08.01.2000: Tokyo bei Nacht.

Und jetzt geht es weiter mit dem versprochenen Tokyo-Bericht. Mittlerweile habe ich auch schon die Fotos vor mir liegen, aber es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich sie ins Netz stellen kann.

Wegen Bombendrohung alle Schließfächer geschlossen… klasse!

Wie im letzten Update ja bereits erwähnt, kam ich am späten Abend des 31.12. in Haneda an. Ihre Aufgabe, Oliver Kilb, falls Sie sie annehmen, ist, um 22:30 am Bahnhof Ebisu (恵比寿), Christian Wagner zu treffen. Falls Sie oder Ihre Freunde sich verfranzen, wird die Deutsche Botschaft jegliche Kenntnis über Ihre Lage schulterzuckend zur Kenntnis nehmen. Dieses Jahrtausend vernichtet sich in Kürze von selbst.

Gut vorbereitet wie ich sein wollte, habe ich mir natürlich einen Stadtplan und einen Führer mit den Bahnlinien besorgt. Aber dennoch: Es bleibt schwer, denn Tokyo ist, laut SPIEGEL, derzeit knapp 25 Millionen Einwohner stark. Außerdem sprechen wir über eine Flächenausdehnung, die so knapp der des Saarlandes entspricht. Mein U-Bahn (chikatetsu, 地下鉄) Führer führte dann knapp 300 Stationen auf. Doch da fehlen dann noch die JR (Japan Railways), Shinkansen (新幹線) und sonstigen Bahnlinien. Nur, um mal einen Eindruck zu vermitteln – es gibt durchaus genügend Möglichkeiten, in die falsche Linie zu steigen. Aber – auf der anderen Seite ist es wiederum leichter, als man vielleicht vermuten würde, denn es ist mal wieder alles ganz hervorragend organisiert, und zur Not sind an jeder Station freundliche Angestellte, die einem gerne weiterhelfen.

Silvester 1999/2000 in Tokyo

Erfolgreich in Ebisu angekommen, musste ich auch nicht lange warten, bis die Anderen ankamen. Und dann ab zur Party. Die angesagteste Party des Jahrtausends stieg – wie abgefahren! – in einem japanischen Tempel, dem Meiji (明治) – Tempel. Die Veranstalter hatten anscheinend kräftig Werbung gemacht, denn die Party-Crowd war schätzungsweise in den 100.000en. Und so gegen Mitternacht gabs dann ne Live-Performance… Der Meiji-Tempel ist von einem großen Park umgeben und liegt direkt im Zentrum von Tokyo, in relativer Nähe zum Kaiserpalast. Der Name stammt von dem Kaiser, der von 1868-1912 geherrscht hatte. Um Mitternacht wurden dann diverse Riten vollzogen, unter anderem auch die rituellen Gongschläge (108, wenn ich mich nicht irre), und dann war das neue Jahr offiziell da.

Anschließend hat sich unsere Gruppe getrennt. Während die eine Hälfte Richtung Strand gepilgert ist, um den ersten Sonnenaufgang des Jahrtausends zu sehen, sind Christian, Anatol und ich „auf die Piste“. Natürlich war an diesem Abend die Hölle los, aber zum Glück haben wir noch ein paar schöne Plätze entdeckt, an denen es ganz gemütlich war. Und wo man auch mal noch was essen konnte, denn das war zu diesem Zeitpunkt ganz wichtig. Am nächsten Morgen konnte ich dann gerade noch für ein paar Stunden im Hotel einchecken, pennen, und dann wieder auschecken, da wir das Hotel wechseln mussten.

Silvester 1999/2000 in Tokyo. Karaoke-Zone in Roppongi! 港区六本木5丁目1−6

Tokyo hat verschiedene Stadtzentren, in denen immer was los ist: Roppongi (六本木), Shinjuku (新宿) und Shibuya (渋谷) sind wohl die bekanntesten – aber nicht die einzigen. Und die haben wir dann auch so nach und nach abgeklappert. Dabei geholfen hat uns natürlich, dass wir einen Ortskundigen (Anatol) bei uns hatten. Alles in allem war es wirklich mal was Anderes. Auch die einzige negative Ausnahme des Abends war so gesehen drolig: Das „Gas Panic“ – eine angesagte Kneipe. Allerdings recht strikt. Den Eingang ziert bereits ein nettes Plakat:“Wenn Sie das Gas Panic betreten, muessen Sie einen Drink bestellen.“ OK, so weit ja noch verstaendlich. Kaum drin, wird man wirklich von einer Bedienung abgefangen, was man denn trinken moechte. Tja, und wenn dann die Blicke durch das Lokal schweifen, dann sieht man die netten Plakate wie: „Tanzen verboten!“, „Wenn Sie ausgetrunken haben, muessen Sie einen neuen Drink bestellen. Wenn Sie keinen Drink bestellen, muessen Sie gehen.“, „Nicht vor der Kasse stehen!“ usw… In regelmäßigen Abstaenden kommen dann auch wirklich die Bedienungen vorbei (die schleichen eher wie Jäger!) und schauen nach, ob Dein Drink schon leer ist. Wenn Du eine Dose hast (Dosenbier fuer 14 DM…), dann kann es sogar sein, dass sie Dir in die Dose leuchten, ob noch was drin ist – sehr ungemütlich, und außerdem mit lauter GIs gefüllt. Also ab woanders hin.

Sehr angnehm war dann tagsüber der Besuch in einer Kaiten Sushi Bar (回転寿司). Das ist eine von diesen Dingern, wo die Sushi am Fließband vorbeizieht. Recht günstig und wie immer sehr lecker. Das gibt’s auch bei mir in Kumamoto, hehehe.

Christian ist dann weitergefahren zu den Eltern von Kaori, und ich bin nach Kumamoto zurueckgekehrt. Dort angekommen, durfte ich mir vorgestern erstmal ein neues Fahrrad kaufen, da die Speichen am Hinterrad meines alten Fahrrades plötzlich abbrachen.

Und meinen ersten Haarschnitt habe ich jetzt auch hinter mir. Gottseidank hat der Friseur nochmal nachgefragt, bzw. mir Modelfrisuren gezeigt, sonst hätte ich jetzt einen Irokesen-Schnitt (Die Formulierung „An der Seite ganz kurz und oben nicht so kurz“ scheint da gewisse Gefahren zu beherbergen…) Mit einer ordentlichen Frisur („Reaktivierter Haarschnitt“, Rudi!) und um 4.400 Yen (derzeit knapp 85 DM) ärmer habe ich dann den Laden verlassen. Zwei Dinge muss ich Leuten noch mit auf den Weg geben, die vielleicht ähnliches ausprobieren wollen: 1.) Es ist völlig normal, wenn Dir der Friseur auf einmal auf die Schultern klopft und mit einer Massage beginnt. 2.) Auch in Japan sind die Gesprächstthemen bei Friseuren die Üblichen.

Und noch eine Anmerkung zum Schluss:

Erstmal kann man jetzt unter www.xxxxxxxx.de die ersten Fotos aus Japan betrachten. An dieser Stelle nochmal „Danke“, Stefan, für die Arbeit.

Dann habe ich dank meiner Freunde bei Media Nova seit gestern ein Notebook zur Verfügung. Wie sich das äußert, kann man ja bereits jetzt schon sehen. Wenn ich ein wenig Freizeit haben sollte, werde ich vielleicht das Alles hier noch ein wenig aufpäppeln. Bis dahin möchte ich mich auch dafür entschuldigen, dass ich jetzt vielleicht einige dazu gezwungen habe, sich das Flash 4 – PlugIn zu besorgen. Aber es hat mir eben in den Fingern gejuckt. Übrigens habe ich bei eben diesem Notebook meinen bisher einzigen Y2K-Bug entdeckt: Der Computer war der festen Meinung, wir hätten den 4. Januar 1980, aber nachdem ich die Uhr neu gestellt hatte, war alles paletti. Sogar das Schaltjahr 2000 berechnet er richtig.

OK, bis zum nächsten Mal Olli, 8. Januar 2000

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