschienen sie in kürzeren Abständen (die Konr@d erschien zweimonatlich). Ich denke rückblickend (leider), dass der Inhalt zu anspruchsvoll war und die Masse doch lieber seichte und leichter konsumbierbare Artikel wollte.
Ende mit Ausgabe 13.
Und so war mit der Ausgabe 13 (welch Ironie!) im Dezember 1999 das Ende gekommen, das Magazin wurde eingestellt. Zu dieser Zeit lebte ich gerade in Japan, und ich fragte mich, wann endlich die neue Konr@d in meiner Post ist. Erst viel später wurde mir klar, dass die Produktion eingestellt wurde.
Aber alle 13 Ausgaben befinden sich noch in sehr gutem Zustand, und ich lese auch wirklich heute noch hin und wieder den einen oder anderen alten Artikel. Manche sind sehr zeitlos, wohingegen ich bei einigen mittlerweile arg schmunzeln muss, weil sich die heutige Realität so von der damaligen Vision unterscheidet.
Ich habe die Konr@d damals vermisst – die Alternativen wie Tomorrow kamen bei Weitem nicht an die Qualität heran.