Die Höllentalklamm!
Ein Klassiker in den bayerischen Alpen: Die Wanderung durch die Höllentalklamm! Sie ist, neben der Partnachklamm einige Kilometer entfernt, die zweite der berühmten Klammen im Gebiet um Garmisch-Partenkirchen.
Und los geht’s!
Im Vergleich zur Partnachklamm ist die Höllentalklamm für Wanderer in allen Bereichen die bessere Wahl, denn der Weg ist wesentlich spektakulärer und aufgrund des Höhenunterschiedes und der Wegstrecke nicht von ganz so vielen Touristen überlaufen. Dennoch sind mehr als genügend Wanderer unterwegs und man sollte früh aufbrechen, wenn man ein wenig in Ruhe wandern möchte.
Von Grainau (genauer: dem Ortsteil Hammersbach) führt der Weg einige hundert Meter durch den Ort, bis man innerhalb von wenigen Metern zwei Schilder findet, die verschiedene Wege zur Höllentalklamm kennzeichnen. Wenn man aus der Richtung des Wanderparkplatzes kommt, sollte man den ersten Weg nehmen (bevor man den Hammersbach überquert). Dieser führt als Wanderweg (kein Forstweg) in Serpentinen gleich einige Meter höher in den Sagenwald, und ist nach meiner Meinung der wesentlich angenehmere Weg als die „traditionelle“ Route über die Forststraße. Letzterer beginnt zwar recht flach und begleitet eine Weile den Hammersbach, aber dafür muss man kurz vor der Klamm in kurzer Zeit recht viel Höhe überwinden. (Auch wenn man offensichtlich den Sandalen-Touristen entgegengekommen ist und kürzlich den Weg durch mehr Serpentinen verflacht hat.) Der Wanderweg durch den Sagenwald steigt direkt zu Beginn ein wenig steiler an, dafür flacht er aber nach etwa 20 Minuten deutlich ab und bleibt bei einer angenehmen Steigung bis zum Eingang der Klamm, wo sich beide Wege wieder vereinen.
Abzweigung zum Stangensteig – nicht beim Aufstieg!
Kurz bevor man zum ersten Mal den Einstieg in die Klamm sehen kann, zweigt nach rechts der „Stangensteig“ ab. Dieser Steig trifft hinter der Klamm wieder auf den normalen Weg und ist ein beliebter Rückweg, wenn man nicht zweimal durch die Klamm wandern möchte. Außerdem führt dieser Steig über die spektakuläre „Eiserne Brücke“, die in einer Höhe von 73 Metern die Klamm überquert. Als Aufstieg ist der Steig weniger zu empfehlen, wenn man etwas Kondition sparen möchte, denn er steigt schnell noch weitere 200 Höhenmeter. Dafür ist er ein schöner Rückweg, aber man sollte recht trittfest und schwindelfrei sein, denn es geht an vielen Stellen kurz neben dem Steig steil und tief bergab – ein Sturz würde an diesen Stellen mit ziemlicher Sicherheit tödlich enden!
Der Blick auf den Einstieg.
Auf einmal öffnet sich der Wald, und man wird mit einer verwunschenen Szenerie verwöhnt, die an einen Märchenwald erinnert. Fast schon schwebend scheint die Höllentaleingangshütte an einer Felswand angebracht zu sein und man kann sich nicht vorstellen, wo hier noch ein Weg abzweigen sollte. Dort sollte man rasten und den Blick zurück über das Tal genießen. Und wenn man seinen Regenponcho vergessen hat – am Eingang zur Klamm kann man Ponchos kaufen.
Die Klamm.
Direkt hinter dem Eingang kann man noch ein kleines „Museum“ besichtigen, und dann beginnt die Klamm… Unmittelbar wird es kühl und feucht, der kleine, eben noch unscheinbar wirkende Bach verwandelt sich in einen reißenden Gebirgsfluss und der Weg schlängelt sich, meist in den Felsen gehauen, eng daneben. Manchmal verwandelt sich der Weg auch in einen Tunnel, sogar mit mehreren Etagen, die man über eine in den Fels gehauene Wendeltreppe erreicht. Hier sollte man auf jeden Fall einen guten Regenschutz dabei haben, denn es wird bei jedem Wetter garantiert feucht – nicht wegen des Flusses, sondern vom Wasser, das von oben bzw. von den Seiten in die Klamm läuft. Im Sommer kann es schön abkühlen, aber am Ende der Klamm ist man wirklich nass. Wenn dann nicht die Sonne scheint, kann es sehr ungemütlich werden.
Zeugen eines vergangenen Jahrhunderts.
Ziemlich plötzlich öffnet sich dann die Klamm, und man sieht die Reste des alten Elektrizitätswerks, das schon beinahe ein Jahrhundert alt ist und seit 1927 den Naturgewalten ausgesetzt ist. Viele Jahre wird es nicht mehr dauern, und dann dürften auch die letzten Reste zwischen dem anderen Geröll nicht mehr auffindbar sein. Hier kann man, wenn man noch ein wenig weitergeht, eine schöne Rast direkt am Fluss machen. Kurz nach der Klamm windet sich nämlich der Weg wieder rechts den Berg hinauf, und wenn man statt dessen noch wenige Meter dem Fluss folgt, findet man genügend Platz für eine ruhige, ungestörte Pause. Ungefähr an dieser Stelle findet auch der Stangensteig wieder zu uns.
Das letzte Stück bis zum Ziel.
Jetzt muss man nochmal ein wenig die Zähne zusammenbeißen, denn die nächsten 15 Minuten sind wieder deutlich steiler als zuvor. Aber die Anstrengung ist es wert: Auf einmal weitet sich das Höllental zu einem großen Kessel, und bei schönem Wetter bietet sich dem Wanderer ein Panorama, das man normalerweise 1.000 Meter höher erwarten würde. Bis in den Juni hinein kann man hier auch noch einige Schneebretter sehen. Von hier verzweigen drei beliebte Wege, die sich in ihrer Schwierigkeit immens unterscheiden:
Zum Kreuzeckhaus, das nochmal ca. 300 Höhenmeter entfernt ist und das man in ca. 3 Stunden erreichen kann – die einfachste der drei Routen.
Die zweite Route würde nochmal 800 Höhenmeter nach oben bedeuten, und über die Riffelscharte (2.161 m) zum Eibsee (973 m) führen. Ganz bis zum Eibsee muss man nicht: Wenn man mit der Zugspitzbahn anreist, kann man an der Station „Riffelriss“ auf einer Höhe von 1.640 m aussteigen und dann weiter zur Riffelscharte wandern, was nicht weiter anstrengend ist.
Der Königsweg aber ist der Aufstieg zur Zugspitze! Nochmal gute 1.600 Höhenmeter, bis man auf dem Gipfel von Deutschlands höchstem Berg steht. Laut offiziellem Führer sollte das in 5 Stunden geschafft sein – das lasse ich mal unkommentiert…
Das Ziel der Wanderung: Die Höllentalangerhütte.
Und nach ungefähr 600 Höhenmetern Aufstieg ist es dann geschafft: Das Ziel, die Höllentalangerhütte (momentan im Neubau, Eröffnung wahrscheinlich Frühjahr 2015). Hier darf man getrost an einer schönen schattigen Stelle eine ausgiebige Rast machen und den unglaublichen Talkessel bewundern, in dem man sich gerade befindet. Definitiv eines der beeindruckendsten Motive, das ich in den bayerischen Alpen bislang gesehen habe. Solche Panoramen findet man wirklich normalerweise ein gutes Stück höher. Mein 360 Grad Panorama kann diese Imposanz nicht annähernd einfangen. Wie Morpheus in „The Matrix“ schon sagte: „Unfortunately, no-one can be told what the Matrix is – you have to see it for yourself!“
Abstieg-Alternative: Der Stangensteig.
Normalerweise würde der Rückweg identisch zum Aufstieg sein, aber wenn man noch etwas Kraft in den Beinen hat und trittsicher & schwindelfrei ist, dann sollte man den Stangensteig nehmen. Prinzipiell geht er über der Klamm auf einem gleichmäßig ebenen Höhenniveau, aber an einigen Stellen muss man auch wieder ab- und aufsteigen, so dass man am Ende doch wieder bestimmt 100 Höhenmeter mehr auf den Beinen hat, und abkürzen ist unmöglich – wenn man mal dabei ist, muss man da durch! Der spektakuläre Höhepunkt ist die bereits erwähnte „Eiserne Brücke“, die über die Klamm führt. Im Vergleich mit dem normalen Tageslicht ist es in der Klamm so dunkel, dass man den Boden gar nicht sieht.
Wenn man die Klamm hinter sich gelassen hat, wandert man noch eine Weile parallel zum Hinweg – nur eben weit über 100 Meter höher, direkt am Fels. Natürlich hat man hier eine unglaubliche Aussicht, die einen zum Verweilen einlädt.
Die Wanderung fand am 10. Juni 2014 statt.
Eine Antwort
[…] Jahr 2014 wanderte ich diese Route bereits zweimal kurz hintereinander (den Bericht von damals kann man hier nachlesen), aber dieses Jahr war ich früher unterwegs. Wie man sehen kann, lag auf den Berggipfeln noch […]