1991: Interview Factor 5 #2: Das Entwicklungssystem.

Der dritte Artikel aus meinem kleinen Interview-Zyklus, den ich Ende 1991 mit Boris Schneider-Johne und Thomas Engel von Factor 5 hatte. Hier ist nun der vorerst abschließende Teil: Das Entwicklersystem von Factor 5, mit dem sie für Mega Drive und Super Famicom entwickelten.

Große Ehre für mich.

Ich hatte bereits geschrieben, wie es vor über 22 Jahren dazu kam, dass ich einige Berühmtheiten der Computerspielszene interviewte. Mit Thomas Engel von Factor 5 hatte ich mich danach noch ein zweites Mal getroffen, um mehr über ihr Entwicklersystem „Pegasus“ zu erfahren. Zu dieser Zeit wohnten wir keine 50 Kilometer entfernt und teilten unser Studien-Hauptfach (Informatik). Mich würde interessieren, ob Thomas Engel sein Studium erfolgreich abgeschlossen oder ob er sich irgendwann ganz der Spieleentwicklung verschrieben hat…

Also fuhr ich nach Kaiserslautern und betrat die Studentenbude von Thomas Engel… Fotos existieren glaube ich leider nicht mehr, aber in meiner Erinnerung war die Bude vollgepackt mit Hardware: Amiga, PC, Bridges, Mega Drive… alles, was ein Entwickler eben braucht.

Das Interview selbst war schnell Nebensache. Viel zu interessant und aufregend waren diese einzigartigen Rechner, die ich da vor mir sah. Und erst die legendäre Software: Der Leveleditor von Turrican! (Damals waren Leveleditoren nicht frei erhältlich.) Hier sah ich Dinge, die nur ganz wenige Menschen sehen durften. Sicher, es geht „nur“ um Videospiele – aber es war etwas ganz Besonderes zu dieser Zeit. Heute wäre es vielleicht damit vergleichbar, dass man im Inner Sanctum der Entwickler von Diablo 3 oder World of Warcraft stehen würde.

Folglich ist das eigentliche Interview auch recht knapp gehalten. Ich habe die Antworten erweitert, um die Lesbarkeit zu erhöhen, sonst wäre es nur eine Ansammlung von Stichwörtern. Daher sind die Antworten auch nicht wörtlich so von Thomas Engel gegeben worden, wie hier niedergeschrieben. Links ist der Scan der Originalmitschrift zu finden. Die Antworten verteilen sich doch großzügig über ganze 8 Zeilen… :). (Hinweis: Alle inhaltlichen Fehler, falls es welche geben sollte, gehen natürlich auf meine Kappe.) Viel Spaß!

Interview mit Thomas Engel von Factor 5 zu ihrem Entwicklersystem „Pegasus“, mit dem sie für Super Famicom und Mega Drive entwickelten.

(Genaues Datum unbekannt. Irgendwann Ende 1991/ Anfang 1992.)

Seit wann habt ihr das Entwicklungssystem?

Seit der AMIGA’91 (Anm.: November 1991). Die Auslieferung begann offiziell im Dezember.

Was braucht man, um damit zu entwickeln?

Das Systemhandbuch (erhältlich auf Deutsch und Englisch).

In welchen Sprachen entwickelt Factor 5?

Spiele: In Assembler. Das Entwicklungssystem wurde in einer Mischung aus C und Assembler entwickelt.

Was kostet denn dieses Entwicklungssystem?

Wenn man für den Amiga entwickeln will: 900 DM. (Steckkarte für den PC mit Kabel.)

Für das Mega Drive: 7.000 DM. (Mini-PC Tower mit intern eingebautem Mega Drive und statischem RAM als Modulersatz.)

Wie viele andere deutsche Firmen haben zur Zeit auch Entwicklungssysteme für Super Famicom bzw. Mega Drive?

In Deutschland nur noch Blue Byte (wobei diese vielleicht auch auf das Pegasus-System umsteigen).

Wie unterstützt euch das Mega Drive, was die Entwicklung angeht?

Es ist einfach eine Spiele-Maschine (Anm.: und daher entsprechend gut in den relevanten Aspekten zu programmieren).

Wie weit seid ihr mit Turrican 3?

Nicht sehr weit… (auf dem Amiga).

Wie zu sehen ist, war das ein sehr kurzes Interview. Dazu kommt auch noch, dass meine Mitschrift sehr knapp und leider auch nach so vielen Jahren nicht ganz eindeutig zu verstehen war. Ich hoffe daher, dass ich alles korrekt wiedergegeben habe. Wenn nicht, bitte ich um eine kurze Richtigstellung, und ich korrigiere das dann natürlich postwendend.

Das könnte dich auch interessieren …

2 Antworten

  1. 1. Dezember 2024

    […] Mit Factor 5 (Erstes Interview hier, zweites Interview hier.) […]

  2. 1. Dezember 2024

    […] Ich bin glücklich, dass ich damals mit dabei war, als die Computer ihren Weg in die Privathaushalte fanden. Und ein wenig stolz, dass ich auch etwas dazu beigetragen habe, was auch heute noch zumindest teilweise im großen Lexikon der Amiga-Szene zu finden ist. Oder über das in Zeitschriften berichtet wurde (siehe links), wie das Interview mit Boris Schneider oder Factor 5 (Teil 1 und Teil 2). […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.