Special Interest: Sega After Burner Arcade-Soundtrack auf Schallplatte!

Japan gilt als Land der Skurrilitäten – da verwundert es nicht, dass es in den 1980er Jahren auch den Soundtrack von Spielhallen-Spielen auf Schallplatte zu kaufen gab.

Sega Game Music Vol. 3: Mein persönlicher Arcade-Soundtrack.

Sega Game Music Vol. 3: Vorderseite

Ja, ihr habt richtig gehört: Die Originalmusik der Arcade-Spiele wurde zum käuflichen Erwerb als „Arcade-Soundtrack“ auf Platte und CD gepresst.

Sega war natürlich gut vertreten, es gab einige Compilations der Sega Game Music zu kaufen. Erschienen sind diese Platten damals auf dem japanischen Label G. M. O. Records. Bei Discogs gibt es ein umfassendes Listing, was diese damals produziert haben – ihr werdet viele, viele Spielhallen-Spiele wiederfinden!

Das genaue Datum kenne ich leider nicht mehr, aber es muss irgendwann im Jahr 1988 gewesen sein, als mir beim Durchblättern der gerade aktuellen Power Play (oder war es sogar noch die Happy Computer???) ein Beitrag ins Auge fiel: Ein kleiner Gaming Shop in Vienenburg importierte auf eigene Faust besagte Soundtracks direkt aus Japan, um sie hier in Deutschland an den Mann zu bringen. Es war kein billiges Vergnügen – wenn ich mich recht erinnern kann, dann betrug der Preis für eine Platte ungefähr das Doppelte, was man für eine normale LP zu dieser Zeit zahlen musste.

Egal, der Fanboy von damals musste so einen „Arcade-Soundtrack“ natürlich sein Eigen nennen, daher wurde zumindest eine Platte bestellt: After Burner! In Japan wurde sie damals für 2.200 Yen angeboten. Das wären Februar 2014 etwas weniger als 16 Euro, den historischen Wechselkurs für 1988 finde ich leider nicht im Internet… [Edit 27.12.2016: Ich habe in der Power Play 01/1989 eine Preisangabe gefunden. Die LP kostete 39 DM, die CD-Fassung 59 DM. Der damalige Kaufwert entspricht fast 1:1 dem gleichen Betrag in Euro.]

Die Spannung steigt – die Lieferung ist da!

Ein paar Wochen später lag dann der Arcade-Soundtrack im Briefkasten: Vom Shop „CWM Thomas Must Computer Soft- und Hardware“ aus Vienenburg kam die gewünschte Platte: „Sega Game Music Vol. 3: After Burner„! Weil der Soundtrack eines Spiels alleine bei Weitem nicht ausreicht, um eine LP zu füllen, waren insgesamt vier Spiele mit ihrem Score vertreten:

TrackSeite 1Seite 2
1After Burner: Maximum Power – Final Take OffSuper Hang on: Opening – Hard Road
2After Burner: Red OutSuper Hang on: Outride a Crisis
3After Burner: Super StripeSuper Hang on: Sprinter
4After BurnerSuper Hang on: Winning Run – Goal – Name Entry
5After Burner: City 202SDI: Illusion
6Alien SyndromeSDI: An Imminent War
7 SDI: Sky Sun
8 SDI: System Down
9 SDI: Satellite Attack – Perfect
10 SDI: We Are Desirous of Peace (Ending) – Blue Moon (Name Entry)

Die Musik war natürlich pure Synthi-Mucke… und wenn man ehrlich ist, dann hört man sich eine solche Musik auch nicht unbedingt zu Hause über die Stereo-Anlage an, denn sie wirkt nur während man spielt und das Adrenalin hoch ist. Die Musik von Out Run (ein weiterer, legendärer Automat von Sega) hatte mir auch damals schon immer besser gefallen.

Und so begleitet mich diese Platte auch schon seit 25 Jahren. Sie gehört neben der Dragon’s Lair Laserdisc sicherlich zu den eher skurrileren Stücken aus meiner Sammlung.

Was wurde aus CWM Thomas Must?

Was wurde aus „CWM Thomas Must“ und wofür stand das „CWM“ überhaupt? („C“ für Computer, „W“ für ??? und „M“ für „Must“?) Google findet nur sehr wenige Treffer, und die führen entweder auf Inserate der Power Play bzw. der ASM um die 1990er Jahre oder auf diesen Artikel von mir selbst. Ich vermute mal, Thomas Must war zu der Zeit ein IT-Nerd mit (vielleicht privaten) Kontakten nach Japan, die er für eine kurze Zeit geschickt genutzt hat, indem er „Special Interest“ Artikel besorgte oder eben Konsolen, die bei uns noch nicht offiziell verfügbar waren.

In der Power Play 12/1990 inserierte er mit dem Hinweis, dass er es ab dem 1. November 1990 ein „neues“ Ladengeschäft in Bad Harzburg mit „über 60qm Ladenfläche“ geben sollte. Über die Zeit wurden die Anzeigen in der Power Play immer größer, zum Beispiel eine ganze Seite in der Power Play 01/1992, der Hochzeit der damaligen Konsolenzeit (Lynx, Neo Geo, PC Engine…). Ein Jahr später Anfang 1993 war es dann wieder eine Viertelseite, und in der Ausgabe 03/1993 der Power Play fand ich das letzte Inserat.

Wahrscheinlich hat sich das Geschäft dann nicht mehr richtig rentiert – oder er hat die Lust verloren: Im Jahr 2019 wird in einem Artikel über „110 Jahre Firma Must, Metall-Container Recycling GmbH“ in Bad Harzburg berichtet, dass „Sohn Thomas, der nach seiner Lehre als Industriekaufmann Betriebswirtschaft studiert hat, […] am 1. November 1995 in den Betrieb“ eingestiegen ist.

Ich denke, wofür das „CWM“ stand, werde ich nicht erfahren, aber was aus dem Versand wurde scheint auf der Hand zu liegen: Mit Erreichen der heißen Phase des Studiums wurde er heruntergefahren und geschlossen, und sein Inhaber trat in das Familienunternehmen ein. Danke dafür, dass ich durch CWM Thomas Must so wunderbare, außergewöhnliche Erinnerungen sammeln durfte. Die LP und das Mega Drive sind auch Ende 2023 noch in meinem Besitz!

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Eine Antwort

  1. 29. Oktober 2024

    […] CWM-Versand, bei dem ich auch die Sega Musik-Schallplatten kaufte, war damals für Japan-Importe erste Wahl. Und so bezog ich mein Mega Drive für 479 DM und […]

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