22.05.2000: Deutsche Woche.

Ups, schon 3 Wochen her, seitdem ich mich das letzte Mal gemeldet habe!?! Das liegt weniger am Mangel an Neuigkeiten, sondern eher am Mangel an Zeit.

Koi in einem See

Wie ich am 1. Mai geschrieben habe, ist die Schulsaison in vollem Gange hier. Und man sollte es kaum glauben, aber das Tempo ist wiederum gesteigert worden. Seitdem wir die neuen Bücher benutzen, geht es hier so richtig rund!

Zum Beispiel Kanji: Mit dem ersten Buch sind wir jetzt fertig (46 Lektionen mit 15-18 Kanji), und wir stürzen uns seitdem auf das neue Buch, welches uns für den nikkyuu vorbereitet. Für Normalmenschen wie mich bedeutet das ein komplett neues Set an Vokabeln und natürlich damit auch Kanji. Und so kam es, dass der deutsche Student jeden Abend fleißig in seiner Studierstube saß und Kanji lernte…

Aber Schluss mit dem Lernen!

Wir alle im Kikuchi-Park.

Was gibt´s Neues von meinem arabischen Freund Abu Nai? Na, da gibt es eine recht drollige Geschichte zu erzählen. Er hat nämlich seit einigen Wochen eine neue (japanische) Freundin. Und eines Abends, … na, kurz gesagt: Seine Bude war zu weit weg, und deswegen hat er Tsui gefragt, ob er nicht denn kurz in seine… gesagt, getan. Tsui, ich und noch einige andere japanische und taiwanesische Freunde sind danach in ein Izakaya gegangen. Das ist eines dieser Restaurants, in die viele Japaner am Abend nach der Arbeit (also so gegen 22:00) noch mit ihren Arbeitskollegen gehen. Wir sind daher gerade am Essen (u.a. leckere Thunfischköpfe und frittierte Fischskelette), als bei Tsui das Telefon klingelt (derzeit ist es das „Mission Impossible“-Thema). Nach einem anfänglichen „Moshi moshi“ („Hallo?“) schaltete er ganz schnell auf englisch um, weil das außer ihm (und mir) keiner am Tisch verstand … und hier sind die wichtigsten Auszüge: „Do you see the red box next to my futon?“ … „Yes, and there are a lot of them…“ …

Müßig zu sagen, dass sich uns Abu Nai für den Rest des Abends nicht mehr anschloss.

Seegurken und Kugelfische.

Und auch diesen Monat hatten wir wieder Wetter, Wetter, Wetter: Zum Beispiel die ersten 3 Taifune des Jahres. Allerdings gingen die ein wenig östlich an mir vorbei. Ansonsten ist es derzeit und auch die letzten Wochen so zwischen 25-30 Grad am Tag und 15-20 Grad in der Nacht. Da der Wind mittlerweile recht heiß geworden ist, fühlt es sich aber wärmer an. Auf Okinawa beginnt derzeit die Regenzeit, so dass bei mir in den nächsten Wochen auch zur Hitze noch der Regen kommt (zum Glück (???) habe ich nicht mehr so viele Wochen vor mir). Was ganz drollig ist: Erstmal laufen hier die Leute schon seit Wochen mit Sonnenschirmen durch die Gegend, und dazu stellen sie sich, wenn sie an einer Ampel warten müssen, in den Schatten. Auch wenn es nur der Schatten einer Straßenlampe ist. So brennt hier die Sonne!

Auch Erdbeben gab es wieder reichlich, und eines davon fand während des Unterrichtes statt, als wir alle gerade im 8. Stock waren. Es war zwar nur knapp Stärke 3-4, aber das Gebäude hat ganz schön gewackelt. Die armen Chinesen von der Anfängerklasse waren ganz schön erschrocken… uns „Profis“ kann so ein Erdbeben mittlerweile nicht mehr schocken.

Auf dem Aso.

Christian war letztes Wochenende hier in Kumamoto, und ich durfte ihm ein wenig die ganzen Sehenswürdigkeiten zeigen. Ich denke, es hat ihm sehr gut gefallen, was nicht zuletzt auch am Essen gelegen haben dürfte. So bekam er die Gelegenheit, sein erstes Basashi (rohes Pferdefleisch auf -Überraschung!- Reis) essen zu können, und am nächsten Tag sind wir in eine Sashimi-Bar (roher Fisch -Überraschung!- ohne Reis) gegangen. Dort, umringt von allerlei exotischen Fischen in Aquarien, schossen wir einige lustige Fotos (auch von Kugelfischen. Die sind ja sooo süß!), was den Koch auf den Plan rief. Da gerade wenig los war, erklärte er uns ausführlich, von welchem Fisch wir gerade was essen, und warum die Eingeweide von diesem Fisch besonders lecker sind. Da an diesem Tag etwas ganz Abgefahrenes herumschwamm – mittlerweile weiß ich, dass es eine Seegurke war -, fragten wir natürlich auch, was denn dieses … Ding … da sei. Er erklärte es uns und meinte „taberu miru?“ („Wollt ihr mal probieren?“) So eine Frage ist für uns natürlich rein rhetorisch, und so hatten wir ein paar Minuten 2 zusätzliche Gänge vor uns stehen, die wir auch nicht bezahlen mussten. Zum Schluss wurden von uns noch ein paar Fotos geschossen – da weiß man, dass man in Japan ist.

Schloss Kumamoto.

Und wenn man Schildkröten im Wasser herumschwimmen sieht, dann ist es auch klar, dass das nicht Deutschland sein kann.

Lust auf Obst? Die Angebote der Woche: 10 Mandarinen für 24 DM, 2 Äpfel für 8 DM, 1 Wassermelone für 100 DM. Das sind eigentlich ganz normale Früchte, aber irgendwie…

Die nächsten lustigen Meldungen gibt’s vielleicht schon in einer Woche…

Bis dahin alles Gute! Olli, 21. Mai 2000

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Eine Antwort

  1. 16. September 2024

    […] handschriftliches Tagebuch geführt habe (und zusätzlich sogar auf GeoCities einen Blog – hier ist der Beitrag vom 21. Mai 2000 zu lesen). Denn es ist eine wunderbare Zeitmaschine, die meine grauen Zellen so in Schwingung versetzt, dass […]

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